Goldpreis ächzt unter Dollarstärke
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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
der Goldpreis, der sich noch stärker als Erdöl an der Dollarentwicklung orientiert, ächzt unter der Last steigender Notierungen des Greenback. Die Möglichkeit – oder Gefahr - einer weiteren Dollarerholung in den kommenden Monaten im Lichte sehr hoher spekulativer Long-Positionen in den letzten CoT- Reports zeigt das Rückschlagrisiko im Gold. Gewönne die US-Valuta an Wert, könnte eine Verkaufslavine den Goldpreis bis auf die nächste Unterstützung bei 800 Dollar drücken. Eine Studie der Deutschen Bank besagt, dass die durchschnittliche Zwischenerholung des US-Dollars in den letzten Jahren 12% betrug. Der Euro könnte zum Greenback also noch bis auf 1,45 und darunter fallen. Während dies wohl sicherlich keine dauerhafte Aufwärtsbewegung im US-Dollar wäre, erscheint das Szenario einer temporären Dollarerholung über die Sommermonate in einem Umfeld, in dem die US-Notenbank ein Ende der Zinssenkungen signalisierte und in den USA die Präsidentschaftswahlen bevorstehen, als wahrscheinliches Szenario. Der Goldpreis dürfte daher weiterhin schwach bleiben.
Ein Schwenk zum Öl: Der Vorwurf, dass Ölkonzerne irgendwie schuld an den hohen Ölpreise und steigenden Treibstoffkosten sind, ist nur auf den ersten Blick richtig. Betrachtet man diesen Vorwurf näher, offenbart sich seine Absurdität. Trotz aller Macht und Gewinne sind die internationalen Ölkonzerne in der Krise. Sie schwimmen zwar immer noch im Geld, aber nicht mehr im Öl. Ungeachtet massiver Anstrengungen und Investitionen in die Exploration neuer Felder schaffen es die meisten Konzerne nicht einmal, die fallende Produktion alter Felder mit der Erschließung neuer Felder auszugleichen, geschweige denn ihre Produktion aufrecht zu erhalten. Die Ölfördermenge von Shell fällt seit sechs Jahren in Folge, BP hat offenbar im Jahr 2005 seinen Förderhöhepunkt erreicht, und nun scheint sich auch der Branchenprimus Exxon in diese Reihe der zu Unrecht bescholtenen einzureihen. Exxon meldete einen Rückgang seiner Fördermengen im ersten Quartal um 10%.
Diese Nachrichten sollten Leser des Rohstoff-Reports nicht verwundern. Wir werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass es weltweit zunehmend schwieriger wird, die schnell steigende Nachfrage zu befriedigen, während die Produktion der größtenteils vor 50 Jahren gefundenen Felder nachlässt und große Explorationsfunde nur noch spärlich gesät sind. Die jährlichen Ölfunde fallen seit über 40 Jahren und heute verbrauchen wir drei Barrel Öl für jedes einzelne, das wir neu finden. Heute schrumpft die Ölproduktion in 60 der weltweit 98 Öl produzierenden Ländern, darunter auch in Großbritannien, wo die Produktion im Jahr 1999 ihren Peak erreichte und seither um 50% fiel. Auch Mexiko, Kuwait, Russland, die Liste wächst weiter. Wenn ein einzelnes Land peakt – Großbritannien ist im Jahr 2006 zum Nettoimporteur von Erdöl geworden – dann ist es eigentlich kein “großes Ding”. Das Land muss sich ab dann auf dem Weltmarkt eindecken. Wenn aber die weltweite Ölfördermenge einen Höhepunkt erreicht, dann wird es sehr unangenehm, da es hierfür nach wie vor keine praktikablen Alternativen gibt.
Schöne Grüße
Ihr Jochen Stanzl
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