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21:00 Uhr, 20.04.2013

Gold: Wo ist Mad Max?

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  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Ich möchte in diesem Artikel auf ein Ereignis hinweisen, das niemand im Zusammenhang mit dem Schwarzen Freitag beim Gold nannte, ich finde es aber sehr aufschlussreich, um den Abverkauf im Gold zu verstehen.

Lassen Sie mich als Apologet der Charttechnik aber zunächst auf eines hindeuten: Gelassenheit ist beim Investieren und auch beim Gold-Trading das A und O - so auch dieses Mal - der Abverkauf hat sich bereits um 9 Uhr morgens angekündigt und mit Hilfe der Charttechnik konnte ich frühzeitig vor einem Schwarzen Freitag beim Gold warnen (siehe hier). Leser hatten also mehrere Stunden Zeit, ihre physischen Bestände abzusichern.

Es wird auch für einen neuen Einstieg keine Hektik notwendig sein. Die Bodenbildung - so sie denn kommt - wird nach diesem Abverkauf erfahrungsgemäß Wochen dauern.

Aber kommt die Bodenbildung überhaupt? Ist der Gold-Bullenmarkt jetzt nicht schon vorüber? Nein, ist er nicht. Zumindest noch nicht. Langfristig ist der bullische Ausblick intakt. Weiterhin gilt: Solange Gold nicht per Wochenschlusskursbasis, also am Ende einer Woche um 19:30 Uhr MEZ unter 1315 USD/Unze schließt, ist der langfristige, im September des Jahres 1999 begonnene Aufwärtstrend intakt.

Und welches Ereignis war gemeint, das sich wenige Tage vor dem Schwarzen Freitag zutrug? Gemeint ist der Einbruch der Cyber-Währung Bitcoins. Lassen Sie mich hierzu etwas sagen. Bitcoins ist mit dem Anspruch angetreten, eine sichere, die Kaufkraft erhaltende Währung zu sein. Sie war von ihrer Geburtsstunde an mengenmäßig begrenzt und wollte auf diese Art ein Gegengewicht darstellen zu der scheinbar beliebigen Vervielfältigbarkeit des Papiergeldes. Und was ist geschehen? Der Wert der Bitcoins wuchs von anfangs 6 Cents auf 200 USD an! Das wäre so, als würde der EUR zum USD von 1,30 auf 4333 steigen. Das ist aber genau das, was ich nicht von einer Währung möchte, die meine Kaufkraft erhalten soll. Denn was geschieht bei solchen Entwicklungen ganz am Ende? Die Blase platzt irgendwann, und das tat sie auch bei Bitcoins - der Wert fiel um 100 USD zurück, und zwar auf einen Schlag und nur wenige Tage bevor das Gold so stark fiel. Ist die Blase auch beim Gold geplatzt?

Ich möchte Bitcoins nicht mit Gold vergleichen. Das sind natürlich zwei paar Schuhe. Allerdings glaube ich, dass viele Goldanleger dem Trugschluss aufgesessen sind, dass auch das Gold sich irgendwann noch einmal vervielfältigen werden wird. Kursziele von 5000 oder 10000 oder 50000 USD wurden genannt. Ich habe mich immer über solche Ziele gewundert. Ich habe in den letzten zwei Jahren immer wieder geschrieben, dass wir uns in einer reifen Phase des Goldbullenmarktes befinden und dass vielleicht noch maximal die 2000 USD von oben angeschaut werden könnten. Kursziele von 3000 oder darüber habe ich nie genannt.

Das Gold soll meine Kaufkraft erhalten. Es soll mich nicht reich werden lassen. Wer Kursziele von 50.000 USD sah, der hat sich mit Gold reichgerechnet. Er hat sich in einer Mad-Max-Welt bereits zum König gekrönt. Er hat sich von der Gier anstecken lassen. Er hat das Gold zweckentfremdet. Er befindet sich in einer Denial-Phase am Ende einer Entwicklung, die nicht der von ihm skizzierten entspricht (Zitat: "Jetzt wird Gold erst recht explodieren - Monster-Manipulation!"). Goldpreise von 50.000 USD werden nicht kommen. Schließt Gold per Wochenschlusskurs unterhalb von 1315 USD, dann werden auch Kurse über 2000 USD nicht mehr kommen. Zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr in diesem Jahrzehnt.

Denn Gold kann nicht immer steigen. Der Reflex, jeden Tag mit fallenden Kursen und vor allem den dynamischen Kursrutsch der letzten Tage auf "Goldpreisdrückung" und Manipulationen der weltweiten Zentralbanken und anderer "Big-Money-Player" zurückzuführen ändert nichts an der Tatsache, dass Gold ein Rohstoff ist und per se keinen inneren Wert aufweist. Insofern muss immer ein Käufer gefunden werden, der bereit ist, einen noch höheren Preis pro Unze zu bezahlen, sonst macht man selbst einen Verlust. So einfach ist das.

Das ist bei der Aktie etwas anderes. Die Aktie besitzt einen inneren Wert - den Firmenwert. Wenn das Unternehmen auf Jahresfrist zehnmal mehr Gewinn macht, dann ist die Aktie eben mehr wert und steigt. Gold besitzt immer den gleichen Wert, in den letzten drei bis vier Jahren drängt sich der Verdacht auf, dass der Terminpreis von Gold schneller gestiegen ist, als der eigentliche Wert des Goldes. Oder hat sich die Kaufkraft eines Euros von 2002 bis 2011 gefünftelt?

Gold ist auch nicht in jedem konjunkturellen Szenario ein Basiswert, der immer nur steigen wird. Geht es der Wirtschaft schlecht, soll die Nachfrage nach einem sicheren Hafen den Goldpreis beflügeln. Läuft es wirtschaftlich besser, kommt die Inflation und sorgt für Goldkäufer, die sich gegen Geldentwertung absichern wollen. So einfach ist das aber leider nicht. Gold ist kein Allwetter-Long-Trade.

Warum muss jede bullische Gold-Prognose immer ominöse und maximal düstere Zukunftsprognosen über unsere Wirtschaft und Gesellschaft enthalten? Und warum werden diese Untergangstheorien überhaupt nicht empirisch belegt? Da werden irgendwelche punktuellen und aus dem Zusammenhang gerissene Daten, die gerade passen, genommen, um daraus den baldigen Zusammenbruch der Weltwirtschaft, den Bankrott der Goldbörsen, einen Bürgerkrieg in Europa oder die Rückkehr in die Zeiten der Großen Depression der 1930er Jahre zu prognostizieren.

Wenn die Menschen dann genügend Angst haben, dann werden ihnen Armbrüste, Konservendosen, als Regenschirme getarnte Schlagstöcke, Solarkocher und andere Ausrüstung zu überhöhten Preisen verkauft, denn schließlich will man ja im angeblich sicheren "Mad-Max"-Szenario auch gut vorbereitet sein.

Wenn wir uns aber anschauen, was von den ganzen Untergangsszenarien in den letzten Jahren seit Beginn der Krise, in denen sie gehäuft genannt wurden, eingetreten ist, dann sieht es sehr ernüchternd aus. Nichts davon ist eingetreten.

Die Goldbörsen handeln noch, Gold ist nicht bei 5000 USD, auch wenn Japan immer mehr Geld druckt, ein Goldstandard ist nicht zurückgekehrt, die Welt draussen sieht nicht nach der Kulisse eines Filmes wie "Mad Max" aus, die Regierung und der Staat sind weiterhin intakt, und die Federal Reserve bereitet sogar den Ausstieg aus der quantitativen Lockerung vor, während sich die EZB weigert, weitere Zinssenkungen durchzuführen.

Die Untergangspropheten lagen die ganze Zeit falsch und sie liegen auch dieses Mal falsch, wenn sie mit Kurszielen von 50.000 USD für das Gold zum Einstieg trommeln. Gold ist kein "Reichmacher", es wird nicht für immer steigen. Gold ist vielmehr Geld, das stabil und nicht von 6 Cents auf 200 USD steigen soll. Gold, das wird gerne verschwiegen, ist sogar in den letzten 100 Jahren auch immer wieder massiv gestiegen und dann auch genauso massiv wieder eingebrochen.

Im Durchschnitt dieser Zyklen bewahrte es die Kaufkraft - das ist, was das Gold soll und ich erhoffe mir, dass wir wieder an diesen Punkt zurückkehren werden. Achten Sie in den nächsten Wochen auf 1315 USD/Unze !

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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