George Soros und die Kohle
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Preistief in Sicht?
Der Kohlesektor befindet sich in einem brutalen Bärenmarkt. Es gibt kaum Aktien des Sektors, die nicht über 90% an Wert verloren haben. Einer der größten Kohleproduzenten, Peabody Energy, hat inzwischen 98% seines Wertes verloren. Das ist eigentlich schon ein Totalverlust und spricht Bände. Wenn ein Kurs so dermaßen einbricht, dann hat der Markt eine klare Meinung: Bankrott.
Soros ist nicht dafür bekannt, dass er sein Geld investiert, um es zu verlieren. Wenn er in Kohleaktien geht, dann muss es dafür einen Grund geben. Den genauen Grund kennt niemand. Man kann allerdings vermuten, dass Soros einen Boden erkennt. Ob er diesen nur tradet oder wirklich für ein Investment nutzt, ist nicht bekannt. Die Veröffentlichungen von Positionen finden einmal im Quartal statt. Es könnte durchaus sein, dass Soros schon wieder aus den Aktien ausgestiegen ist.
Die Positionen, die er hielt (Arch Coal und Peabody Energy) dürften kurzfristig bereits einen schönen Gewinn eingebracht haben. Als der Kauf der Aktien im August bekannt wurde, stieg die Aktie von Peabody um 150%, jene von Arch um 800%. Peabody hat die Gewinne fast wieder komplett abgegeben, Arch Coal steht noch deutlich im Plus.
Während keiner den Plan von Soros genau kennt kann man sich als Anleger selbst ein Bild von der Situation machen und entscheiden, was man für richtig hält. Es ist schwierig auf fundamentaler Sicht den Boden mit großer Überzeugung auszurufen. Es gibt allerdings viele Hinweise darauf.
Der nominale Preis lässt ganz und gar nicht auf einen Boden hoffen. Betrachtet man den realen Preis, dann sieht die Sache ganz anders aus. Gibt der reale Kohlepreis noch einmal 10% nach, dann sind die Tiefs aus den 60er Jahren und 2001 wieder erreicht.
Persönlich halte ich den realen Preis für aussagekräftiger. Es ist nun einmal so, dass die Kosten der Produzenten mit der Inflation steigen, selbst wenn an anderer Stelle Einsparungen möglich sind. Bereits zu den aktuellen Preisen arbeitet kein US Produzent mehr profitabel. Bleibt der Preis, wo er ist, dann geht ein Unternehmen nach dem anderen in den Bankrott.
Aktien mit Boden?
Der Preis von Kohle dürfte relativ bald einen Boden erreichen. Tut er es nicht, dann gibt es innerhalb weniger Jahre keine Kohleproduzenten mehr. Trotzdem ist das noch kein Argument für einen Turnaround. Zwischen „nicht mehr tiefer“ und „Turnaround“ besteht ein großer Unterschied.
Wie dringend notwendig ein Preistief bei Kohle ist zeigt Grafik 3. Dargestellt sind Umsatz, Nettovermögenswerte und Gewinn von drei Produzenten. Arch Coal und Peabody Energy sind auf Kohle fokussiert. Consol Energy ist auch im Gasgeschäft tätig und konnte in den vergangenen Jahren noch Gewinne ausweisen.
Der Umsatz der Unternehmen hat sich von 2011 bis 2015 fast halbiert. Ein Einbruch von dieser Geschwindigkeit ist selbst bei allen Sparbemühungen kaum zu bewältigen. Entsprechend groß waren die Verluste. Arch und Peabody schreiben seit 2012 zusammen Verlust von einer bis 1,5 Milliarde Dollar pro Jahr.
Die Verluste können momentan noch aufgefangen werden. Die Nettovermögenswerte und das Eigenkapital sind noch positiv. Durch die Verluste haben sich die Nettovermögenswerte seit 2011 von 8,1 Milliarden auf 3 Milliarden reduziert. Steigt der Kohlepreis nicht innerhalb von 2 Jahren an, dann sind beide Unternehmen insolvent.
Drängt der Umweltschutz Kohleunternehmen in den Bankrott?
Aus fundamentaler Sicht sprechen viele Faktoren für einen Boden. Schon allein die Tatsache, dass bei dem derzeitigen Preisniveau innerhalb weniger Jahre kaum noch Unternehmen überleben werden, spricht für eine Bodenbildung des Preises.
Will die Welt weiter Kohle verwenden, dann muss der Preis wieder steigen. So einfach ist das. Will die Welt aber überhaupt noch Kohle verwenden? Momentan gerät Kohle weltweit unter Druck. In Deutschland betrifft die Energiewende nicht nur Atomkraft, sondern auch Kohle. Die USA beginnen ihre Energiewende gerade erst und China hat die Luftverschmutzung satt.
Kohle wird in Zukunft ein immer geringerer Stellenwert zukommen. Solange Kohle allerdings noch gebraucht wird müssen Unternehmen auch überlebensfähig sein. Der Kohleverbrauch steigt weltweit nach wie vor an (Grafik 4). Das Wachstum des Kohleverbrauchs ist rückläufig, aber positiv.
Die Produktion hat inzwischen ihren Peak überschritten. Seit 2013 konsolidiert die Branche. 2014 ging die Produktion erstmals seit 2009 zurück. Trotzdem bestand 2014 noch eine deutliche Überproduktion. 2015 dürften Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht sein. 2016 ist mit mehr Nachfrage als Angebot zu rechnen.
Langfristig ist Kohle so gut wie tot. Mittelfristig dürfte es zu einem Rebound kommen. Die Welt kann nicht von heute auf morgen auf den Rohstoff verzichten und steigen die Preise nicht bald, dann gibt es die Branche de facto nicht mehr.
Peabody hat einen Börsenwert von 430 Mio. und Vermögenswerte von knapp 2 Mrd. Auch hier ist der Abschlag enorm, wenngleich geringer als bei Arch. Das dürfte an der insgesamt etwas besseren Solvenz liegen.
Persönlich halte ich es für unwahrscheinlich, dass der gesamte Sektor in den Bankrott geht. Kann sich der Kohlepreis stabilisieren (Angebot und Nachfrage lassen das für 2016 vermuten) und sogar leicht nach oben tendieren, dann könnten Unternehmen 2017 oder 2018 wieder den Break-Even erreichen. Selbst bei der derzeitigen Verbrennungsrate von Cash notieren sie zu einem Abschlag auf ihre Vermögenswerte. Als hochspekulativer, mittelfristiger Trade ist Kohle interessant.
Lernen, traden, gewinnen
– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!
irgendwas muss da sein, auch Glasenberg von Glencore hat in den letzten Jahren massiv in Kohle investiert. Man muss immer den Wölfen folgen, nie den Schafen, im Rohstoffbereich ist das noch wichtiger.
Ich würde auch nicht darauf wetten, dass Kohle langfristig tot ist, nur weil es der Mainstream jeden Tag publiziert. Das hieße ja, Glasenberg, der größte Kohlehändler der Welt, dieser Milliardär und Großunternehmer wäre dumm, weil er dort massiv investiert und die Schreiberlinge in den Medien mit ihren "Studien", die für 4000 Euro netto bei einem Verlag unter Vertrag schreiben wären schlauer als er!? Wie soll das möglich sein?
Den umtriebigen Herrn Soros als "Philanthrop" zu bezeichnen, ist wohl so, wie wenn ein grosse Zeitung den Herrn Hitler zur "Chefsache" der Flüchtlingskrise betitelt.