Analyse
15:45 Uhr, 28.11.2024

Getrunken wird doch immer, oder?

Der französische Spirituosenhersteller Rémy Cointreau sieht sich weiterhin mit schwierigen Marktbedingungen konfrontiert und hat seine Jahresprognose für das Geschäftsjahr 2024/25 spürbar gesenkt.

Erwähnte Instrumente

  • Rémy Cointreau S.A. - WKN: 883206 - ISIN: FR0000130395 - Kurs: 60,450 € (L&S)

Wie aus dem jüngsten Halbjahresbericht hervorgeht, erwartet das Unternehmen nun einen Umsatzrückgang von 15 % bis 18 %. Dies übertrifft den bereits im Vorjahr verzeichneten Rückgang von 19,2 % und liegt deutlich über den Schätzungen von Analysten, die mit einem Minus von 10,6 % gerechnet hatten.

Der operative Gewinn fiel im ersten Halbjahr auf organischer Basis um 17,6 %, was leicht über den Erwartungen der Analysten lag. Diese hatten einen Rückgang von 20,6 % prognostiziert. Die Margen wurden durch umfangreiche Kostensenkungsmaßnahmen gestützt, die im zweiten Halbjahr fortgesetzt werden sollen​.

US-Markt und China: Doppelte Belastung für Rémy

Die Schwäche in den Kernmärkten USA und China bleibt der Hauptgrund für die negative Entwicklung. In den USA, die für einen Großteil der Cognac-Verkäufe verantwortlich sind, führt die hohe Inflation zu einer gedämpften Konsumnachfrage, während Einzelhändler ihre Lagerbestände reduzieren. Auch in China bleibt der Markt schwach, nicht zuletzt aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten und hoher Importzölle auf Brandy aus der Europäischen Union. Diese wurden als Reaktion auf EU-Strafzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge eingeführt​.

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Das Cognac-Geschäft, das rund 70 % des Konzernumsatzes ausmacht, verzeichnete in beiden Märkten deutliche Rückgänge. "Das Geschäftsumfeld wird für Rémy zunehmend schwieriger," erklärten die Analysten von Barclays. "Die Umsätze mit Rémy Martin sind trotz verstärkter Werbemaßnahmen weiterhin rückläufig."

Um die Auswirkungen der schwierigen Marktlage abzufedern, hat Rémy Cointreau Preiserhöhungen angekündigt. Diese sollen die Auswirkungen von Zöllen und anderen Handelshemmnissen zumindest teilweise kompensieren. Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf operative Effizienz, um die Profitabilität zu sichern. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Herausforderung groß: Die Rückgänge im Cognac-Geschäft konnten nicht durch andere Produktsegmente wie Liköre und Spirituosen ausgeglichen werden.

Die Aktien von Rémy Cointreau stehen unter starkem Druck und haben seit Anfang 2023 etwa zwei Drittel ihres Wertes verloren. Am Donnerstag fiel der Kurs nach Veröffentlichung der neuen Prognose um weitere 4 %​, erholte sich aber anschließend wieder etwas und ist ins Plus gedreht.

Bewertet wird die Rémy-Cointreau-Aktie derzeit mit einem 20er KGV. Der Nettogewinn hat sich seit dem Geschäftsjahr 2022/23 in etwa halbiert. Kann das Unternehmen wieder an alte Erfolge anschließen, dann wäre die Bewertung sicherlich zu günstig. Die Bilanz macht einen soliden Eindruck, auch wenn die Verschuldung zuletzt gestiegen ist und das EBITDA rückläufig war. Hier sollte sich die ganze Sache dann aber langsam fangen, um die Dividende nicht in Gefahr zu bringen.

Für das Gesamtjahr bleibt die Prognose pessimistisch. Die anhaltenden Belastungen in den USA und China könnten die Erholung weiter hinauszögern. Rémy Cointreau steht damit vor der Herausforderung, in einem zunehmend angespannten wirtschaftlichen Umfeld Stabilität zu bewahren und seine Position in den globalen Märkten zu behaupten.

Fazit: Aktien von Spirituosenherstellern, ob groß oder klein, haben vielfältige Probleme im Moment. Fast alle diese Aktien befinden sich mehr oder weniger im freien Fall. Es wird gespart und auch günstigere Produkte erfüllen ihren Zweck. Langfristig ist der Sektor aber sehr spannend. Ich würde diese Qualitäts-Aktie jedenfalls für den Beginn auf meine Watchlist setzen.

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Jahr 2023 2024e* 2025e*
Umsatz in Mrd. EUR 1,19 1,04 1,10
Ergebnis je Aktie in EUR 3,84 3,03 3,07
KGV 16 20 20
Dividende je Aktie in EUR 2,00 2,00 1,85
Dividendenrendite 3,33% 3,33% 3,08%

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

Rémy Cointreau S.A.-Aktie
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Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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