Kommentar
14:55 Uhr, 09.12.2010

Golfstaaten sagen dem Dollar leise adieu

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Die Produktionskosten eines 159-Liter-Fasses (Barrel) Rohöl liegen in den arabischen Golfstaaten zwischen vier bis sechs US-Dollar. Bei Ölpreisen von mehr als 90 Dollar je Barrel verdienen die Scheichs sehr gut und müssen ihre Öl-Einnahmen wieder investieren. Dort „ist das Geld, dort ist der Wohlstand“, sagte gestern Investmentguru Jim Rogers gegenüber Thomson Reuters. Bisher steckten die Scheichs ihr Geld vor allem in Bundesanleihen der Regierung der Vereinigten Staaten, doch scheint die Sicherheit dieser Anlageform immer mehr in Frage gestellt zu werden. Wie „The National“ aus den Vereinigten Arabischen Emiraten heute berichtet, raten Volkswirte der Dubai International Financial Centre Authority (DIFCA) zum Verkauf von US-Dollars und zum Erwerb von Gold.

Der US-Dollar wird unbeliebt. Russland und China hatten Ende November beschlossen, die US-Valuta im bilateralen Handel gegen Rubel und Yuan auszutauschen. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass die US-Notenbank heute der größte Besitzer von Bundesanleihen der US-Regierung ist. Das Ausland will die Schuldenorgie der Amerikaner nicht länger mittragen.

In Zeiten zunehmender Verunsicherung über den Fortgang der Weltwirtschaft seien Papieraktiven wie Aktien, Anleihen oder andere Wertpapiere keine gute Alternativen, sagt der Chefvolkswirt der Dubaier Finanzaufsicht DIFCA, Dr Saidi. „Das macht Gold attraktiver.“ Die Diversifikation von Teilen der US-Dollar-Reserven in Gold würde helfen, die Rendite der Zentralbanken der Golfstaaten zu verbessern. Sie sind verängstigt, dass die von der Federal Reserve beschlossenen außerordentlichen Maßnahmen wie QE1 und QE2 den US-Dollar in kurzer Zeit schnell abwerten lassen könnten. Da die Golfstaaten ihr Öl vorwiegend in US-Dollar verkaufen, fürchten sie sich um ihre Einnahmen.

Deshalb wollen die Golfstaaten, die für 40% der Weltölförderung stehen, mehr Dollars für ihr Öl. Jeff Rubin, Experte für Energiewirtschaft und früherer Chef-Ökonom und -Stratege der kanadischen CIBC-Bank, weist darauf hin, dass der saudische König Abdullah bereits klar gemacht habe, dass er mindestens dreistellige Ölpreise sehen will, bevor er neue Explorationsprojekte beauftragen wird. Saudi Arabien hat erkannt, dass Öl ein echter Sachwert ist, den sie nicht mehr zu jedem Preis verscherbeln wollen. Sie haben daher die Ölförderraten ihrer Felder zurückgeschraubt, um sie zu schonen.

„Der Wert des Papiergeldes wird ausgehöhlt durch die Verabreichung quantitativer Lockerung in Europa, Japan und den US“, meint DIFCA-Volkswirt Dr Scacciavillani. „Gold ist ein Tauschmittel, dass nicht von politischen Entscheidungen abhängt und eine Funktion als Absicherung gegen steigende Inflation und konjunkturelle Risiken bietet.“ Die Staaten des Golf Cooperation Council, kurz GCC, haben 5% ihrer Reserven in Gold angelegt, was weitaus weniger ist als zum Beispiel in Europa. Dort werden 25% der Reserven durch Gold besichert.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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