Globale Zinswende in Sicht?
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Kommt es zu einer massiven Zinswende und damit auch dazu, dass die Karten am Devisenmarkt neu
gemischt werden? Wenn man den Ausführungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) glaubt, ja.
In seinem jüngsten Bericht zur globalen Finanzstabilität warnte der IWF davor, dass die Märkte
nur einen sehr langsamen Anstieg des Zinsniveaus eskomptiert haben. Rapiden Schritten stünden
sie unvorbereitet gegenüber, hieß es.
Gemeint ist die sich abzeichnende härtere Gangart der US-
Notenbank. Diese hat kürzlich ungewohnt deutlich vor Inflationsrisiken gewarnt, was
offensichtlich derart interpretiert wird, dass man sich von den Mini- Zinsschritten wegbewegen
will. Besonders interessant ist folgende Passage im IWF-Bericht: Man fürchtet – sollte das
Zinsniveau in den USA tatsächlich deutlich steigen – eine „Umkehrung der Kapitalströme“. Also
weg von den Emerging Markets, hin in die USA. In den vergangenen Monaten dagegen war die
weltweit größte Sorge, wie lange noch genug Kapital in die USA strömt, um deren ausuferndes
Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren! Wie schnell sich doch die Probleme ändern oder besser,
die allgemeine Interpretation derselben.
Was sind die Ursachen der Inflationsängste?Hauptursache sind natürlich die gestiegenen Energiekosten, allen voran der Ölpreis. „Preis-
Wahnsinn“ nannte Alan Greenspan die Aufwärtsentwicklung und äußerte gleichzeitig die zarte
Hoffnung, der deutliche Aufbau von Lagerbeständen würde stabilisierend wirken. Die Wahrheit ist
jedoch, dass bei einem globalen Wachstum von rund 5% p.a. und einer zunehmenden Technisierung
der Emerging Markets der Energieverbrauch sogar überproportional steigen wird. Da Öl nun mal
nicht nachwächst und die derzeit bekannten Vorräte in spätestens 40 Jahren zur Neige gehen,
hilft auch der Aufbau von Lagerbeständen auf Dauer nichts. In einem Punkt hat Greenspan
allerdings wirklich Recht: Der Energieschock setzt starke Anreize, die Produktionskosten für
Energie zu senken, deren Verbrauch effizienter zu gestalten und alternative Energiequellen zu
erschließen.
Hebt die Fed das US-Zinsniveau tatsächlich schneller an, würde dies auch den US-
Dollar stärken. Ein festerer Greenback wiederum wirkt über niedrigere Importpreise
inflationsmindernd. Bisher war der Konsens der Volkswirte, dass Greenspan diesen Schritt in
seinem letzen Amtsjahr – der Magier der Märkte scheidet im Januar 2006 aus – nicht gehen würde.
Andererseits: Das Realzinsniveau (Zinsen minus Inflation) ist historisch weiterhin äußerst
niedrig und eigentlich dem immer noch robusten USWachstums nicht angemessen.
Vielleicht wäre
eine wirtschaftliche Abkühlung in den USA für die boomende Weltkonjunktur (außer in den
europäischen Kernländern und Japan) nicht das schlechteste. Ein Wachstum von 5% p.a. lässt sich
auf Dauer ohnehin nicht durchhalten. Die Frage ist nur: Was soll eigentlich aus Deutschland
werden, wenn die Weltwirtschaft anfängt zu schwächeln und unsere Wirtschaft noch nicht einmal
in der jetzigen Situation in der Lage ist, ein ordentliches Wachstum hinzulegen?
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