Kommentar
12:00 Uhr, 19.05.2022

Gibt es noch Hoffnung für Aktien?

Wenn wir Börsianer derzeit eines mit Sicherheit behaupten können, dann das wirklich alles schlecht ist! Schlagen wir die Zeitung auf dann werden wir mit Hiobsbotschaften geflutet.

Noch schlimmer kommt es in den einschlägigen Wirtschaftsmagazinen. Stagflation, Inflation, Rezession, immer her damit. Ähnlich wie beim Metzger wird gefragt, darf es ein bisschen mehr sein?

Doch viel wichtiger ist die Frage, aus welcher Ecke könnte ein Funken Hoffnung in diesen düsteren Zeiten herkommen?

Der Ukraine-Krieg wird aus heutiger Sicht wohl noch lange schwelen. Zumindest sieht es derzeit nicht danach aus, dass eine der Seiten nachgeben wird. Da die Ukrainer wissen wofür sie kämpfen und die Russen nicht, wird es auf Dauer über die Moral entschieden. Zugang zu modernen Waffen aus westlichen Beständen verändert langsam aber sicher den Vorteil für die Ukraine. Aber Hoffnung für die Aktienmärkte? Nein, die muss woanders herkommen.

Lösung aus China?

Am einfachsten lässt sich das Problem in China lösen. Sobald China aufmacht und die Null-Covid-Politik zumindest deutlich zurückfährt, wird sich die Wirtschaft massiv erholen. Aber es gibt hier eine Verzögerung, denn bis die Lieferketten wieder stehen, wird Zeit vergehen. Zudem ist die chinesische Notenbank klar auf einem Kurs der Lockerung im Gegensatz zum Westen. Aber wie China gegen Omikron auf Dauer ankommen will, das bleibt zunächst das Geheimnis von Präsident Xi.

Notenbanken als Hauptbelastung

Die Notenbankpolitik belastet die Märkte derzeit am schwersten. Das Gerede von Zinserhöhungen führt aktuell zu einer Vollbremsung der Wirtschaft. Der Konsument ist verunsichert. Kauft er noch schnell, bevor die Inflation das Geld auffrisst, oder spart er lieber, um sich morgen noch Essen und Energie leisten zu können?

Aus dieser Spirale müssen wir dringend wieder raus. Und wie die Notenbank die Inflation zunächst als transitorisch abgetan hat, so scheint sie nun auch wieder schief zu liegen, was die Auswirkungen der steigenden Zinsen betrifft. Die Wirtschaft befindet sich bereits in der Vollbremsung! Der Konsum wird zurückgehen. Das ist vollbracht!

Die Inflation hängt derzeit an vielen Dingen, die außerhalb des Machtbereichs der Notenbanken angesiedelt sind. Rohstoffe, Nahrungsmittel, Lieferketten, Ja, die Vollbremsung um nach dem Angebotsschock einen Nachfrageschock auszulösen scheint zu funktionieren. Das Ergebnis wird hoffentlich eine kurze heftige Rezession sein, in der wir aktuell bereits mittendrin stecken!

Doch wie lange wird diese Rezession andauern? Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in den kommenden 2-3 Monaten rückläufige Inflationsdaten bekommen werden. Der Konsument ist geschockt und spart! Das verringert den Angebotsschock. Ansteckungseffekte auf den Immobilienmarkt dürften ebenfalls spürbar werden.

Spätestens dann ist die Notenbank gefragt, wieder in die andere Richtung zu schwimmen. Einen Schock mit einem Schock zu bekämpfen mag durchaus richtig sein, die Exit-Strategie ist aber ebenso wichtig.

Optimistisch bleiben, die Chancen werden täglich besser

Liebe Leser, ich bin im Herzen ein Optimist. Derzeit haben wir Optimisten einen schweren Stand in der Welt. Das wird sich wieder ändern. Kurzfristig sind hoffnungsvolle Signale aber noch kaum auszumachen. Einzig die Stimmung hängt schon tief im Keller. Es könnte, ohne positive Signale, auch mal wieder eine längerfristige Bodenbildungsphase beginnen, die volatil bleiben wird. Eine V-Erholung am Aktienmarkt liegt aktuell auch außerhalb meiner optimistischen Vorstellungen.

Schaue ich mir deutsche Nebenwerte an, so finde ich mittlerweile eine extrem hohe Anzahl günstig bewerteter Unternehmen, mit vernünftigen Geschäftsmodellen. Zumindest so viele wie seit 10 Jahren nicht mehr. Das gibt Hoffnung. Günstige Bewertungen sind der Schlüssel für künftige Kursgewinne. Für mich gilt es meine Hausaufgaben zu machen und diese Unternehmen zu finden. Darum bemühe ich mich.

Das habe ich selbst in der Hand. Die Wirtschaft kann ich nicht vorhersagen. Es ist die Zeit sich hinter die Quartalsberichte zu klemmen und die Favoriten für die Zukunft zu sortieren. Das sind günstige Unternehmen, mit guten Bilanzen die gleichzeitig organisch und anorganisch wachsen können und die Rückenwind durch strukturell steigende Nachfrage verzeichnen.

Begeben wir uns auf die Suche nach Anlage-Chancen, statt mit Hiobsbotschaften da draußen zu hadern.

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1 Kommentar

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  • tina2020
    tina2020

    Danke für den Artikel, bin genau deiner Meinung, schön mal einen Optimisten zu lesen in der doch so negativen Stimmung. 👍Deinen letzten Satz find ich gut also dann" Begeben wir uns auf die Suche nach Anlage-Chancen, statt mit Hiobsbotschaften da draußen zu hadern".

    20:18 Uhr, 22.05. 2022

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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