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09:21 Uhr, 03.06.2022

Gewinnwarnung bei Microsoft, Stühlerücken bei Meta Platforms, Zahlen von Salesforce – Wie geht’s weiter mit diesen US-Technologieaktien?

Nachdem Nvidia Ende Mai Investoren mit einem schwachen Ausblick enttäuscht hatte, ist nun Microsoft nachgezogen. Für kurze Verunsicherung bei Investoren sorgten auch die Nachrichten von Meta, wohingegen Anleger auf die Prognose von Salesforce mit Begeisterung reagiert haben. Wie sind die Aussichten für die Papiere?

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In den vergangenen zwei Wochen haben sich die US-Technologieaktien kräftig erholt. Gegenüber dem 52-Wochen-Tief vom 24. Mai hat der Nasdaq Composite um knapp zehn Prozent zugelegt. Viele Anleger juckt es, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, wenngleich die neuesten Nachrichten von Microsoft Investoren zumindest kurz zum Grübeln gebracht haben.

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Der Softwareriese hat wegen das deutlich gestiegenen Dollar überraschend die Umsatz- und Gewinnprognose gesenkt. Demnach belasten Währungseffekte die Erlöse von Microsoft im per Ende Juni endenden vierten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 mit 460 Mio. Dollar, weshalb der Umsatz lediglich 51,94 bis 52,74 Mrd. Dollar erreichen wird. Zudem stutzte der Konzern den Ausblick für den Gewinn je Aktie um 0,03 Dollar auf 2,24 bis 2,32 Dollar.

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Weil die Fed die Geldpolitik deutlich stärker verschärft als andere Notenbanken, gerade die EZB, hat der Dollar in den vergangenen Monaten kräftig zugelegt, was viele US-Unternehmen spürbar belastet. So erzielte Microsoft im Fiskaljahr 2020/21 rund die Hälfte seiner Umsätze von 168,1 Mrd. Dollar im Ausland.

Microsoft: Cloud-Geschäft boomt

Nach der Talfahrt der vergangenen Monate hat die Microsoft-Aktie auf die Gewinnwarnung allerdings nur kurz mit einem kleinen Kursrutsch reagiert und hat anschließend sämtliche Verluste wieder wettgemacht, zumal die Nasdaq selbst deutlich nach oben geschossen ist. Einerseits dürften Investoren erleichtert gewesen sein, dass der Softwareriese „nur“ wegen der Währungseffekte - einem Faktor, auf den Microsoft keinen Einfluss hat – eine Gewinnwarnung abgegeben hat, es also keine überraschende Abschwächung des Geschäfts in den vergangenen Monaten gegeben hat.

Der Konzern profitiert gerade vom Wachstum des Cloud-Geschäfts Azure, dessen Umsatz im dritten Quartal um 46 Prozent gestiegen war, währungsbereinigt waren es sogar 49 Prozent. Für das laufende Quartal hat Finanzchefin Amy Hood ein währungsbereinigtes Plus von 47 Prozent vorhergesagt, was deutlich über den Schätzungen der Analysten lag.

Andererseits haben die Konjunktursorgen der Investoren nach dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht von ADP – im Mai hatte die US-Privatwirtschaft statt den von Volkswirten vorhergesagten 240.000 neuen Jobs lediglich 128.000 geschaffen, das war das niedrigste Niveau seit April 2020 – zugenommen, was für Abwärtsdruck auf die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen gesorgt hat. Denn Investoren setzen darauf, dass die Fed in einem schwachen Konjunkturumfeld die Leitzinsen nicht so stark anheben dürfte wie bislang von vielen Investoren erwartet wird.

Daraufhin haben sie bei US-Growth-Aktien zugegriffen haben. Das Motto dabei: Je schwächer die Konjunktur ist, umso mehr sind Unternehmen mit starkem Wachstum, gerade auf der Umsatzseite, sprich die Growth-Aktien, und damit gerade die Technologiewerte, gefragt.

Zu diesen gehört Microsoft par excellence. Analysten sagen für das Fiskaljahr 2021/22 ein Umsatzwachstum von 18,5 Prozent auf knapp 200 Mrd. Dollar vorher, für 2022/23 von 14,4 Prozent. Da sind beeindruckende Zahlen für ein Unternehmen dieser Größenordnung.

Da sehen Investoren darüber hinweg, dass Microsoft mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21,6 auf Basis der Schätzungen von 2023/24 hoch bewertet ist. Allerdings soll der Konzern in jenem Fiskaljahr laut den Schätzungen der Analysten eine operative Marge von hervorragenden 43,5 Prozent erwirtschaften – eine Traumrendite, die die hohe Bewertung deutlich relativiert. Dabei wird der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) durch den Umsatz dividiert. In dem sich deutlich aufgehellten Umfeld für US-Technologieaktien dürfte die Erholung der Microsoft-Aktie daher zumindest kurzfristig weitergehen.

Sandberg verlässt Meta Platforms

Hingegen hat die Aktie von Meta Platforms mit kräftigen Kursgewinnen auf die neuesten Nachrichten reagiert. Demnach wird Sheryl Sandberg, die für das operative Geschäft bei dem sozialen Netzwerk zuständig ist, im Herbst den Konzern verlassen. Sandberg, die rechte Hand von Vorstandschef Mark Zuckerberg, will sich mehr auf Philanthropie, also auf ihre Stiftung fokussieren. Nachfolger von Sandberg wird Javier Olivan, der seit Jahren die Wachstumsanstrengungen des Unternehmens leitet.

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Die Ankündigung von Sandberg kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, hat der Konzern doch mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. Daher war der Umsatz im ersten Quartal um lediglich sieben Prozent auf 27,9 Mrd. Dollar gestiegen, das war das niedrigste Wachstum seit dem Börsengang im Jahr 2012.

Bei der Zahlenvorlage hatte der Konzern bekanntgegeben, dass das Werbegeschäft seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs schwächele. Für das laufende Quartal hat die Firma daher lediglich Erlöse von 28 bis 30 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt, was deutlich unter den damaligen Schätzungen der Analysten von 30,74 Milliarden Dollar lag. Inzwischen haben die Finanzprofis sie auf 29,3 Mrd. Dollar eingedampft.

Meta Platforms schwächelt beim Wachstum

Zudem leidet die Meta-Tochter Facebook darunter, dass User von Apples iOS 14.5 zustimmen müssen, damit Facebook ihre Daten abgreifen darf. Viele User haben das allerdings abgelehnt, was das Geschäft des sozialen Netzwerks deutlich beeinträchtigt. Es hat zuletzt gesagt, dass dieser Effekte den Umsatz im laufenden Jahr um herbe zehn Mrd. Dollar drücken werde.

Zudem hat sich Facebook zuletzt darüber beschwert, dass die Alphabet-Tochter Google einen Wettbewerbsvorteil habe, weil sie über ihren Browser und die Google-Suche über Apples iPhones ohne ausdrückliche Zustimmung der User Daten sammeln könne. Das könne zu Verschiebungen von Werbebudgets von Facebook zu Google führen.

Vor dem Hintergrund sagen Analysten für 2022 für Meta Platforms ein Umsatzwachstum von lediglich 7,5 Prozent auf 126,8 Mrd. Dollar vorher, was deutlich an dem Image eines Wachstumsunternehmens kratzt. Das liegt unter den Schätzungen für den S&P500, für den die Finanzprofis ein Plus von 10,2 Prozent prognostizieren.

Zwar sorgt Sandbergs Abschied kurzfristig für Unsicherheit bei Investoren. Trotz der Nachricht ist die Aktie von Meta Platforms nach oben geschossen, weil sich die Stimmung für die US-Technologiewerte zuletzt deutlich verbessert hat. Dabei haben Investoren auch bei Meta zugegriffen, zumal das 2023er-KGV mit 14,0 deutlich unter dem des S&P500 von 16,6 liegt.

Der Konzern wird am kommenden Donnerstag, 9. Juni das Börsenkürzel für den Handel an der Nasdaq von „FB“ zu „META“ ändern, um damit den Konzernumbau von Facebook hin zu Meta widerzuspiegeln. Wenngleich sich dadurch absolut nichts am operativen Geschäft ändert, könnte das für neues Interesse an der Aktie sorgen, womit sie sich von dem Kurseinbruch der vergangenen Monate weiter erholen sollte.

Salesforce trotzt schwächelnder Weltwirtschaft

Hingegen hat Salesforce Investoren mit guten Zahlen und der Erhöhung der Gewinnprognose überzeugt, woraufhin die Aktie einen Kurssprung nach oben gemacht hat. Die Softwarefirma bietet Cloud-Computing-Lösungen für Unternehmen an und hat sich vor allem auf Kundenbeziehungsmanagement (CRM) spezialisiert. Der Konzern hat im per Ende April beendeten ersten Quartal des Fiskaljahres 2022/23 den Umsatz um 24 Prozent auf 7,41 Milliarden Dollar gesteigert, währungsbereinigt waren es 26 Prozent.

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Co-Vorstandschef Marc Benioff sagte bei der Zahlenvorlage, dass der Konzern noch keinen bedeutenden Einfluss von der schwächelnden Weltwirtschaft auf die Geschäfte von Salesforce sehe. Vielmehr sei die Nachfrage „sehr stark.“ Salesforce hatte Ende 2020 den Instant-Messaging-Dienst Slack für 27,7 Mrd. Dollar gekauft und damit den Wettbewerb mit Microsoft weiter angeheizt. Allerdings hat Salesforce-Finanzchefin Amy Weaver nun bei der Präsentation der Quartalszahlen betont, dass der Konzern bei der Einstellung neuer Mitarbeiter auf die Bremse trete. Das signalisiert für mich doch eine Abschwächung des Wachstums bei Salesforce, oder?

Gewinnprognose erhöht

Für das laufende Quartal hat die Softwarefirma ein Umsatzplus von 21 Prozent in Aussicht gestellt. Zwar hat sie die Umsatzprognose für das Fiskaljahr 2022/23 leicht gesenkt auf 31,7 bis 31,8 Mrd. Dollar, gegenüber zuvor 32,0 bis 32,1 Mrd. Dollar. Das liegt allerdings an Währungseffekten, so soll – Microsoft lässt grüßen - der starke Dollar den Umsatz mit 600 Mio. Dollar belasten, das ist doppelt soviel wie zuvor geplant.

Allerdings hat Salesforce die Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie für das Fiskaljahr 2022/23 um 0,12 Dollar auf 4,74 bis 4,76 Dollar erhöht, was einem Anstieg von stattlichen 21 bis 22 Prozent entspricht. Dass der Gewinn je Aktie laut dem US-Bilanzierungsstandard GAAP allerdings lediglich 0,38 bis 0,40 Dollar erreichen soll, sei nur am Rande erwähnt. Die große Lücke beruht vor allem auf die aktienbasierte Vergütung von Mitarbeitern, sowie Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte.

Auf Basis der Gewinnschätzungen für 2023/24 – selbstverständlich auf Basis des bereinigten Gewinns je Aktie - ist Salesforce mit einem KGV von 32,4 alles andere als günstig. Nach der vorherigen Talfahrt der Aktie auf 52-Wochen-Tiefs dürfte allerdings die Erhöhung der Gewinnprognose und das verbesserte Umfeld für Technologiewerte dafür sorgen, dass die Erholung bei Salesforce erst einmal weitergeht.

Aktiensplit bei Amazon und Entwicklerkonferenz von Apple ganz oben auf der Agenda

Für die nächste Woche sind keine Quartalszahlen von bedeutenden US-Technologiefirmen geplant. Im Fokus der Investoren dürfte am Montag, 6. Juni die Amazon-Aktie stehen, wird sie doch - nach dem Aktiensplit 1 zu 20 am Freitag nach Börsenschluss in USA - erstmals splitbereinigt gehandelt. Damit besitzen Anleger statt einer Aktie 20 Aktien. Zwar ändert sich dadurch am operativen Geschäft von Amazon nichts. Dennoch könnte das Papier klettern, weil viele Privatanleger zugreifen könnten.

Investoren dürften zudem gespannt auf die Entwicklerkonferenz von Apple am Montag, 6. Juni ab 19 Uhr schauen. Zudem könnten Investoren auf die Hauptversammlung von Ebay am 8. Juni achten.

Außerdem dürften Anleger vor allem die US-Konjunkturdaten weiter genau im Auge haben. Sollten sie schwächer als erwartet ausfallen, und damit erneut Konjunktursorgen schüren, könnten Investoren weiterhin auf US-Growth-Aktien, sprich die Technologiewerte setzen. Dabei dürften Investoren erst einmal darüber hinwegsehen, dass ein möglicherweise weiter steigender Dollar für zunehmenden Gegenwind für die US-Konzerne sorgen würde.

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Egmond Haidt

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