Griechenland: Banken spielen Euro-Austritt intensiv durch
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Berlin (BoerseGo.de) - Die großen Banken spielen einen Euro-Austritt Griechenlands offenbar bereits intensiv durch. Schon seit Monaten bereite sich die Kreditwirtschaft auf diesen Fall vor, berichten Berater, die Banken dabei unterstützen, gegenüber der Tageszeitung "Die Welt". "Die großen Banken haben alle längst ihre Hausaufgaben gemacht", so Bernd Richter, Partner und Bankenexperte bei der Beratungsfirma Capco. In ihren Schubladen lägen detaillierte Pläne, was zu tun wäre.
Allerdings hängen die Banken die Planspiele nicht an die große Glocke. In der Regel sei nur ein kleines Projektteam eingeweiht. Ihre erste Aufgabe bestehe darin, Informationen zu sammeln, wo die Bank betroffen wäre, wenn Griechenland plötzlich zur Drachme zurückkehren würde. Vor allem gelte es, den ganzen Darlehensbestand abzuklopfen, da Kreditforderungen gegenüber griechischen Kunden in die neue Währung umgewandelt und damit wohl deutlich an Wert verlieren würden.
Noch komplizierter sei es im Derivatebuch, also bei all den Wechselkursabsicherungen, Zinsswaps oder sonstigen Finanzwetten, die in den Büchern einer typischen Großbank stehen. Zudem müsse man sich darauf einstellen, dass der Euro gegenüber dem Dollar oder dem Franken an Wert verlieren würde und die Aktienmärkte erst einmal einbrechen, erklärt Daniel Kapffer, der beim Beraterhaus Accenture Experte für Risikomanagement ist. Außerdem müsse man damit rechnen, dass in der allgemeinen Unruhe die Finanzierung der Banken untereinander zusammenbrechen würde. Flüssige Mittel gäbe es vorübergehend wohl nur von der Zentralbank.
"Wer seine Hausaufgaben gemacht hat, für den ist der Austritt technisch auf alle Fälle machbar", sagt Richter. Während das für die führenden Adressen aus seiner Sicht zutreffe, sehe es bei kleinen und mittelgroßen Häusern oft anders aus. Diese Institute seien vielfach damit ausgelastet, neue regulatorische Anforderungen wie den Eigenkapitalstandard Basel III umzusetzen.
So mancher Sparkassen- oder Volksbankdirektor dürfte zudem darauf zählen, von einem solchen Szenario wenig betroffen zu sein. Doch das könnte sich als Trugschluss erweisen: Hat ein Mittelständler wichtige Exportkunden in Griechenland, könne er durch den Euro-Austritt selbst in Not kommen - und mit ihm seine Hausbank.
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