Kommentar
16:16 Uhr, 05.10.2017

Gibt es noch Chancen auf dem Rohstoffmarkt?

Rohstoffe waren noch vor kurzem so billig wie seit Jahren nicht mehr. Nun hat sich das korrigiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Chancen mehr gibt.

Es heißt zwar immer „Rohstoffmarkt“, aber man kann nicht alle Rohstoffe in einen Topf werfen. Edelmetalle haben relativ wenig mit Agrarrohstoffen wie Mais gemein. Auch kann man schlecht Rinder und Hühner mit Eisenerz vergleichen. Auch Erdgas und Zink könnten kaum unterschiedlicher sein.

Der Rohstoffmarkt hat viele Facetten. Einige bieten Chancen, andere eher Gefahren. Zu letzterer Kategorie gehören Industrierohstoffe. Grafik 1 zeigt deren Preisentwicklung seit 1960. Langfristig zeigt sich ein Aufwärtstrend. Das wird sich auch in den kommenden Jahrzehnten kaum ändern. Der Rohstoffhunger der Welt wird immer groß bleiben.

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Es kommt nun aber nicht auf die nächsten 50 Jahre an, sondern auf die nächsten Monate und Quartale. Hier muss man feststellen, dass der Bärenmarkt, der Anfang 2016 seinen Höhepunkt erreichte, inzwischen nicht nur korrigiert wurde. Es zeigt sich in diesen Tagen bei so manchem Industriemetall ein geradezu euphorischer Optimismus.

Zink bewegt sich so dynamisch nach oben, dass die Rekordwerte aus 2006 schon wieder zum Greifen nahe sind. Auch Aluminium bewegt sich langsam, aber sicher in luftige Höhen. An Versorgung mangelt es in diesem Markt nun eigentlich wirklich nicht. Blei bringt inzwischen stolze Preise auf die Waage und auch Kupfer hat ein Preisschild, das überhaupt nicht nach Überangebot aussieht.

Bei den meisten Industriemetallen ist die Fantasie mit den Anlegern durchgebrannt. Hier sind die Risiken größer als die Chancen. Vieles hängt allerdings auch von China ab, welches einen Großteil der Rohstoffe verbraucht. Senkt der chinesische Volkskongress bei seinem Treffen im Oktober das Wachstumsziel, dürften die Preise kollabieren. Zumindest diesen Termin sollten Anleger abwarten, bevor sie handeln.

In anderen Segmenten des Rohstoffmarktes sieht es vielversprechender aus. Dazu gehört der Fleischmarkt. Grafik 2 zeigt den Preis von Rind und Huhn. Insbesondere Hühner erfreuen sich global immer größerer Beliebtheit. Der Preistrend hält hier seit knapp 60 Jahren an – wieso nicht noch einmal 10 Jahre?

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Mir ist nicht bekannt, dass man direkt auf eine Fortsetzung des Trends spekulieren kann (über Zertifikate etwa). Das ist aber auch nicht notwendig. Unternehmen, die in diesem Markt tätig sind, bieten großes Potential. So kann man indirekt auf weiterhin steigende Nachfrage wetten, indem man auf Firmen wie Sanderson Farms (ISIN US8000131040) setzt.

Während der Fleischmarkt boomt befinden sich die meisten anderen Teile des Agrarrohstoffmarktes in einer tiefen Baisse (Grafik 3). Weizen, Reis und Sojabohnen sind heute so billig wie schon einmal in den 70er und 90er Jahren. So schnell dürfte sich das nicht ändern. Gegen Ende des Jahrzehnts könnten sich die klimatischen Bedingungen ändern und für Preisanstiege sorgen. Bis dahin hört man wohl wie in den vergangenen Jahren jede Saison von neuen Rekordernten.

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Etwas mehr Substanz haben Edelmetalle (Grafik 4). Seit 2011 ist die Situation schwierig. Immerhin deutet sich seit Anfang 2016 ein Boden an. Ob das reicht, um den langfristigen Aufwärtstrend fortzusetzen, muss man sehen. Die Chancen stehen gar nicht schlecht. Die Zinsen steigen nur langsam und die Inflation wird unterschätzt. Realisieren Anleger erst, dass die Realzinsen historisch niedrig bleiben oder gar sinken, schalten Edelmetalle in den Turbo.

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Der Vollständigkeit halber muss ich erwähnen, dass die Bodenbildung des letzten Bärenmarktes von 1984 bis 2002 gedauert hat. Wiederholt sich die Geschichte, braucht der Markt noch sehr, sehr lange, bis wir neue Rekorde sehen werden.

Die größten, mittelfristigen Chancen bietet vermutlich der Energiemarkt (Grafik 5). Dieser Markt blieb hinter anderen Rohstoffsegmenten wie den Industriemetallen weit zurück. Hier ist das Aufholpotential am größten. Es wird sich nicht innerhalb von Tagen materialisieren. Mit etwas Geduld dürften Anleger hier jedoch am meisten Rendite erwirtschaften.

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  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    Wir im Service Rohstoff- und INdextrader haben am 26.9 Kupfer gelongt. bislang wieder mal ein Volltreffer

    14:55 Uhr, 06.10.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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