Analyse
22:27 Uhr, 09.10.2008

Gespräch unserer Händler - "Den Resetknopf drücken?"

Intern wird die aktuelle Marktsituation bei uns heiß diskutiert. Eine solche Marktphase erlebt ein Anleger nicht oft und wenn doch, wünscht er sich diese nicht miterleben zu müssen; und zwar unabhängig davon, ob er als Anleger diese Marktphase profitabel begleiten kann oder nicht.

Aber es ist nunmal so, wie es ist.

Immer wieder wird auf das brachial bärische Sentiment als möglicher Kontraindikator verwiesen. Nahezu täglich gibt es Talkshows und Reportagen über die Bankenkrise, über die Folgen für den normalen Bürger und die Wirtschaft. Die großen Finanzmagazine in den USA titeln bereits mit alten vergilbten Bildern aus dem Jahr 1929. Die Volatiltitätsindizes als sehr gute quantitative Meßinstrumente für die Angst und Panik der Marktakteure stehen auf Anschlag im bärischen Extrembereich. Kurzum, die Stimmung ist grottenschlecht, die Angst geht um, viele berechtigte Fragen werden gestellt und solche Kommentare wie dieser werden geschrieben.

Intern sind wir uns einig darüber, dass man alleine wegen einer exzessiv bärischen Marktstimmung nicht einfach im antizklischen Sinne bullisch werden darf. In der Hochphase einer bärischen Sentimententwicklung kann es die Kurse weiter deutlich nach unten spülen.

Einen Trost gibt es. Lange können die Kursabschläge in der Dimension nicht mehr anhalten.

Im Finale einer Korrektur fallen die Kurse oft am schnellsten.

Das Problem der aktuellen Marktsituation ist aber eindeutig auch jenes, dass derzeit viele Hedgefunds zwangsliquidiert werden. Sie müssen verkaufen, sie müssen ihre Positionen zu Spottpreisen in den Markt geben, sie haben keinen eigenen Entscheidungsspielraum mehr. Eine solche Lawine brettert bis zum bitteren Ende nach unten durch. Sie läßt sich nicht aufhalten.

Einer unserer Trader merkte an, dass heute Nacht in Asien oder aber morgen in Europa die Börsen möglicherweise "außerplanmäßig" geschlossen werden könnten. "Banken erst reparieren, dann den Markt wieder laufen lassen", so seine nicht ganz Ernst dahingesagte Bemerkung. Wenn man sich die Charts der großen Indizes anschaut und die Wucht des vorliegenden Verkaufsdruck sieht, dann kommt man nicht umhin, ihm zuzustimmen.

Vielleicht wäre es tatsächlich das beste den Laden einfach zu schließen ...

Keine Frage, einen Resetknopf gibt es an unserem Wirtschafts- und Finanzsystem leider nicht.

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Über den Experten

Harald Weygand
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Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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