Analyse
09:25 Uhr, 19.04.2023

GERRESHEIMER - Es klingelt in der Kasse

Gestern Abend meldete der Verpackungsspezialist etwas überraschend, dass eine Kapitalerhöhung unter Bezugsrechtsausschluss durchgeführt wird. Bei näherer Betrachtung macht dies Sinn.

Erwähnte Instrumente

  • Gerresheimer AG
    ISIN: DE000A0LD6E6Kopiert
    Kursstand: 90,750 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Gerresheimer AG - WKN: A0LD6E - ISIN: DE000A0LD6E6 - Kurs: 90,750 € (XETRA)

Der Kurs der Gerresheimer-Aktie hat sich seit Herbst ungefähr verdoppelt, so dass man die Entscheidung der Unternehmensführung durchaus nachvollziehen kann, das hohe Kursniveau zu nutzen, um frisches Kapital einzusammeln.

Aktiengesellschaften haben die Möglichkeit aus einem vorhandenen Genehmigten Kapital eine Kapitalerhöhung um bis zu 10 Prozent des Grundkapitals unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre durchzuführen. Der Vorteil einer solchen Aktienplatzierung im sogenannten beschleunigten Verfahren ist, dass die Kapitalmaßnahme innerhalb kürzester Zeit durchgeführt und abgewickelt werden kann.

Es muss kein teurer Wertpapierprospekt erstellt und keine Bezugsrechte ausgegeben und in die Depots der Aktionäre eingebucht werden, von der Organisation eines eventuellen Bezugsrechtshandels mal ganz zu schweigen. Die Bezugsfrist bei einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht geht in der Regel ca. zwei Wochen. Im beschleunigten Verfahren kann die Platzierung der neuen Aktien hingegen oftmals binnen weniger Tage oder sogar Stunden durchgeführt werden, da nur wenige – zumeist institutionelle – Investoren angesprochen werden.

Bruttoemissionserlöse von über 270 Mio. EUR

So geschehen auch bei Gerresheimer, die bereits gestern am späten Abend, gerade mal vier Stunden nach Ankündigung der Kapitalerhöhung, den Vollzug vermelden konnten. Insgesamt gab das Unternehmen 3,14 Mio. neue Aktien zu einem Bezugspreis von 86,50 Euro aus, was Gerresheimer brutto 271,6 Mio. EUR in die Kassen spülte. Wie üblich in solchen Fällen, werden die neuen Aktien mit einem kleinen Abschlag auf den Börsenkurs ausgegeben, um die Zeichnung attraktiver zu machen. Bei Gerresheimer lag der Abschlag bei ca. 4,7 Prozent.

An der Börse kommen solche Aktionen meistens nicht ganz so gut an. Die betreffenden Papiere gehen fast immer in die Knie, wenn auch nur kurzzeitig. Die bisherigen Anteilseigner werden durch den Bezugsrechtsausschluss ja verwässert, was nicht jedem gefällt und entsprechend zu Verkäufen führen kann.

Erhöhung der Flexibilität

Was die Düsseldorfer genau mit dem frischen Kapital vorhaben, wurde noch nicht verraten. In der Pressemeldung ist davon die Rede, dass die Kapitalerhöhung die Flexibilität verschafft, um signifikante, profitable Wachstumschancen zu nutzen. Der Fokus soll dabei auf Medical Devices und High Value Solutions liegen. Operativ läuft es bei Gerresheimer gut, wie mein Kollege Sascha Gebhard in seinem Artikel zum ersten Quartal ausführlich erläutert.

Fazit: Die Gerresheimer-Aktie gab gestern Abend nach Bekanntgabe der Kapitalmaßnahme nachbörslich um 3,5 Prozent nach. Heute Morgen liegt die Aktie aktuell 2,5 Prozent im Minus. Gerresheimer ist ein gutes Unternehmen, welches zu den Marktführern seiner Branche zählt. Ein freundliches Börsenumfeld vorausgesetzt, sollte das Erreichen des bisherigen Allzeithochs bei 102 Euro nur eine Frage der Zeit sein.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 1,82 2,00 2,19
Ergebnis je Aktie in EUR 4,61 4,55 5,81
KGV 20 20 16
Dividende je Aktie in EUR 1,25 1,32 1,59
Dividendenrendite 1,38 % 1,45 % 1,75 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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