Fundamentale Nachricht
15:59 Uhr, 19.03.2015

Griechenland am finanziellen Abgrund

Griechenland hat ein großes Liquiditätsproblem. Kurzfristig sind offenbar €2-3 Mrd erforderlich, um die laufenden Verpflichtungen aufrechtzuerhalten. Zudem hat sich die Kapitalflucht wieder verschärft.

In Griechenland ist es mit Blick auf die finanziellen Probleme des Landes offenbar fünf vor Zwölf! Vizeregierungschef Giannis Dragasakis räumte heute im griechischen Fernsehen ein, dass Griechenland ein großes Liquiditätsproblem hat. "Wir laufen Gefahr, ohne Geld zu bleiben", sagte Dragasakis. Um einen finanziellen Engpass zu vermeiden, sei Athen auf die Unterstützung der europäischen Partner angewiesen. Seit August habe Griechenland keine Kredittranche aus dem Hilfsprogramm mehr erhalten. Der Staat hat in dieser Zeit alle finanziellen Verpflichtungen erfüllt. Nun scheint das Land aber an seine Grenzen zu kommen.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat die finanzielle Lage Griechenlands als "gefährlich" bezeichnet. Kurzfristig seien zwei bis drei Milliarden Euro erforderlich, um die laufenden Verpflichtungen aufrechtzuerhalten, sagte er im Deutschlandfunk. "Die Zeit wird knapp", warnte er.

Nach einer kurzfristigen Einigung mit den europäischen Partnern sieht es derzeit aber nicht aus. Die Gespräche mit den internationalen Geldgebern wurden gestoppt und die Vertreter der "Institutionen" kurzerhand vor die Tür gesetzt. Athen zeige keinerlei Kooperationsbereitschaft, kritisieren die Vertreter der Troika. Dragasakis hat den Kontrolleuren dagegen vorgeworfen, sie ließen die Regierung in Athen nicht ihre Gesetze so umsetzen, wie sie es sich vorstelle. "Sie lassen die Regierung nicht regieren".

Heute Abend soll es am Rande des EU-Gipfels zu einem Krisentreffen des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras mit Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande kommen. Außerdem sollen EU-Ratspräsident Donald Tusk, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, EZB-Chef Mario Draghi sowie Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem dem Treffen beiwohnen. Bundeskanzlerin Merkel erwartet beim EU-Gipfel noch keinen Durchbruch in der Griechenland-Krise. Kein Treffen im kleinen Kreis könne und werde die Vereinbarungen Griechenlands mit den drei Institutionen EU, EZB und IWF sowie der Eurogruppe ersetzen, sagte Merkel.

Unterdessen hat die EZB Griechenland weitere ELA-Notkredite in Höhe von 400 Millionen Euro gewährt. Das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Griechische Banken benötigen Geld, die Möglichkeiten der nationalen Zentralbank zu deren Geldversorgung seien aber fast erschöpft, betonte Schulz. Das hängt mit der massiven Kapitalflucht zusammen. Nach Angaben von Insidern haben Anleger allein gestern fast 300 Millionen Euro von den Konten der griechischen Banken abgezogen. Das ist der höchste Wert seit dem 20. Februar.

Wie prekär die Lage ist, zeigt auch ein Bericht der griechischen Zeitung "Kathimerini". Demnach will sich die griechische Regierung Geld von den staatlichen Versorgern wie Athens Water und Public Power Company leihen. Vor zwei Wochen berichtete bereits die FAZ, dass Rentenkasse und Pensionsfonds des Landes angezapft werden, um kurzfristige Verpflichtungen erfüllen zu können. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands ist also größer denn je.

5 Kommentare

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  • mkgeld
    mkgeld

    die Griechen können sich gern Moskau anschließen. Offenbar brauchen die Sozis immer klare Ansage Hautsache sie kommt aus Moskau dann wird alles angenommen. Das einzige was bei diesen linken Typen zählt ist der Protest gegen die westliche Welt ohne die sie eigentlich gar nicht existieren können. Griechenland ist nicht nur Peanuts sondern Fliegenschiss und warum will die EU unbedingt Griechenland im Euro halten. Wir Deutsche sollten einfach aussteigen und den Euro den Schwachen überlassen und fertig.

    23:47 Uhr, 19.03.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Otua
    Otua

    Irgendwie ist das der totale Wahnsinn was da abgeht.

    Solange die EU ständig verkündet, Griechenland solle um jeden Preis im Euro gehalten werden,

    wird die griechische Regierung ihr Verhalten nicht ändern.

    Warum auch ?

    Die Botschaft ist doch eindeutig: Wir (die EU) lassen Griechenland schon nicht pleite gehen.

    Ich vermute mal die halbe Welt hält sich die Bäuche vor lachen bei der Groteske die die EU da abliefert !

    19:47 Uhr, 19.03.2015
  • bembes
    bembes

    Hoffentlich kommt sie endlich.............die Zahlungsunfähigkeit................Konkursverschleppung ist eigentlich strafbar....aber nicht bei den Politikern !!

    17:52 Uhr, 19.03.2015

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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