Fundamentale Nachricht
15:27 Uhr, 26.02.2020

Globale Hochzinsanleihen: Seien Sie zuversichtlich, aber nicht zu selbstsicher

Der Renditeappetit der Anleiheinvestoren ist weiterhin groß, sagt Kenneth J. Monaghan, Co-Director of High Yield bei Amundi.

„Zu Beginn des Jahres befinden sich die Finanzmärkte in einem Tauziehen zwischen der zyklischen Stabilisierung bis zum erneuten Aufschwung und den Befürchtungen, wie sich die Ausbreitung des Coronavirus auswirken könnte.

Der Appetit der Anleger auf Anleihen mit hoher Rendite ist nach wie vor groß. Die Unternehmen können sich weiterhin zu geringen Kosten refinanzieren, so dass die Ausfallraten unter ihrem historischen Durchschnitt bleiben. So liegt die Rendite einer US-Anleihe mit BB-Rating derzeit bei etwa 3,8 %, bei einem Unternehmen mit B-Rating unter 5,5 %, also etwa 25/30 Basispunkte unter ihren Höchstständen Ende Januar.

Wer 2020 in hochverzinsliche Anlagen investiert, sollte beim Portfolioaufbau zwei Hauptthemen im Blick haben.

  1. Regional diversifizieren heißt Vielfalt nutzen

Dieses Jahr ist die regionale Allokation für die Portfoliokonstruktion und Alpha-Generierung von entscheidender Bedeutung. Der Hochzinsmarkt in den Schwellenländern lieferte 2019 die höchste Rendite der drei Regionen EU, USA und Emerging Markets, auch wenn der Unterschied bei weniger als 35 Basispunkten lag. Es ist ungewöhnlich, dass eine Region zwei Jahre hintereinander die beste Rendite erzielt. Aber mit der höchsten Rendite und der längsten Laufzeit könnte dies für die Emerging Markets der Fall sein. Vorausgesetzt die Wirtschaft zieht weiter an und die lockere Geldpolitik bleibt erhalten. Ein hoher Grad an regionaler Diversifizierung ermöglicht globalen Anleiheportfolios, von den unterschiedlichen Dynamiken im Wirtschafts- und Kreditzyklus zu profitieren und zusätzlich verschiedene Sektoren und Unternehmensqualitäten zu nutzen.

Interessant ist, dass die drei Märkte USA, EU und Emerging Markets unterschiedliche Ausfallsraten aufweisen. Wenn man die letzten 15 Jahre betrachtet, zeigt sich, dass nur während der Finanzkrise die USA eine Verschlechterung des weltweiten und nicht nur des nationalen Hochzinsmarktes auslösten. 2012-13 wurde der Euro High Yield Markt von der Eurokrise beeinflusst. Er blieb dagegen in den Jahren 2016-17 weitgehend immun gegen den Anstieg der Ausfallraten in den USA und den Schwellenländern aufgrund der Straffung der Fed-Politik und der Herausforderungen im Energiesektor. Ein diversifizierter und aktiver Ansatz nutzt also regionale Triebkräfte wie die EZB-Politik, unterschiedliche Branchenrisiken, das geringere Energie-Exposure in Europa im Vergleich zu den USA und unterschiedliche Konjunkturdynamiken. Die regionale Diversifizierung ermöglicht es den Anlegern, von unterschiedlichen Chancen zu profitieren und zur Risikoreduktion beizutragen.

Der Hochzinsmarkt in den Schwellenländern und Europa ist seit 2000 erheblich gewachsen, wodurch sich das Anlageuniversum und damit die Chancen erweitert haben. Vor zwanzig Jahren entfielen auf die USA mehr als 80 % des globalen Marktes. Ihr Anteil liegt inzwischen bei weniger als 60 %. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Schwellenländer im gleichen Zeitraum von etwa 12 % auf fast 30 % erhöht.

  1. Fokus auf Research, Corporate Governance und Liquidität

Da sich das Wachstum der Weltwirtschaft möglicherweise 2020 wieder leicht beschleunigen wird - abgesehen von den langfristigen Auswirkungen des Coronavirus - erwarten wir nur einen geringen Anstieg der Ausfallraten, die voraussichtlich dennoch unter ihrem historischen Durchschnitt bleiben werden. Wenn die Ausfälle stabil bleiben, sehen wir keinen Grund, in die Defensive zu gehen und das Segment mit BB-Rating überzugewichten.

Die Märkte sind jedoch nahe an ihren Allzeithochs. Die Volatilität hat bereits etwas zugenommen. Daher könnte ein höheres Engagement in Anleihen mit CCC-Rating zu riskant sein. Wir sehen gute Möglichkeiten für die Auswahl von Wertpapieren im B Segment. Es gilt, idiosynkratische Risiken zu vermeiden, die im Falle schlechterer Kreditvergabestandards oder einer sich abschwächenden Wirtschaft steigen.

In Europa bieten Papiere sowohl mit BB-Ratings als auch B-Ratings im Vergleich zu ihren US-Gegenstücken erstklassige Kreditspreads und damit relative Wertchancen. In den USA ist der Energiesektor zu einem chronischen Problem auf dem Hochzinsmarkt geworden, mit dem höchsten Anteil an Ausfallraten und den größten Anteil notleidender Kredite aller Branchen. In einer spätzyklischen Phase steigen die Abwärtsrisiken. Ein Research-getriebener Ansatz mit Einzelanalysen der Unternehmen ist demnach erforderlich.

Darüber hinaus wird die Integration von ESG-Prinzipien im Hochzinsmarkt eine zentrale Herausforderung in den 2020er Jahren sein. Die dritte Säule - die Governance - wird von den Vermögensverwaltern bereits seit einiger Zeit umgesetzt. Die Idee dahinter: Gläubiger müssen wie Aktionäre denken, um alle Risiken einschätzen zu können. Da eine schwache Governance zu großen Unternehmensverlusten führen könnte - wie beispielsweise bei Boeing - wird eine verstärkte Prüfung von ESG-Themen erforderlich sein.

Auch die Portfolio-Liquidität muss sorgfältig überwacht werden. Nach der Finanzkrise haben sich die Banken in den Vereinigten Staaten zurückgezogen, und das zu einer Zeit, in der der Kreditmarkt erheblich an Umfang zugenommen hat, insbesondere im weniger liquiden Hochzinssegment. Die Liquidität der Kreditmärkte ist ein Schlüsselfaktor für Investmententscheidungen. Die finanziellen Puffer müssen stark genug sein, um im Falle von Marktverwerfungen eingesetzt werden zu können.“

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