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09:00 Uhr, 23.04.2015

GodMorning! DAX/S&P: Crash-Absicherungen sind so beliebt wie nie zuvor

S&P 100: Put-Call-Ratio steigt auf Rekordhoch + Mark Möbius: Grexit würde Chaos auslösen, El-Erian: Grexit könnte als Unfall passieren + Die Rückkehr der Geopolitik: Ölpreis steigt wegen saudischem Bombardement des Yemen

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Willkommen zu GodMorning, dem Tagesausblick auf GodmodeTrader – täglich live um Acht.

Die Top-Themen heute:

  • S&P 100: Put-Call-Ratio steigt auf Rekordhoch
  • Mark Möbius: Grexit würde Chaos auslösen, El-Erian: Grexit könnte als Unfall passieren
  • Die Rückkehr der Geopolitik: Ölpreis steigt wegen saudischem Bombardement des Yemen

Der Yemen liegt genau zwischen dem Roten Meer und dem Suez-Kanal und 5% des Öls der Welt wird hier durch transportiert. Der Ölpreis stieg gestern um einen Dollar, nicht weil die Lagerbestände der USA erneut wuchsen, auf einen Füllstand von jetzt 80%, sondern weil Saudi Arabien den Yemen bombardierte, obwohl eigentlich von einem Waffenstillstand ausgegangen wurde. Saudi Arabien und Israel werfen Iran vor, die Houthi-Rebellen im Yemen zu finanzieren, um neben der Straße von Hormuz vor den eigenen Landesgrenzen auch Kontrolle über den Suez-Kanal zu erlangen. Damit hätte Iran dann quasi den gesamten weltweiten Ölmarkt in der Hand, lautet der Vorwurf.

Brent-Öl: Bullischer Keil lässt Ausbruch erwarten
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Saudi Arabien spielt ein Spiel mit dem Feuer: Sie pumpen immer mehr Öl, im März waren es täglich 10,3 Millionen Barrels, 700.000 Barrels mehr als im Dezember, und das geht auf Kosten der Notfallkapazitäten, die das Land eigentlich für Naturkatastrophen oder eben geopolitische Krisen vorhält. Nur scheint Saudi Arabien diese Kapazitäten dieses Mal als wirtschaftliche Waffe zu gebrauchen, um die amerikanische Konkurrenz und die zugebenermaßen wacklige Finanzierung des Fracking-Booms in den USA zu torpedieren. Das Resultat ist ein Ölpreis, der wieder beginnt, sehr empfindlich auf geopolitische Risiken zu reagieren.

Die Schweizer Nationalbank ist unzufrieden mit der Wirkung des negativen Leitzins von 0,75%, hält den Franken für weiterhin zu stark und will nun die Liste der Unternehmen und Geldinstitute, die bislang von dem Negativzins verschont wurden, drastisch kürzen. Resultat der Aktion ist eine Schwächung der eigenen Währung, ein Ziel, das eigentlich heute jedes Land in ähnlicher oder gleicher Form verfolgt. Der Franken sank 2 Cents zum Dollar.

USD/CHF: SNB löst 2-Cent-Sprung aus
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Die Renditen der Staatsanleihen Griechenlands haben sich auf Dreimonatsfrist auf zuletzt 13% verdoppelt, jetzt brechen auch die Bankaktien in Athen ein. Mark Möbius von Templeton widerspricht den Beruhigungsversuchen der EZB, die wiederholt sagte, dass die Eurozone einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone verkraften würde. Möbius meint, das wäre der Anfang des Endes der Eurozone. Zuvor hatte Mohammed El-Erian, der Chefberater der Allianz, vor einem „Grexit-Unfall“ gewarnt – es könnte ihm zufolge dazu kommen, dass Griechenland aus der Eurozone raus muss, nicht, weil dies eine bewusste Entscheidung sei, sondern weil man irgendwann zu einem Punkt kommen könnte, in dem die Umstände plötzlich keine andere Möglichkeit mehr offenließen.

Zehnjährige Staatsanleihen Griechenland: Renditen steigen wieder an
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Eine Pflichtlektüre ist unterdessen der Frühjahrsbericht des Internationalen Währungsfonds. Las man die Berichte in den Medien, dann kam man auf die Idee, dass dort nur über Griechenland gesprochen wurde. Weit gefehlt. Dort ist man etwa zu der Überzeugung gelangt, dass die makroökonomischen und finanziellen Ereignisse der vergangenen Monate nicht etwa zu einer Stabilisierung der weltweiten Kapitalmärkte geführt hätten. Das Gegenteil sei der Fall: Die Entwicklungen hätten die Finanzstabilitätsrisiken deutlich erhöht.

  • Da wurde von entstehenden Spekulationsblasen gesprochen, weil die Jagd nach Rendite im Nullzinsumfeld immer hemmungsloser erfolge,
  • die Volatilität der Währungen habe sich in kurzer Zeit verdoppelt, gleichzeitig sei die Liquidität dort gesunken, was große Risiken für Portfolios schaffe,
  • außerdem würden Unternehmen unter Währungsverlusten leiden, da sie sich nicht mehr richtig absichern noch die Lage einschätzen können,
  • der Ölpreis sei eingebrochen, mit ihnen schlitterten Ölunternehmen in die Krise, die weltweit seit dem Jahr 2007 für ein Drittel des Emissionsaufkommens von Unternehmensanleihen im Hochzinssegment verantwortlich seien.

Wenn man den Bericht gelesen hat versteht man auch eine brisante Entwicklung an den amerikanischen Terminmärkten: Der S&P 100 ist eine enger gefasste Version des großen Bruders S&P 500 und es gibt auf diesen auch mit OEX abgekürzten Index einen rege gehandelten Optionsmarkt, auf den ähnlich wie beim Euwax-Sentiment auf den DAX auch eine Put-Call-Ratio berechnet wird.

Normalerweise schwankt diese Ratio, wenn sie hoch ist, kann man von einem Überhang an Bären ausgehen und antizyklisch an Long-Positionen denken, denn wenn die Mehrheit aus dem Markt ist könnte ein Tief erreicht sein. Den extremsten Wert erreichte die Put-Call-Ratio auf den S&P 100 im November 1999 bei 2,31. In dieser Woche ist die Ratio auf 2,79 angestiegen!

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Das gab es noch nie und zeigt, wie einhellig das große Kapital auf eine Korrektur an der Wall Street wettet, oder sich vor selbiger fürchtet, je nachdem, wie man es sieht. Eine Frage der Sichtweise ist jetzt auch, was man daraus deutet: Sollte man jetzt stark die Long-Seite bevorzugen oder ist das ein Warnsignal höchster Güte? Wie ich Mitte März in dieser Sendung bereits anmerkte sind die Prämien, also die Kosten für langfristige Absicherungsgeschäfte an der Wall Street wegen ihrer regen Nachfrage bereits um das doppelte auf Jahresfrist gestiegen. Dieser Trend hat bis heute angehalten – und hat jetzt extreme Niveaus erreicht. Niemand will wohl vor der Zinswende in den Aktienmarkt, ohne sich ein Hintertürchen durch eine bombenfeste Absicherung aufgebaut zu haben.

2 Kommentare

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  • Schtonk
    Schtonk

    Schließe mich an, wobei ich bei Herrn Stanzl anhand seiner Nachrichtenauswahl immer das Gefühl habe, dass er ein Angsthase (meinetwegen auch Perma-Bär) ist :)

    11:36 Uhr, 23.04. 2015
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Die Sendung ist inhaltlich erste Klasse ...

    Ich erlaube mir mal ein ganz großes Lob auszusprechen!

    09:02 Uhr, 23.04. 2015

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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