Kommentar
12:36 Uhr, 26.06.2013

Goldpreis – Entzug der Liquiditätsdroge wirft seine Schatten voraus

• Kurz vor Ostern notierte der Goldpreis für Langfristbullen noch im (halbwegs) komfortablen Bereich um 1.600 USD. Dies war zwar schon rund 17% unterhalb des Allzeithochs, aber was danach passierte, gab es seit 30 Jahren nicht mehr. Der durch die Federal Reserve quasi angekündigte Entzug der Liquiditätsdroge wirft seine Schatten spürbar voraus.

• Es gab und gibt seit Längerem Spekulationen und mittlerweile auch konkrete Andeutungen um den Einstieg in den Ausstieg der Fed aus ihrem quantitativen Lockerungsprogramm. Der monatliche Geldstrom in Höhe von USD 85 Mrd. muss und wird irgendwann versiegen. Nur die Frage des Zeitpunktes oder der Geschwindigkeit der Rückführung ist und bleibt weiterhin fraglich, da das zukünftige Vorgehen der US-amerikanischen Notenbank von diversen volkswirtschaftlichen Entwicklungen abhängig sein wird. Jegliche Gedankenspiele in dieser Richtung haben den Edelmetallpreis in der Folge massiv belastet, weil insbesondere QE1 bis QE3 für den rasanten Anstieg des Goldpreises verantwortlich waren.

• Ein plötzlicher Entzug wäre Gift für den Goldpreis – für die Marktteilnehmer waren die frischen US-Dollar wie eine Art Droge. Immer mehr Liquidität sorgte für stetige Kurssteigerungen. Das erste Abstürzen des Goldpreises Mitte April hielten wir noch für eine übertriebene Reaktion der Marktteilnehmer inkl. der Trendverstärkung durch den Bruch von Stop-Loss-Marken, die für neuerliche Verkaufswellen sorgten. Der Boden schien dann bei gut 1.320 USD gefunden worden zu sein. Dies war der Moment, wo diverse Zentralbanken – insbesondere die der Schwellenländer – die Gunst der Stunde nutzten und ihre Goldreserven aufstockten. Aber auch in Indien und insbesondere China kamen Privatanleger verstärkt zum Zug, was die physische Nachfrage betrifft. Der dann folgende zwischenzeitliche Anstieg bis auf fast 1.500 USD war jedoch nur von äußerst kurzer Dauer.

• Zum bevorstehenden Quartalsende sackte der Goldpreis nun sogar unter 1.225 USD und notiert damit seit Jahresbeginn 27% niedriger. Das ist relativ betrachtet der bedeutendste Preisverfall seit 1981 auf Quartalsbasis, absolut gesehen sogar der größte Rückgang in der Geschichte. In Euro notiert die Feinunze so tief wie seit April 2011 nicht mehr.

• Für die 2. Jahreshälfte sind wir weiterhin optimistisch, wenn gleich von niedrigeren Niveaus ausgehend. Insbesondere die Zentralbanken der BRIC-Staaten oder anderer Schwellenländer sehen wir als Nutznießer des derzeitigen Abschlags. Es wäre somit keine Überraschung, wenn sich insbesondere China und Russland – aber auch Kasachstan und die Türkei – weiter um die Diversifizierung ihrer Zentralbankbilanz bemühen und Gold kaufen.

• Fazit: Die Party der Fed scheint sich dem baldigen Ende zu neigen – anders lässt es sich nicht konstatieren, wenn man derzeit auf den Goldpreis schaut. Der durch die Federal Reserve quasi angekündigte Entzug der Liquiditätsdroge wirft spürbar seine Schatten voraus. Allerdings sind wir für die zweite Jahreshälfte weiterhin positiv gestimmt, was den Goldpreis angeht, wenngleich auch von niedrigeren Niveaus ausgehend. Die Zukäufe der Zentralbanken aus den BRIC-Staaten oder anderen Schwellenländern sowie die physische Nachfrage aus Indien und China würden zu deutlich niedrigeren Kursen sogar ungleich höher ausfallen. Das würde auch wieder Preise deutlich über 1.100 EUR je Feinunze bedeuten.

Quelle: Nord/LB

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