Kommentar
10:24 Uhr, 07.12.2009

Gewinnerwartungen steigen, Zinsen bleiben niedrig

Die Nachricht, dass die Staatsholding Dubai World ihre Gläubiger um Zahlungsaufschub ersuchte, führte zu einem Einbruch an den Aktienmärkten. Gleichzeitig fielen die Renditen von Anleihen, während die Versicherungsprämien für Staatsanleihen aus Schwellenländern anzogen. Die Finanzmärkte reagierten mit Schrecken auf die Weigerung der Regierung von Dubai, für die Schulden der Dubai World einzustehen, und auf die Tatsache, dass auch von dem reichen Nachbarn Abu Dhabi keine Rettung zu erwarten war. Die Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate stellte lediglich den Banken Geld zur Verfügung. Es kam zu massiven Verkäufen, die jedoch vor Ort am ausgeprägtesten waren. Die Märkte erholten sich jedoch schnell wieder, als abzusehen war, dass sich die Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Finanzmärkte in Grenzen halten würden.

Doch es gab noch andere Gründe zur Nervosität: Die deutsche WestLB beantragte eine weitere Staatshilfe in Höhe von 4 Mrd. EUR. Die Bundesbank kam zu dem Schluss, dass deutsche Banken mit weiteren Abschreibungen in Höhe von bis zu 90 Milliarden EUR rechnen müssen. Der IWF geht davon aus, dass die Banken bis jetzt erst die etwa die Hälfte ihrer möglichen Verluste aufgedeckt haben. Andere Zeichen der Zeit waren die Kapitalverkehrssteuer von 2 %, die Brasilien für Kapitalflüsse in das Land einführte, die Abwertung der vietnamesischen Währung und die Nachricht, dass das Haushaltsdefizit Griechenlands wesentlich höher ist als ursprünglich angenommen und die griechische Staatsverschuldung vermutlich explodieren wird. Auch wenn diese Ereignisse als solche nicht bedeutend genug waren, um eine Krise auszulösen, zeigen sie dennoch, dass sich die Exzesse der Vergangenheit heute rächen.

Trotz dieser eher schlechten Nachrichten hielten sich die Aktienmärkte verhältnismäßig gut. Die Aussichten auf bessere Gewinne —die Gewinnerwartungen stiegen weiter— und eine extrem lockere Geldpolitik erwiesen sich bis jetzt als wirksame Kursstütze. Statistische Daten aus den USA zeigen, dass im Inlandgeschäft fast 90 % der Gewinne im dritten Quartal im Finanzsektor erzielt wurden, der von einer steilen Renditekurve profitierte. Unserer Ansicht nach wird das Gewinnwachstum im Finanzsektor aller Wahrscheinlichkeit nachlassen. Daher müsste für Unternehmen außerhalb des Finanzsektors Spielraum für wachsende Gewinne bestehen.

Wir haben Aktien weiterhin übergewichtet, wobei wir Aktien aus Schwellenländern bevorzugen und in den anderen Regionen neutral positioniert sind. Im Bereich Anleihen (untergewichtet) verkauften wir Staatsanleihen, die inzwischen deutlich untergewichtet sind, und kauften inflationsindexierte Anleihen, in denen wir inzwischen neutral positioniert sind. Dabei handelt es sich um einen taktischen Kauf, basierend auf der Erkenntnis, dass die Entwicklung inflationsindexierter Anleihen einem saisonbedingten (in diesem Fall durch das Jahresende bedingten) Muster folgt.

Der amerikanische Einkaufsmanagerindex gab nach, was darauf schließen lässt, dass der Industriesektor nach einer Erholung, die durch den Auffüllungsbedarf der Lagerbestände bedingt war, an Dynamik verliert. Dennoch besteht kein Grund zur Panik. Der Index weist weiterhin auf ein Wirtschaftswachstum hin. Seine Arbeitsmarktkomponente bleibt weiterhin im positiven Bereich, während sich die Auftragslage sehr positiv entwickelte.

Auch die Konsumausgaben halten sich recht gut. Der Autoabsatz stieg im November weiter an. Gleichzeitig nahm auch die Anzahl der noch nicht abgeschlossenen, aber bereits vertraglich fixierten Immobilienverkäufe, der sogenannten Pending Home Sales, weiter zu. Die Steuergutschrift für Wohnungskäufer erwies sich als effiziente Stütze für den Wohnungsmarkt. Die hohe Arbeitslosigkeit, die zunehmende Anzahl von Zwangsversteigerungen und die wachsende Anzahl von Familien, deren Hypothek den Wert ihres Hauses übersteigt, wirken sich jedoch sehr belastend aus.

In der Eurozone stieg der Geschäftsklima-Index auf den höchsten Stand seit der Insolvenz von Lehman Brothers und lässt auf ein jährliches BIP-Wachstum von Null schließen. Dies wäre deutlich besser als die negative Wachstumsrate von - 4,1 % im dritten Quartal. Die Arbeitslosenquote stieg weiter, was vermutlich einen weiteren Druck auf die Gehälter zur Folge hat. Das geringe Wachstum des Geld- und Kreditangebots müsste die EZB davon überzeugen, die Leitzinsen unverändert zu lassen.

Japan befindet sich einmal wieder in den Fängen der Deflation: Der Verbraucherpreisindex liegt um 2,5 % niedriger als im Vorjahr, der Kerninflationsindex um 1,1 %. Die Nettogehälter fielen weiter. Das Wachstum im Industriesektor ließ nach. Der Einkaufsmanagerindex gab nach, lag jedoch über 50 Punkten und wies damit auf eine leicht positive Entwicklung hin. Die Industrieproduktion verzeichnete das langsamste Wachstum seit Beginn des Aufschwungs. Der starke Yen könnte Produktion und Ausfuhren belasten, schon allein deshalb weil die Binnenwirtschaft im besten Falle im Schneckentempo wachsen wird.

Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern wird voraussichtlich nachlassen. In China stagnierte ein Einkaufsmanagerindex, während der andere mühsam einen geringen Zuwachs erzielte. In Indien stagnierten die Exporte. Nach einem starken Anstieg in den Vormonaten, in denen der Stand vor der Krise noch übertroffen wurde, verzeichnete die indische Industrie einen unerwarteten Produktionseinbruch. Taiwans Einkaufsmanagerindex gab leicht nach, bleibt aber weiterhin hoch. Brasiliens Einkaufsmanagerindex kletterte auf den höchsten Stand seit November 2007.

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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