Kommentar
09:55 Uhr, 10.05.2005

Globale Aktienmärkte tendieren freundlich

Freundliche Wochentendenz an den internationalen Aktienmärkten. Die amerikanische Notenbank erhöhte wie erwartet ihren Leitzinssatz um 25 Basispunkte auf nun 3,00 Prozent. Starker Stellenzuwachs in den USA unterstützte zum Wochenschluss die Kurse.

In New York zogen die Aktienindizes im Wochenverlauf an. Mit Entspannung reagierten die Anleger auf den moderaten Zinsschritt der Fed um 0,25 Prozentpunkte, zumal die Begründung keine Anzeichen für eine stärkere Straffung der Geldpolitik enthielt. Die übrigen Konjunkturdaten wiesen zunächst uneinheitliche Tendenzen auf. Zwar hatte sich das Produktivitätswachstum der Industrie im ersten Quartal überraschend beschleunigt. Hingegen fiel die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend hoch aus. Erst die Arbeitsmarktdaten am Freitag konnten die skeptischen Töne auf dem Börsenparkett vertreiben. Während am Markt im Vorfeld mit einem Beschäftigungsanstieg von unter 200.000 gerechnet worden war, meldete das Arbeitsministerium einen Zuwachs von 274.000 und hob gleichzeitig die Vormonatsdaten an. Entsprechend positiv waren die Reaktionen der Anleger. Der Ölpreis bewegte sich um die Marke von 51 USD je Barrel WTI und wirkte kaum auf das Geschehen ein.

Einige Turbulenzen gab es um die Aktie von General Motors. Die Ankündigung des Milliardärs Kirk Kerkorian, über seine Gesellschaft Tracinda den Anteil an GM auf knapp 9 Prozent aufzustocken, trieb den Kurs kräftig in die Höhe. Allerdings gab es für den Konzern bereits am folgenden Tag einen spürbaren Dämpfer. Die Rating-Agentur Standard & Poors stufte die Kreditbonität auf das Niveau so genannter "Ramschanleihen" (Junk-Bonds) zurück. Betroffen war auch der Rivale Ford. Damit verteuert sich für beide Autobauer die Aufnahme neuer Kredite, da zahlreiche Investoren aufgrund ihrer Richtlinien nicht in diesem risikobehafteten Segment anlegen dürfen. Freundliche Quartalszahlen legte Time Warner vor. Der Medienkonzern hat nach einem Gewinnanstieg die Prognose für den operativen Ertrag sowie den Umsatz im Gesamtjahr bestätigt. Es herrschte aber nicht überall eitel Sonnenschein. Die Titel des Mischkonzerns Tyco gaben kräftig nach, da die Gewinnprognose wegen höherer Kosten nach unten korrigiert wurde. Schwierigkeiten soll es vor allem im Plastik- und Klebstoff-Geschäft geben, das nun möglicherweise verkauft werden soll. Im Technologiebereich zogen die die Bewertungen noch etwas deutlicher an als bei den Standardwerten. Dazu trugen auch optimistische Äußerungen von Intel über den aktuellen Geschäftsverlauf bei. Das Bietergefecht im Telekomsektor um den Ferngesprächsanbieter MCI ist inzwischen entschieden. Branchenriese Verizon konnte sich endgültig gegen die Kabelgesellschaft Qwest durchsetzen.

Die Tokioter Börse zeigte sich zuletzt in fester Verfassung. Das Handelsgeschehen war in den vergangenen Tagen jedoch von den zahlreichen Feiertagen der "Goldenen Woche" gekennzeichnet, sodass erst in dieser Woche die Volumina wieder anziehen werden. Aktien der Halbleiterhersteller profitierten von der Hoffnung auf eine Erholung des Chipmarktes.

Im Gleichklang mit den Aktienmärkten in Übersee tendierten in Europa die Aktienkurse vergangene Woche freundlich. Allerdings ließ die Europäische Zentralbank im Gegensatz zu ihrem Pendant in den USA den Leitzinssatz unverändert bei 2,00 Prozent. Die konjunkturelle Dynamik ist diesseits des Atlantiks noch immer zu schwach für eine härtere Gangart in der Geldpolitik. Die Geschäftszahlen der Unternehmen in der laufenden Quartalsberichtssaison fielen unverändert gut aus. Allerdings zeigen die geringen Kursreaktionen, dass dies bereits im Vorfeld vermutet worden war. In Deutschland kämpfte der DAX wiederholt mit der Linie von 4.300 Punkten und konnte aufgrund der positiven US-Impulse die Marke zum Wochenschluss überwinden. Bereits zu Wochenbeginn zog der fränkische Sportartikelhersteller adidas-Salomon die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auf sich. Neben guten Quartalszahlen war es vor allem die Ankündigung, die auf Wintersport spezialisierte Sparte Salomon an die finnischen Amer Group zu veräußern, die den Aktienkurs um rund 8 Prozent nach oben schnellen ließ. Der Geschäftsbereich konnte sich in den vergangenen Jahren nur unterdurchschnittlich entwickeln, sodass dieses Kapitel nun wieder beendet wurde. Die positiven Aspekte der Intel-Meldungen zeigten auch beim hiesigen Halbleiterhersteller Infineon Wirkung, dessen Titel im Wochenverlauf ebenfalls überdurchschnittlich zulegten.

Ausblick: Nach den US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag richten sich die Blicke in dieser Woche insbesondere auf die US-Angaben zur Handelsbilanz sowie den Einzelhandelsumsätzen. Nach schwachen Vormonatsdaten hoffen die Anleger auf wieder freundlichere Signale vom privaten Konsum. In Europa werden die Marktteilnehmer darüber hinaus auf die Schätzungen zum BIP-Wachstum in Deutschland, Frankreich und der Eurozone achten. Hierzulande veröffentlicht außerdem das DIW sein aktuelles Konjunkturbarometer. Von Unternehmensseite stehen in Europa weiterhin zahlreiche Quartalsberichte auf der Agenda.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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