Analyse
11:35 Uhr, 20.05.2014

Global Trends: Gekipptes Goldabkommen, EZB-Stimuli und was macht Gold?

Münzen mit Krokodilmotiv sollen die schwindenden Umsätze des US-Münzamtes ankurbeln. Gleichzeitig lassen die Zentralbanken das Goldverkaufsabkommen auslaufen. Die Anleger jagen hohen Renditen hinterher. Kracht es bald bei Gold?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.291,25 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.291,25 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)

Nachdem 21 westliche Zentralbanken gestern schon Monate vor dem eigentlichen Termin (der wäre im September gewesen) bekannt gaben, das Goldverkaufsabkommen zukünftig nicht mehr an bestimmte quantitative Obergrenzen zu knüpfen (jene lagen seit dem Jahr 1999 bei 400 Tonnen p.a.) scheint bei Gold die Luft raus zu sein. Sicherlich: Das ist nicht das alleinige, sehr wohl aber ein bedeutendes weiteres Puzzleteilchen das nicht dazu beitragen wird, die Stimmung rund um das Edelmetall wieder so gut werden zu lassen, dass der den Preisanstieg bis über 1900 USD/Unze auslösende Investmentappetit der Anleger für börsennotierte Goldprodukte wieder massiv ansteigen wird.

Nachdem die Preise für Gold und Silber fast 15 Jahre lang nur gestiegen sind war der Reflex der Anleger, Gold bei einer größeren Korrektur zu kaufen, zu erwarten. Menschen neigen dazu, Trends aus der Vergangenheit linear auf die Zukunft fortzuschreiben. Nun scheint aber eine gewisse Ernüchterung eingetreten zu sein, da selbst über ein Jahr nach dem Crash in den Gold- und Silberpreisen noch keine deutliche Erholung eingetreten ist. Wir haben nicht einmal eine Bärenmarktrally erlebt, die den Namen verdient hätte. Das amerikanische Münzamt legt nun neue Münzmotive mit Salzwasserkrokodilen auf, um die Umsätze anzukurbeln, die seit Jahresbeginn um ein Drittel gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr eingebrochen sind. Einige Münzhändler in Deutschland bauen ihr Goldankaufgeschäft aus - sie ahnen wohl, dass ihre Kunden die Ware wieder im großen Stil zurückbringen werden, wenn ihre Einkaufspreise wieder erreicht sein werden.

Die Nachfrage nach drittklassigen Unternehmensanleihen boomt. Die Renditen sind wie in einem Artikel von Simon Hauser zu lesen in den USA fast wieder auf das Allzeittief des Jahres 2012 gefallen. Auch das BondM-Segment an der Börse Stuttgart boomt. Wer bereit ist solche Risiken einzugehen, um Rendite zu erwirtschaften, wird keine Lust haben nicht verzinstes, im Preis seitwärts/abwärts tendierendes Gold zu kaufen.

Der Preis pendelt seitwärts, wobei das Hauptaugenmerk der Händler derzeit dem Preisbereich zwischen 1290-1291 USD/Unze auf der Unterseite und 1295,40-1296,30 auf der Oberseite gilt (siehe Chart).

Global-Trends-Gekipptes-Goldabkommen-EZB-Stimuli-und-was-macht-Gold-Chartanalyse-Jochen-Stanzl-GodmodeTrader.de-1

Eine Rolle spielt dabei auch der weitere Verlauf von EUR/USD. Es wird erwartet, dass die EZB im Juni so genanne "Stimulierungsmaßnahmen" unternehmen wird. Wie diese im Detail aussehen bleibt bis dahin unbekannt. Diese Unsicherheit drückt sich im Verlauf von EUR/USD aus. Eigentlich hätte ich eine stärkere Abwärtskorrektur in EUR/USD nach der relativ deutlichen Andeutung von Zinssenkungen durch Mario Draghi vor zwei Wochen erwartet. Der Markt möchte aber offenbar noch kein Doppeltopp vor der definitiven Bekanntgabe im Juni ausbilden. Damit hält er sich offen, dass er den zentralen Abwärtstrend seit dem Jahr 2008 nach oben noch aufbrechen könnte. Das Ziel wäre dann 1,45 USD und darüber zu suchen. Das Doppeltopp hingegen hätte ein Ziel bei 1,3353 USD. Bedingung für das bärische Ziel: Ein Wochenschlusskurs unter 1,3673 USD. Quo vadis?

Global-Trends-Gekipptes-Goldabkommen-EZB-Stimuli-und-was-macht-Gold-Chartanalyse-Jochen-Stanzl-GodmodeTrader.de-2

Offen bleibt im Goldpreis das Ziel bei 1245 USD/Unze, darunter deutet der Monatskerzenchart bereits einen Test der unteren Begrenzung der Seitwärtsspanne an. Bedeutet: Das große Ziel ist der zentrale Entscheidungsbereich von 1180 USD/Unze im Gold. Auf meinem Experten-Desktop auf Guidants läuft das Short-Hebelzertifikat auf Gold weiter.

Wo liegen eigentlich wirklich die Produktionskosten von Silber? Ich habe Thorsten Schulte, den Silberjungen, gefragt und diese Antwort erhalten: "Bei den Produktionskosten wurden 2013 die letzten 10 Prozent der Silberproduktion der primären Silberproduzenten über 15 US-Dollar und die letzten 5 Prozent oberhalb von rund 17,5 US-Dollar zutage gefördert. Natürlich können solche Preismarken für ein oder zwei Jahre unterschritten werden, aber dies würde das Angebot verknappen und für eine Stabilisierung der Preise sorgen." Anbei ein Chart, der die Produktionskosten als grünen Bereich markiert:

Silber Produktionskosten
Statischer Chart
Live-Chart
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Auch beim Silber fehlt formationstechnisch nicht mehr viel auf der Unterseite, um einen Wasserfall auf eben diese oder sogar unter diese Produktionskosten auszulösen. Ein Tagesschlusskurs unterhalb von 18,40 USD/Unze würde genügen, um den Stein für die Bären ins Rollen zu bringen. Es ist bekannt, dass EUR/USD positiv mit der Preisentwicklung von Silber und Gold korreliert. Die große Frage wird dann also sein: Ist die Entscheidung der EZB über weitere Zinssenkungen oder außergewöhnliche monetäre Maßnahmen im Juni der Sargnagel für die Gold- und Silberpreisentwicklung? Wird die EZB EUR/USD so stark schwächen können, dass die zentralen Supports bei Gold und Silber anschließend brechen?

Ich rate vor diesem Hintergrund weiterhin dringend zu Absicherungen, spätestens wenn Gold aber 1180 USD/Unze per Tages- oder Wochenschlusskursbasis nach unten bricht sollten physische Bestände abgesichert werden. Mehr dazu auf meinem Experten-Desktop auf Guidants.

40 Kommentare

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  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    man o man markuss das nervt ein wenig. Schön dass sie sich für die me g a Krise absichern, aber warum müssen Sie in Ihrem Blog beitrag ihre Meinung so als die einzige Wahrheit darstellen. Ich hatte vor drei Jahren in einer ahnlichen Diskussion in einem blog beitrag von einem mitblogger gehört, dass sein opa zur zeit der hyperinflation für 10 unzen gold einen sack Kartoffeln bekommen hat. Immerhin etwas.

    und besser als verhungern. Aber echte absicherung sieht anders aus. Zur gleichen zeit haben die banken von schuldnern für ein spottgeld Immobilien eingesammelt und dann gewartet und 1000% Gewinn und mehr eingesackt. Das war fies Aber clever. Am ende gewinnen immer die banken und im absoluten Krisenfall die bauern

    Vielleicht Ist ein grosseres gartengrundstuck mit huhnern und kartoffeln In Dem Von ihnen beschriebenen Szenario die bessere Alternative?

    20:02 Uhr, 20.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • markuss
    markuss

    Verstehen Sie es nicht falsch, es gäbe durchaus Voraussetzungen, unter denen ich auch anders investieren würde.

    Wären weltweit unsere Staaten nicht verschuldet und würden grenzenlos neue Dollars und Euros drucken, dann würde ich durchaus in nicht dadurch getriebene Aktien investieren.

    Würde es nicht jedes Jahr mehr danach aussehen, dass dieses ganze faule Währungssystem zusammenkrachen, würde ich gerne Staatanleihen zu vernünftigen Zinssätzen kaufen, wie ich das vor vielen Jahren gemacht habe.

    Aber ... diese Zeiten solider Finanzierung sind vorbei. Durch neue Schulden ist noch kein Schuldner seine Last los geworden und werden es auch die Staaten nicht.

    Der Crash ist die Lösung?

    18:08 Uhr, 20.05.2014
    2 Antworten anzeigen
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    Lustig, unter nahzeu jedem Artikel zu Gold findet man dieselben Herrschaften wieder :)

    17:58 Uhr, 20.05.2014
    2 Antworten anzeigen
  • 280a
    280a

    Warum kritisiert ihr alle Hr. Stanzl nur weil er momentan bärisch für Gold ist? Ich bin ihm sehr dankbar für den Tipp mit Palladium, vielleicht hätte ich ohne seine Analysen nicht gewagt es zu kaufen. Ich besitze etwas Gold physisch, und es ist mir egal was gerade dafür gezahlt wird. Aber eines weiß ich: Falls unser Falschgeldsystem mal baden geht und keiner mehr die bunt bedruckten Baumwollzettelchen akzeptiert, dann werde ich damit einkaufen gehen. Und falls ich das nicht erlebe dann ist es auch gut, dann werden sich meine Erben daran erfreuen.

    Man muss sein Geld eben auf verschiedene Anlageklassen aufteilen, dann wird man nie so richtig auf die Schnauze fallen, natürlich wird man auch nicht über Nacht steinreich dabei. Aber der Mensch braucht nur Nahrung, Kleidung und Unterkunft, alles andere ist nicht so wichtig ;-)

    Übrigens Milliarden Menschen auf der Welt haben nicht einmal das :-(

    17:53 Uhr, 20.05.2014
    2 Antworten anzeigen
  • By blicker
    By blicker

    Ok Herr Stanzl, sie haben Recht, nicht jeder will 40 Jahre oder länger warten. Das ist auch eine lange Zeit, alles verstanden. So und jetzt nehmen wir das Jahr 2002, wenn ich richtig rechnen kann, ist das jetzt 12 Jahre her. Da kostete die Unze rund 278 US Dollar, 12 Jahre später.....was für eine Rendite. Sind das 400 % oder mehr. Ach übrigens, Silber kostete 2002 die Unze rund 4,60 US Dollar...und heute?? Auch nicht schlecht. Mancher Aktienbesitzer bekommt da Tränen in die Augen. Ob Bulle oder Bär....das sind die Fakten.

    17:42 Uhr, 20.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • By blicker
    By blicker

    Herr Stanzl,

    ich finde es einfach süß, wie die bekannten "Goldbärchen" wieder und wieder den Absturz des Edelmetall beschwören. Aber entweder wollen diese Propheten es nicht verstehen oder aber sie können es einfach nicht. Gold ist Geld, alles andere ist Kredit. Dieser Auspruch sagt alles und stammt von einem der wusste, was er sagt. Vielleicht auch mal ein Fakt. 1970 kostete die Unze Gold schlappe 37,60 Dollar, aktuell ist es ein klitzekleines bisschen mehr, oder?? Auch kenne ich viele Anleger die alles, aber auch wirklich alles verloren haben. Egal ob sie in Aktien oder andere Anlageprodukte investiert haben. Keiner ist mir hingegen bekannt, der große Verluste oder gar alles verloren hat, wenn er in Edelmetallen investiert war.Egal. Ich freu mich auf den nächsten Absturz des Goldes, ja es muß richtig krachen. Warum?? Dann wird gekauft und sei es mit dem letzten Hemd oder Cent.

    15:54 Uhr, 20.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    90% liegen unter 15 USD, 10% produzieren teurer als 15 USD und 5% über 17,50. Folglich produzieren 5% zwischen 15-17,50.

    Die 5% der Minenaktien mit Produktionskosten über 17,50 würden interessant werden wenn Silber erst darunter tauchen und dann wieder darüber auftauchen würde.

    Schräge Trendlinien sind so eine Sache. Jeder zeichnet sie anders. Ihre Linie gibt es sicherlich bei anderen auch, aber viele sehen sie eben nicht oder zeichnen sie in einem anderen Winkel etc.

    Ich kann nur für mich sprechen. Ich bestimme Trends nicht über oft recht ungenaue schräge Trendlinien, sondern über höhere Hochs und höhere Tiefs. Demnach sehe ich den Trend gebrochen.

    15:44 Uhr, 20.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • So wie der Adler fliegt
    So wie der Adler fliegt

    Herr Stanzl,

    nehmen Sie es mir nicht übel, aber aus dem bescheuerten Satz vom Silberjungen"

    "Bei den Produktionskosten wurden 2013 die letzten 10 Prozent der Silberproduktion der primären Silberproduzenten über 15 US-Dollar und die letzten 5 Prozent oberhalb von rund 17,5 US-Dollar zutage gefördert"

    werde ich einfach nicht schlau, vielleicht bin ich auch zu blöde dafür...

    Was heißt das auf deutsch - das 90 % des Silbers für weit unter 15 USD zu Tage gefördert werden?

    Noch was, in meinem lfr. Chart zum Golde, ist der Aufwärtstrend aus dem letzten Jahrzehnt noch ungebrochen!

    Er verläuft aktuell in etwa beim bisherigen Doppelboden von 1.180 USD. Erst darunter wäre für mich wirklich "Polen offen" und der Trend gebrochen.

    Ich sehe diese wichtige Trendlinie aber weder bei Ihnen noch bei anderen "Chartisten". Warum hat keiner dies wichtige Linie im Blick? Bei Silber verhält es sich ähnlich. Es konsolidiert in einem gigantischen bullischen Keil/Dreieck seit seinem Hoch im 50er Bereich. Im Bereich von 14 - 14,8 USD trifft die Dreiecksspitze auf die von unten kommende lfr. Aufwärtstrendlinie, und bildet dort einen gewaltigen Widerstand - spätestens von dort ist dzt. eigentlich nur eine gewaltige Aufwärtsreaktion bei Silber vorstellbar.

    Gruß

    15:29 Uhr, 20.05.2014

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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