Kommentar
10:10 Uhr, 23.12.2020

Genießen Sie den Aktien-Bullenmarkt, solange es noch geht!

Das Jahr scheint zu enden zu gehen wie es begonnen hat, euphorisch. Kurz vor dem Crash im März gab es neue Allzeithochs. Aktuell verhält es sich nicht anders. Wo aber führt das langfristig hin?

Wer davon überzeugt ist, dass Aktien nicht mehr fallen können und sich die enormen Renditen der letzten Jahre auch in Zukunft fortsetzen, sollte an dieser Stelle zu lesen aufhören. Vor allem langfristig sind die Aussichten trüb und genau um diese langfristigen Aussichten (5-10 Jahre) geht es hier. Was in den kommenden Wochen oder sogar 2-3 Jahren geschieht, ist nicht relevant. Es geht vielmehr um die Frage, welche Rendite Anleger bis 2030 erwarten können. Steht der Dax im Jahr 2030 bei 20.000 oder 30.000 Punkten oder wieder dort, wo er jetzt steht? Zwischen heute und 2030 kann viel geschehen. Der Dax könnte z.B. bis 2025 auf 30.000 Punkte steigen und dann 2030 wieder bei 14.000 Punkten stehen. Da der Dax ein Performanceindex ist und Dividenden in der Berechnung reinvestiert werden, muss viel geschehen, damit der Dax in 10 Jahren nicht höher steht. Selbst wenn sich die Kurse der Unternehmen gar nicht bewegen, würde der Dax allein aufgrund der Dividenden um 30 % bis 2030 steigen. Die Dividenden fangen über 10 Jahre einen durchschnittlichen Bärenmarkt auf. Viele Anleger warten jedoch nicht geduldig darauf, dass sich Dividenden über 10 oder 20 Jahre zu einer stattlichen Rendite aufsummieren. Es geht um die Kurse und die meisten Indizes sind Kursindizes. Sie steigen nicht automatisch mit den Dividenden. Das gilt auch für die US-Leitindizes.

Was die Kurse anbelangt, ist in den nächsten 10 Jahren wenig zu holen. Zu diesem Schluss kommt man jedenfalls, wenn man drei berühmte Indikatoren zu Rate zieht. Sie alle erzählen die gleiche Story. Die hohen Renditen der letzten 10 Jahre wiederholen sich nicht. Der erste Indikator setzt die Marktkapitalisierung ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (auch als Buffett Indikator bekannt).

Über den Indikator kann man streiten, keine Frage. Nichtsdestotrotz sagt der Indikator die Rendite ziemlich gut voraus (Grafik 1). Demnach dürfte die Rendite ab jetzt immer kleiner werden und im Jahr 2030 bei 0 % liegen. Der Indikator prognostiziert zwar sogar negative Renditen, allerdings darf man das tiefere Zinsniveau nicht vergessen. Anstatt -5 % jährlich sind es im Durchschnitt 0 %. Der S&P 500 würde also 2030 dort stehen, wo er auch heute steht.


Wer das nicht glauben kann, kann weitere Indikatoren heranziehen, z.B. die Allokation des Vermögens in Aktien (Grafik 2). Derzeit sind Anleger mit hohen Investitionsquoten unterwegs. Wenn alle schon alles investiert haben, wer soll dann noch kaufen und die Kurse treiben? Auch hier wird von einer Nullrendite ausgegangen. Mit etwas Glück bleiben vielleicht 2 %.

Zu guter Letzt darf auch das Shiller-KGV nicht fehlen. Shiller erklärte unlängst, dass das Bewertungsniveau Angesicht der Zinsen nicht stark übertrieben ist. Akzeptiert man das, so könnte der Markt bis 2030 im Durchschnitt um 5 % pro Jahr steigen, sofern die Zinsen bis dahin nicht ansteigen.

Die Rendite in den letzten 10 Jahren war zweistellig. Mit viel Glück liegt sie in den kommenden 10 Jahren bei 5 %. Wahrscheinlicher sind 0-3 %. Das passt gar nicht zur derzeitigen Euphorie. Es spricht nichts dagegen von dieser Euphorie zu profitieren. Der Aktienmarkt wird die Übertreibung nicht gleich morgen korrigieren. Irgendwann wird es jedoch soweit sein. Der letzte der es merkt, sollte man dann nicht sein.

Clemens Schmale


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  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Stets sachliche Blicke auf die Dinge.
    Sehr guter Kommentar!

    13:47 Uhr, 23.12. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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