Kommentar
09:27 Uhr, 22.12.2020

Geschenktes Geld durch IPOs?

Selten haben Börsengänge Anlegern so viel Geld eingebracht wie in diesem Jahr. Anlegern wurde praktisch Geld geschenkt.

Über Börsengänge wurde in diesem Jahr so viel Geld eingesammelt wie noch nie. Es war ein richtig gutes Jahr. Das gilt nicht nur für die Unternehmen, die an die Börse gegangen sind, um sich Geld zu beschaffen. Es gilt auch für Anleger, die die Aktien gezeichnet haben. Firmen wie Airbnb und DoorDash konnten Milliarden einsammeln und gleichzeitig Anleger glücklich machen. Die Kurse verdoppelten sich am ersten Tag.

Kursgewinne in den ersten Tagen sind nicht unerwartet. Anleger geben meist jungen Unternehmen Geld, die auch nicht unbedingt profitabel sind. Die meisten Unternehmen, die in diesem Jahr an die Börse gingen, sind unprofitabel. Das Risiko ist für Anleger entsprechend hoch.

Um dennoch Kapital anzulocken werden Aktien zu preisen ausgegeben, die unter der erwarteten Bewertung des Unternehmens liegen. Das soll Sicherheit geben, dass Kursgewinne möglich, wenn nicht sogar garantiert sind.

Garantien gibt es natürlich nicht wirklich. Einige Aktien verlieren nach dem Börsengang. Im Durchschnitt konnte man mit Börsengängen in diesem Jahr am ersten Tag allerdings fast 50 % gewinnen. Für eine Haltedauer von einem Tag ist das nicht schlecht, Risiko hin oder her.

So hohe Kursgewinne sind nicht selbstverständlich. In den letzten Jahren lag der Durchschnitt deutlich tiefer. 2020 ist aber alles anders. Börsenneulinge sind so gefragt wie seit 1999 nicht mehr. Vergleicht man den IPO Index mit dem S&P 500 (Grafik 1), so erkennt man sofort wie stark sich Börsenneulinge inzwischen vom Gesamtmarkt abgesetzt haben.


Es erinnert an 1999. Der S&P 500 hat auf Jahressicht eine Rendite von 15 % erwirtschaftet. Bei IPOs waren es ca. 60 %. Die Performancedifferenz ist damit so hoch wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr (Grafik 2).

Die Outperformance ist bereits jetzt stark ausgeprägt. Die Spekulationshochs der Internetblase sind aber noch nicht erreicht. Das sind gute und schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht ist, dass der Trend noch nicht vorüber ist. Es ist wahrscheinlich, dass die Spekulationsfreude Anfang 2021 anhält.

Die schlechte Nachricht ist, dass es eben wieder eine Spekulationsblase gibt. Wenn man mittendrin steckt, will das natürlich niemand wahrhaben. Das ändert die Fakten jedoch nicht. DoorDash liefert Essen. Das ist praktisch und Essenslieferungen wird es immer geben. Das Geschäftsmodell ist sinnvoll, aber eines mit geringer Marge und die Eintrittshürden in den Markt sind so gut wie nicht existent.

Auch ohne große Analyse ist klar, dass das Unternehmen nie ausreichend Geld verdienen wird, um eine Bewertung von 50 Mrd. zu rechtfertigen. Börsengänge wie das von DoorDash erinnern an die gescheiterten Versuche vor 20 Jahren wie etwa bei Webvan. Webvan lieferte Lebensmitteleinkäufe nach Hause. Die Margen waren stark negativ und sind es bei den meisten Unternehmen, die das heute anbieten, auch noch.

Das Geschäftsmodell ist praktisch und nobel, aber es lässt sich eben kein Geld damit verdienen. Wenn Geschäftsmodelle, die garantiert verlustträchtig sind, mit 50 Mrd. bewertet werden, kann man nur von einer Spekulationsblase sprechen.

Wer bei diesen Börsengängen mitmacht, kann in einer solchen Blase besonders viel Geld verdienen. Bedingung ist jedoch, dass man die Aktien möglichst schnell nach Handelsbeginn wieder losschlägt. Langfristig wird sonst aus geschenktem Geld beim Börsengang ein Fass ohne Boden.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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