Geopolitische Wirren dominieren Ölpreisentwicklung
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1. Wieder einmal fielen die wöchentlichen Öllagerbestände in den USA größtenteils besser aus als erwartet. Bei den Rohöllagerbeständen war ein Plus von 2,7 Millionen Barrels zu verzeichnen. Erwartet wurde ein Rückgang um 235.000 Barrels. Auch die Benzinlagerbestände stiegen mit +2,9 Mio. Barrels etwas stärker als erwartet (Bloomberg-Median: +2,0 Mio. Barrels). Lediglich die Diesel- und Heizöllagerbestände stiegen mit 911.000 Barrels nicht ganz so stark wie von den von Bloomberg befragten Analysten prognostiziert (Bloomberg-Median: +2,1 Mio. Barrels).
Ausschlaggebend für den Anstieg auf der Produktseite dürfte erneut ein Plus bei den Produktimporten gewesen sein. Nach dem schon recht hohen Niveau der Vorwoche wurde in der vergangenen Woche noch einmal mehr importiert, wodurch sich die täglichen Importmengen auf durchschnittlich 4,2 Millionen Barrels beliefen. Die Kapazitätsauslastung sank jedoch im Vergleich zur Vorwoche um deutliche 3,31 Prozentpunkte auf aktuell 86,5 %. Der Blick auf die Nachfrage schließlich zeigt weiterhin ein robustes Wachstum der Benzinnachfrage an.
2. Von weitaus größerer Bedeutung als die Lagerbestände sind allerdings derzeit die geopolitischen Wirren, die die Ölmarktteilnehmer in Atem halten. Die Ereignisse im Iran und in Nigeria haben in den vergangenen Tagen wieder für einen deutlichen Preisschub gesorgt. In beiden Fällen scheint eine baldige Entspannung unwahrscheinlich. So hat der Iran darauf hingewiesen, dass Sanktionen gegen das Land zu einem kräftigen Ölpreisanstieg führen würden. Der dezente Hinweis, worauf dieser Anstieg dann zurückzuführen wäre, wurde allerdings nicht gegeben. Dass der Iran selbst für den Anstieg sorgen würde, sprich Lieferstopp, ist allerdings nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch wenn wir im Iran tatsächliche physische Ausfälle für unwahrscheinlich erachten, so reicht in der aktuell angespannten Situation am Ölmarkt schon allein die Möglichkeit von potenziellen Lieferausfällen aus, um die Preise nach oben zu treiben. Mit einer Tagesproduktion von etwa 4 Millionen Barrels und einem Exportvolumen von 2,7 mbd ist der Iran vor allem für den europäischen und asiatischen Markt ausgesprochen wichtig. Klar ist, dass Ausfälle zumindest nicht durch bestehende Kapazitäten in anderen Förderländern aufgefangen werden könnten (ein Anzapfen der strategischen Reserven wäre jedoch wahrscheinlich).
Die Ankündigungen nigerianischer Rebellen, Öleinrichtungen angreifen zu wollen, mit dem ultimativen Ziel Nigeria daran zu hindern, Öl zu exportieren, wirkt auf die Ölmarktteilnehmer ebenfalls nicht vertrauensfördernd. Nigerianisches Öl ist aufgrund seiner hohen Qualität vor allem für den USamerikanischen Markt von großer Bedeutung. Die weitere Ölpreisentwicklung wird daher sehr stark von der weiteren Entwicklung der Geschehnisse in diesen beiden strategisch wichtigen Förderländern abhängen. Spannend dürfte es bis Anfang Februar auf jeden Fall bleiben, denn die nigerianischen Rebellen wollen ab dem 1. Februar eine Großoffensive starten. Für den 2. Februar ist dann eine Sondersitzung der Internationalen Atomenergiebehörde zum Thema Iran geplant. Sollte sich die Lage bis dahin weiter zuspitzen und Förderausfälle wahrscheinlicher werden, dürfte dies die Preise weiter nach oben treiben. Eine Entspannung der Lage sollte zu leichten Preisrückgängen führen. Das Abwärtspotenzial dürfte allerdings beschränkt sein, während das Aufwärtspotenzial im Falle tatsächlicher physischer Ausfälle zumindest kurzfristig deutlich größer ist.
3. Für zusätzlichen Preisdruck sorgte schließlich noch der am Dienstag veröffentlichte Monatsbericht der Internatonalen Energieagentur. Diese rechnet im Jahresverlauf mit einer zunehmenden Dynamik beim Wachstum der Ölnachfrage. Zudem hat sie die Prognose für die zu erwartende Zunahme des Nicht-OPECAngebots in 2006 nach unten revidiert. Dennoch rechnet man immer noch mit einem kräftigen Angebots- Wachstum von 1,3 Millionen Barrels pro Tag. Man könnte schon den Eindruck gewinnen, dass die IEA nach dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ agiert, denn bereits Mitte 2004, als man die erste Schätzung für 2005 abgab, hatte man ein Plus von 1,2 mbd prognostiziert. Dass am Ende aber nur eine schwarze Null beim Vergleich des Angebots mit dem Vorjahr herauskam, dürfte doch als gewisse Enttäuschung gewertet werden. Auch für das Wachstum in 2006 scheint der Optimismus langsam nachzulassen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die OPEC einmal mehr in die Bresche springen muss.
4. An der New York Mercantile Exchange setzte am Dienstag vergangener Woche immer noch die Mehrheit der Spekulanten auf fallende Preise, auch wenn das Ausmaß der Netto-Short-Positionen weiter zurückgefahren wurde. Die Preisanstiege der vergangenen Tage dürften allerdings wieder von einem Aufbau von Netto-Long-Positionen begleitet worden sein.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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