Kommentar
10:32 Uhr, 25.01.2010

Gewinnaussichten trotz uneinheitlicher Berichte optimistisch

Die Ergebnisse des Berichtsquartals waren bisher nicht eindeutig. Interessanterweise lösten verschiedene positive Überraschungen keine Kursanstiege aus. Dies bestätigte unsere Überzeugung, dass das Potenzial für Kurssteigerungen begrenzt ist. Die amerikanischen Aktienmärkte zogen an, nachdem die Republikaner durch einen weiteren Sitz im Senat die Möglichkeit erhielten, die Verabschiedung von Gesetzen, wie beispielsweise der Gesundheitsreform, hinauszuzögern oder ganz zu verhindern. Dies führte zu deutlichen Kursanstiegen bei amerikanischen Aktien des Gesundheitssektors. Aufgrund der optimistischen Gewinnaussichten sind wir in Aktien weiterhin leicht übergewichtet. Ein Großteil der guten Nachrichten wurde jedoch bereits eingepreist.

Wir haben unsere Investitionen in japanischen Aktien erhöht und im Gegenzug unser Engagement in amerikanischen und europäischen Aktien verringert. Grund für diese Entscheidung ist jedoch nicht unser Vertrauen in die japanische Wirtschaft, sondern vielmehr die Tatsache, dass ausländische Anleger in letzter Zeit begonnen haben, sich intensiv für japanische Aktien zu interessieren, was mit der unterdurchschnittlichen Wertentwicklung im letzten Jahr und dem starken Wachstum in China und den USA zu tun haben könnte. Wir haben Japan und Schwellenländer über- und die USA und Europa untergewichtet. Gleichzeitig reduzierten wir unser Übergewicht in Europäischen Small Caps, da wir damit rechnen, dass der in den ersten Januarwochen spürbare starke Saisoneffekt wieder abflaut.

Die Einzelhandelsumsätze in den USA gaben im Dezember leicht nach. Nach zwei starken Monaten ist ein solcher Rückgang möglicherweise normal, könnte aber auch durch das kalte Wetter bedingt sein. Das Verbrauchervertrauen, das im Januar nahezu unverändert blieb, hat sich von seinem Tiefstand im Jahr 2008 erholt, ist aber langfristig betrachtet nach wie vor schwach. Unserer Ansicht nach ist das nicht überraschend. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, der Wohnungsmarkt anfällig (die Einschätzung des Geschäftsklimas durch die Wohnungsbaugesellschaften verschlechterte sich weiter) und Kredit nur schwer zu beschaffen. Da die Verbraucher nicht fähig oder nicht bereit sind, den Anstoß für die wirtschaftliche Erholung zu geben, rechnen wir mit einem Nachlassen des Wirtschaftswachstums, sobald der durch den Auffüllbedarf der Vorräte hervorgerufene Auftrieb nachgelassen hat.

Die Industrie in der Eurozone sorgte für eine positive Überraschung, was insbesondere in Anbetracht eines weiteren Rückgangs des deutschen ZEW-Index eine sehr gute Nachricht war. Der ZEW-Index fiel zum vierten Monat in Folge, liegt aber weiterhin deutlich über seinem langfristigen Durchschnitt. Da jedoch auch der Ifo-Index (ein bedeutenderer deutscher Frühindikator) auf eine nachlassende Dynamik hinweist, sieht es aus, als würde die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone langsam und holprig verlaufen. Die Statistiken weisen darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland im vierten Quartal bestenfalls stagnierte. Die Außenhandelsdaten für die Eurozone, die schon immer stark von Exporten abhängig war, waren enttäuschend. Der Außenhandelsüberschuss ging zurück, anstatt wie von den Analysten erhofft, zuzunehmen.

Die neuesten Statistiken bestärken uns in unserer Überzeugung, dass die Leitzinsen der Zentralbanken einstweilen unverändert bleiben. Die Inflation in den USA und in der Eurozone stieg zwar stark an, dieser Anstieg ist jedoch in erster Linie auf den Ölpreis zurückzuführen. Die Kerninflationsrate, die Lebensmittel und Energiepreise nicht berücksichtigt, ist in beiden Regionen weiterhin rückläufig. Da kein Inflationsdruck besteht, konnten die Zentralbanken ihre niedrigen Leitzinsen beibehalten. Sie scheinen aus ihrer Erfahrung im Jahr 2008 gelernt zu haben. Damals reagierten sie aggressiv auf einen ölpreisbedingten scharfen Anstieg der Inflation. Die EZB hob ihre Leitzinsen an, musste aber ein paar Monate später einen Rückzieher machen.

In einem Großteil der Schwellenländer sieht die Lage anders aus. In China nahm zu Beginn des Jahres die Kreditvergabe in Landeswährung deutlich zu. Die People’s Bank of China beschloss daraufhin Maßnahmen zur Straffung ihrer Geldpolitik, die jedoch bis jetzt in erster Linie Symbolcharakter hatten. Die tatsächlichen Reserven der Banken überschreiten beispielsweise immer noch den von der PBoC vor kurzem heraufgesetzten Mindestreservesatz. Aufgrund des derzeit starken Wirtschaftswachstums und dem Risiko von Spekulationsblasen bei Vermögenspreisen rechnen wir jedoch mit einer weiteren Straffung der chinesischen Geldpolitik.

Quelle: Fortis Investments
Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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