Kommentar
09:47 Uhr, 05.11.2019

Greta hat gut lachen

Greta Thunberg kann sich glücklich schätzen. Denn sie wird später einmal vom schwedischen Modell der Altersvorsorge profitieren, das den Bürgern eine kapitalgedeckte Rente sichert. Vorausgesetzt natürlich, dass sie irgendwann einmal einer beruflichen Tätigkeit nachgeht und in die schwedische Altersvorsorge einzahlt.

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Gastbeitrag von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln


Junge Schweden wie Greta müssen sich über Altersarmut glücklicherweise keine Gedanken machen. Ganz im Gegenteil zu den deutschen Aktivisten der “Fridays for Future” Bewegung. Die heutige Jugend in Deutschland muss sich auf harte Zeiten einstellen. Noch bevor die negativen Begleitumstände des Klimawandels spürbar werden, wird die Ebbe im Portemonnaie zum Rentenbeginn einsetzen. Denn während die Jugend jeden Freitag versucht das globale Klima zu retten, verspielt die deutsche Politik die Zukunft der Altersvorsorge einer ganzen Generation. Spätestens in 15 Jahren, wenn die Renten der geburtenstarken Babyboomer zu finanzieren sind, wird das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung an seine Grenzen stoßen.

Die größte Veränderung seit 1957

Dabei ist die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland schon jetzt kein wirkliches Erfolgsmodell mehr. Die Rentenreformen der letzten Jahrzehnte hatten im Ergebnis meistens eine Absenkung der Rentenleistungen zur Folge. Den größten Einschnitt verursachte das 2002 unter der sozialdemokratischen Regierung Schröder eingeführte Altersvermögensgesetz (abgekürzt AVmG). Es stellt die größte Veränderung der gesetzlichen Rentenversicherung seit der Einführung des umlagefinanzierten Rentensystems 1957 dar. Die umlagefinanzierte Altersvorsorge wurde damals um eine kapitalgedeckte Komponente ergänzt. Eigentlich gut gedacht, aber leider sehr schlecht umgesetzt. Denn die Einführung der Riesterrente sorgte zwar für gute Laune in den Vorstandsetagen der Versicherungswirtschaft, ist aber sehr ineffizient, teuer und reicht häufig nicht aus die Rentenabsenkung zu kompensieren.

Deutschland rutscht immer weiter ab

Bereits jetzt rutscht Deutschland im europäischen Vergleich bei der gesetzlichen Altersvorsorge immer weiter ab. Nach einer aktuellen Untersuchung der französischen Investmentbank Natixis finden Ruheständler weltweit die besten Bedingungen für Ihren Lebensabend in Westeuropa. Sieben von zehn der am besten bewerteten Länder liegen in dieser Region.

Deutschland belegt Rang 13 und gehört damit nicht mehr zur Spitzengruppe der Top 10. Vor zwei Jahren noch hatte Deutschland auf dem siebten Rang gelegen. Als wesentliche Problem hat die Studie die Demographie und die hohe Steuerlast in Deutschland identifiziert. Am besten ist die Lebensqualität für Ruheständler in der Schweiz, danach folgen Island, Norwegen und Schweden. Diesen Ländern gemein ist häufig eine hohe kapitalgedeckte Altersvorsorge. Diese wird häufig durch eine hohe Aktienquote, teilweise bis zu 100 Prozent, dargestellt.

Die Politik könnte handeln

Im Gegensatz zum globalen Klimawandel könnte die Politik in Deutschland relativ einfach das Problem lösen. Angeblich wollen ja auch fast alle Parteien die Abgaben und Steuern senken. Leider deckt sich ihr Handeln nicht mit den offiziellen Verlautbarungen. Ganz im Gegenteil.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat ein Lieblingsthema der Sozialdemokraten wiederentdeckt und will endlich die Finanztransaktionssteuer einführen. Ab 2021 soll die neue Steuer gelten. Das ursprüngliche Anliegen war, durch eine Steuer erstens die Banken an den finanziellen Belastungen der Finanzkrise zu beteiligen und zweitens riskante Spekulationen einzudämmen. In der aktuellen Ausgestaltung ist von diesen Zielen nicht mehr viel übriggeblieben. Betroffen wären demnach vor allem private Aktiensparer, die für ihr Alter vorsorgen wollen. Diese sollen künftig beim Kauf und Verkauf von Aktien 0,2 Prozent des Transaktionsvolumens zusätzlich an den Fiskus abführen.

Außerdem plant Scholz die Abschaffung der Abgeltungssteuer. Gewinne aus Aktientransaktionen unterlägen dann der Einkommensteuer. Der Fiskus würde dann nicht wie bisher pauschal 25, sondern bis zu 45 Prozent der realisierten Gewinne einstreichen. Zudem sollen Anleger von der teilweisen Abschaffung des Solidaritätszuschlags ausgenommen sein. Außerdem plant das Scholz-Ministerium die Möglichkeiten zur Verlustverrechnung bei Wertpapiergeschäften weiter einzuschränken.

Der Aktiensparer soll gemolken werden

Statt die private Vorsorge durch hohe Freibeträge und niedrigere Steuern zu fördern, scheint die Politik das Gegenteil erreichen zu wollen. Allerdings scheint man zu wissen, wo die Erträge am höchsten sind. Schließlich gehört die Anlage in Aktien zu den langfristig erfolgreichsten Anlageformen. Hier lohnt es sich scheinbar für den Staat den Sparer zu schröpfen. Im Umfeld von Negativzinsen gibt es derzeit auch wenig Alternativen. Mittlerweile ist es ein offenes Geheimnis, das sich an der derzeitigen Zinssituation wenig ändern wird. Sparer müssen sich für längere Zeit auf niedrige oder sogar Negativzinsen einstellen.

Leider besitzt Deutschland, im Gegensatz zu anderen Staaten, keine Aktienkultur. Statt diese zu fördern, bemühen manche gerne das Feindbild vom raffgierigen Kapitalisten. Da wundert es nicht, dass nur jeder sechste Bundesbürger in der einen oder anderen Form in Aktien investiert. Insgesamt besitzen rund 10,3 Millionen Bürger, die älter sind als 14 Jahre, Anteilsscheine von Unternehmen oder Aktienfonds. In Deutschland arbeitet das Geld weniger für die Sparer als in vielen anderen Ländern. Deutschland hat im Vergleich zu anderen Industrieländern eine vergleichsweise niedrige Aktionärsquote. In den Vereinigten Staaten beispielsweise fördert der Staat aber Alterssicherung über den Kapitalmarkt stärker.

Um die Finanzkompetenz der Deutschen steht es schlecht

Da verwundert es nicht, dass es um die Finanzkompetenz der Deutschen nicht allzu gut bestellt ist. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene haben große Wissenslücken. Die Situation erscheint paradox. Die Rentenlücke wächst, privates Vorsorgen wird wichtiger, doch Menschen am Anfang des Berufslebens verstärken das eigene Sparen nicht. Es ist davon auszugehen, dass das Wissen um die komplexen Zusammenhänge des Klimawandels nicht wesentlich besser ist. Allerdings scheint das Thema die Jugendlichen stärker anzusprechen. Auch wenn der eigene Ruhestand für viele jugendliche Aktivisten noch einige Jahrzehnte entfernt ist, ist die Bedrohung der Altersarmut für eine ganze Generation in Deutschland näher als die Klimakatastrophe. Die eigene finanzielle Zukunft dagegen ließe sich einfach absichern. Greta Thunberg ist das Gesicht einer neuen Jugenbewegung. Meistens schaut sie ernst und verschlossen. Doch in manchen Momenten huscht auch ihr ein Lächeln über die Lippen. Vermutlich denkt sie dann an ihre Rente. Denn diese ist sicher – zumindest in Schweden.


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15 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    >> Greta hat gut lachen
    Ja, hat sie, sie ist schießlich eine Milliardärin!

    Ihr Management hat "ihren" ach so klugen Ideen genauso gut monetarisiert wie es auch die Grünen mit deren Lobby-Arbeit tun.

    Als Schwedin hat sie nicht so gut lachen, denn Schweden ist das zweitblödeste Land der Welt, direkt hinter Deutschland mit deren utopischer Weltretterei und moralischem Narzissmus.

    20:02 Uhr, 05.11.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    so ein Schrottartikel muss erstmal geschrieben werden - bravo

    14:31 Uhr, 05.11.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    was hat das mit Greta zu tun?

    " vorausgesetzt natürlich, dass sie irgendwann einmal einer beruflichen Tätigkeit nachgeht und in die schwedische Altersvorsorge einzahlt"

    14:28 Uhr, 05.11.2019
    1 Antwort anzeigen
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