Kommentar
07:32 Uhr, 21.01.2016

Gestern Megarebound - aber was machen nun die Zentralbanken?

Die kommenden Tage sind vollgepackt mit Notenbanksitzungen. Bereits morgen, 21.1., kann die EZB versuchen Zauberworte zu sprechen und den Markt zu beruhigen. Sie ist jedoch nicht die einzige Notenbank, die in naher Zukunft die Gelegenheit dazu hat

Was sich da gerade in den letzten Handelsminuten tut ist nicht weniger als bemerkenswert. Die US Indizes gehen nach massivem Abverkauf fast unverändert aus dem Handel. Das ist eine starke Leistung. Auf Sicht einiger Handelstage sollte eine Erholung starten.

Die Stops unterhalb der Augusttiefs sind nun abgeräumt, der Abverkauf wurde genutzt, um zu kaufen. Das ist ein relativ starkes Signal. Wer jetzt noch darüber nachdenkt zu verkaufen oder short zu gehen sollte darüber vermutlich noch einmal nachdenken.

Aber nun zum Hauptthema

Nach der Notenbanksitzung der EZB am 21.1. folgt die US Notenbank am 27.1. Die Bank of Japan macht als eine der einflussreichsten Notenbanken am 29.1. den Monatsabschluss. Die Sitzungen folgen nah aneinander und jede der 3 Notenbanken kann die Märkte beruhigen. Die EZB hätte die Möglichkeit ihre Maßnahmen noch ein klein wenig zu unterstreichen, indem sie den Einlagensatz für Banken von -0,3 % auf -0,4 % senkt.

Die US Notenbank kann nicht sehr viel mehr tun als in ihrem schriftlichen Statement die robuste US Konjunktur zu unterstreichen. Eine Pressekonferenz ist nicht geplant. Große Sprünge sind nicht zu erwarten und nach der Zinserhöhung im Dezember wird die Fed nun kaum zurückrudern.

Die japanische Notenbank ist immer für eine Überraschung gut. Notenbankpräsident Kuroda ist für die Ankündigung von Maßnahmen bekannt, vor allem dann, wenn er kurz zuvor den Eindruck erweckt hat, es würde nichts geschehen. Er scheint es zu mögen die Märkte bewusst zu überraschen. Die US Notenbank verfolgt eine komplett konträre Strategie. Sie kündigt ihre Maßnahmen indirekt viele Monate im Voraus an.

Die Bank of Japan hat noch am ehesten die Mittel den Markt zu drehen, da sich sowohl die US Notenbank als auch die EZB verbal in eine Sackgasse manövriert haben. Spontane Handlungen sind zu erwarten, denn den zuletzt erfolgten Aussagen nach würde damit die Glaubwürdigkeit auf den Prüfstand gestellt werden.

Neben den großen 3 Notenbanken fällen auch viele kleinere Notenbanken wichtige Zinsentscheide bis Ende Januar. Dazu zählen Neuseeland, Südafrika und Russland. Alle drei Länder kämpfen mit ihren Währungen und Wirtschaften - das eine mehr, das andere weniger. Auswirkungen auf die Weltbörsen werden die Entscheidungen allerdings nicht haben. Sie geben allerdings eine gute Indikation, was generell von den Notenbanken in den nächsten Monaten zu erwarten ist.

Bereits gestern legte die kanadische Notenbank vor. Sie ist zwar durchaus bedeutend, aber nicht weltbewegend - im wahrsten Sinne des Wortes. Aus diesem Grund sind die kleineren Notenbanken oftmals auch direkter in ihren Analysen. Das ist erfrischend und zeigt oftmals besser auf, was Notenbanker tatsächlich denken.

Die kanadische Notenbank ändert ihre Zinspolitik nicht und belässt ihre Zinssätze dort, wo sie waren. Der Einlagesatz wird bei 0,25 % belassen, ebenso wie der Übernachtsatz (Leitzins) bei 0,5 % gehalten wird. Die Begründung ist klar: Kanadas Wirtschaft ist Ende 2015 wohl nicht gewachsen, was vor allem an einem langsamen US Wachstum gelegen haben dürfte. Anleger können sich also schon einmal auf eher magere Daten zum Wirtschaftswachstum für das 4. Quartal einstellen.

Die kanadische Notenbank spricht offen darüber, dass die Wirtschaft an Überkapazität leidet. Diese Überkapazität wird erst Ende 2017 abgebaut sein. Die Überkapazität bezieht sich vor allem auf den Rohstoffsektor. Auch können Anleger also erwarten, dass an den Rohstoffmärkten so schnell nicht mit einem Turnaround zu rechnen sein wird. Das gilt nicht nur für Öl, sondern auch Kohle und Metalle, die Kanada ebenfalls im großen Stil abbaut.

Die Notenbank nimmt auch Stellung zu den aktuellen Turbulenzen an den Märkten. Sie schätzt die Lage wie folgt ein: Es bestehen Risiken für die Weltwirtschaft. Die heftigen Kursausschläge an den Märkten reflektieren diese Risiken, doch es ist nicht mehr als die Befürchtung der Anleger. Eine reale Gefahr für einen Abschwung sieht die Notenbank nicht.

Sehen die EZB, die Fed und BoJ die Lage ähnlich, dann wird bis Ende Januar keine Unterstützung von den Notenbanken kommen. Persönlich würde ich das für vernünftig halten. Der Markt braucht eine Bereinigung und eine Intervention der Notenbanken würde dies verhindern.

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4 Kommentare

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  • tschak
    tschak

    Danke für die nüchterne Betrachtung aus Notenbanksicht!

    13:06 Uhr, 21.01. 2016
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    Um es kurz und bündig zusammen zu fassen: Neues aus der Anstalt.

    Im Oktober 2014 jammerte die BoJ über den viel zu starken Yen, und heute? Das Teil legt eine Aufwertung in allen Währungen hin, dass einem Angst und Bange wird. Demnach sind also alle fiskalischen Maßnahmen der Japaner verpufft. Schall und Rauch, der letzte macht´s Licht aus. Dafür jammern jetzt alle im Gleichschritt über den viel zu niedrigen Ölpreis. Der kann aber gar nicht tief genug sein. Nur findet man keine Headline wie „Freut Euch des Lebens...Tanken macht Spaß" oder so ähnlich.

    Und dann muss man erfahren, dass die Deutsche Bank, ähnlich wie VW, eine Schummelsoftware eingesetzt hat, um Kurse zeitversetzt zu stellen. Das Unternehmen präsentiert sich also als eine Art kriminelle Vereinigung. Wer hat da noch Bock sein Geld in ein solches Unternehmen zu stecken? Angesichts der viel zu vielen Irren im Finanzsektor erscheint eine Bereinigung dringendst geboten.

    Halleluja.

    Dieter.

    09:30 Uhr, 21.01. 2016
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Mega-Rebound?? Jetzt lassen Sie bitte mal die Kirche im Dorf! Der DJI war am Ende immer noch 250 Pkt. im Minus. Klar gab es im Chart lange Lunten zu bestaunen, aber da selbst das Volumen nicht extrem hoch war, macht eine soche Überschrift kaum einen Sinn. Natürlich - so ausgebombt wie die Charts sind kann es immer mal auch nach oben gehen (auch mehrtägig), wie man aber nur wegen gestern so ne Aufregung veranstalten kann ist mir schleierhaft

    09:13 Uhr, 21.01. 2016
  • bembes
    bembes

    Hoffentlich mischt sich "Super-Draghi" nicht in das Börsengeschehen ein. Das könnte man auch als Manipulation bezeichnen. Lasst den "Markt" entscheiden !!!!!

    07:47 Uhr, 21.01. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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