Kommentar
07:33 Uhr, 04.08.2010

GEX und DaxPlus Family - mit Zertifikaten in nachhaltig geführte Unternehmen investieren

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Die Banken- und Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre hat zahlreiche Anleger zum Umdenken bewegt: Begriffe wie „Transparenz" und „Nachhaltigkeit", die vor der Krise zumeist nicht mehr als leere Floskeln in Hochglanzprospekten waren, wollen im Interesse der Kunden nun mit Inhalt gefüllt werden. Da liegt es nahe, Unternehmen zu betrachten, bei denen das Management besonders verantwortungsbewusst und langfristig denkt. Als Gegenentwurf zum Manager, der sich an kurzfristigen Kennzahlen orientiert, um möglichst hohe Boni zu erwirtschaften, können daher Unternehmenslenker gelten, die zugleich Großaktionär ihrer Gesellschaft sind. Auch Unternehmen, die bereits seit längerer Zeit in Familienbesitz sind, dürften dem Wunsch der Investoren nach Nachhaltigkeit gerecht werden.

„Eine Stärke inhabergeführter Unternehmen ist ihre langfristige Orientierung. Auch ist den Eigentümern Familienreputation und der eigene Wohlstand oft wichtiger, als kurzfristiger Shareholder Value", erklärt Heiko Geiger, Executive Director bei Vontobel. Zudem weisen inhabergeführte Unternehmen nach Einschätzung des Zertifikate-Experten in der Regel solide Kapitalstrukturen auf – das Management denkt also auch an schlechte Zeiten und steht nicht unter dem Optimierungsdruck, jede stille Reserve in der Bilanz auch heben zu müssen.

Nachhaltiges Wirtschaften garantiert stabile Umsätze

Dominik Auricht, Experte für Wertpapier-Anlagelösungen der HypoVereinsbank, sieht weitere Vorteile inhabergeführter Gesellschaften: „Die langfristige Ausrichtung des Unternehmens ist auch eine Grundlage für dauerhafte Beziehungen zu Geschäftspartnern. Auch die Mitarbeiter identifizieren sich meist stark mit solchen Unternehmen. Das kann in Krisenzeiten für einen starken Zusammenhalt zwischen Management und Belegschaft führen." Doch sollten Anleger einige besondere Risiken nicht außer Acht lassen: „Gerade bei Unternehmen in Familienhand können Probleme auftreten, wenn sich zum Beispiel kein geeigneter Nachfolger an der Spitze findet", bemerkt Auricht.

Doch wie sollen Privatanleger aus der Vielzahl der börsennotierten Gesellschaften diejenigen herausfiltern, die obige Kriterien erfüllen?

Die Deutsche Börse hat in den vergangenen Jahren mit dem German Entrepreneurial Index (GEX) und dem DaxPlus Family zwei Indizes zusammengestellt, die Unternehmen bündeln, in denen Eigentümer oder Gründer noch immer eine tragende Rolle spielen. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat gezeigt, dass die Umsatzkennzahlen der 500 umsatzstärksten Familienunternehmen im Krisenjahr 2008 weniger deutlich eingebrochen sind, als die der DAX-Unternehmen. Gesellschaften in Familienbesitz weisen also interessante Alleinstellungsmerkmale auf. Grund genug, die Indizes inhaber- und familiengeführter Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Fokus auf Innovation – der GEX-Index

Der GEX-Index besteht seit 2005 und wurde von Finanzwissenschaftlern der Universität München um den Professor für Betriebswirtschaftslehre Christoph Kaserer konzipiert. Bei sämtlichen im GEX gelisteten Werten sind die Eigentümer zugleich im Management tätig. Hintergedanke der Indexzusammenstellung ist die Überlegung, dass Eigentümer den Erfolg eines Unternehmens besonders langfristig planen und für ihr Unternehmen selbst nach dem Börsengang eine große Verantwortung übernehmen. Dabei geht es für Kaserer nicht in erster Linie um die Entwicklung der Börsenkurse. „Prognosen über kurzfristige Kursschwankungen sind sowieso nicht seriös", sagt Kaserer. Es ginge beim GEX-Index vielmehr darum, dass inhabergeführte Unternehmen anders agieren und daher eine andere Aufmerksamkeit verdient hätten. „Im Sinne der Langfristorientierung handeln sie sogar besser als andere Gesellschaften", so der Wissenschaftler.

Alle im GEX gelisteten Unternehmen sind seit maximal zehn Jahren an der Börse notiert und erfüllen die Kriterien des Prime Standards. Die Eigentümer des Unternehmens müssen zwischen 25 und 75 Prozent der Anteile halten. Erfüllt eines der Unternehmen die Kriterien nicht mehr, wird es aus dem Index entfernt. Dadurch entsteht eine natürliche Fluktuation der Titel im GEX. Auch stellt das Regelwerk sicher, dass im Index stets innovative Unternehmen aus jungen Branchen vertreten sind.

DaxPlus Family - Familienunternehmen als Anlageklasse

Branchenspezifische Einschränkungen oder weitere Anforderungen an die Marktkapitalisierung von GEX-Unternehmen gibt es nicht – vom Rechtehändler United Labels mit einer Marktkapitalisierung im einstelligen Millionenbereich bis zum Solar-Schwergewicht Solarworld sind die unterschiedlichsten Unternehmen im GEX vertreten.

Zwei Indizes, die auf Familienunternehmen setzen, sind der DAXPlus Family (all share index) und der DaxPlus Family 30, der die 30 größten und liquidesten Werte umfasst. Auch dieses Indexkonzept wird von der Deutschen Börse in Zusammenarbeit mit der Universität München realisiert, ist aber im Gegensatz zum GEX noch recht jung: Erst Anfang 2010 gab der DaxPlus Family sein Börsendebüt. Anders als beim GEX ist hier eine Beteiligung der Gründerfamilie entscheidend für eine Aufnahme in den Index. Ist die Gründerfamilie nicht mehr operativ am Unternehmen beteiligt, machen die Regularien des DaxPlus Family eine Beteiligung der Gründerfamilie von mindestens 25 Prozent am Unternehmen nötig. Ist ein Familienmitglied im Vorstand oder im Aufsichtsrat, reicht ein Stimmrechtsanteil von 5 Prozent aus. Der DAX plus Family 30 umfasst lediglich die dreißig liquidesten Aktien, welche diese Kriterien erfüllen.

Sowohl GEX als auch DAXPlus Family sind kapitalgewichtete Indizes und werden vierteljährlich angepasst. Mittels Zertifikaten können Anleger sowohl von steigenden als auch von fallenden Notierungen der Indizes profitieren. Dabei ist das Angebot an GEX-Zertifikaten deutlich größer als bei Zertifikaten zum DaxPlus Family: Fünf liquiden GEX-Scheinen steht ein Zertifikat auf den DaxPlus Family der Schweizer Privatbank Vontobel gegenüber. „Trotz der relativen Illiquidität einzelner Aktien aus dem Index sind diese Zertifikate zu einem günstigen Spread fortlaufend an der Börse handelbar", fasst Dominik Auricht von der Hypo Vereinsbank die Vorteile zusammen.

Zertifikate GEX-Index:

Emittent

WKN

Typ

Basiskurs

HSBC Trinkaus

TB9785

Indexzertifikat

-

Société Générale

SG16HM

Indexzertifikat

-

HypoVereinsbank

HV0A09

Indexzertifikat

-

HSBC Trinkaus

TB04SE

Bear-Zertifikat

3000 Punkte

HSBC Trinkaus

TB1UTE

Bear-Zertifikat

2500 Punkte

Zertifikat DaxPlus Family 30 Kurs-Index:

Emittent

WKN

Typ

Basiskurs

Vontobel

VT0DL4

Indexzertifikat

-

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