Kommentar
15:45 Uhr, 22.07.2022

Geldpolitik der Zentralbanken: Der große Unterschied zu den 1970er Jahren

Die heutige Zinspolitik unterscheidet sich bisher nicht wesentlich von jener der 70er Jahre. Der große Unterschied ist ein anderer.

An der Zinspolitik allein lag es nicht, dass die Fed die Inflation für lange Zeit nicht unter Kontrolle brachte. Die Zinsen wurden mehrfach und kräftig erhöht. Anfang der 70er Jahre erreichte die Fed Funds Rate 10 % und 1974 mehr als 13 %. An mangelnden Zinserhöhungen lag es also nicht, dass die Inflation nicht unter Kontrolle gebracht wurde. Das Problem war vielmehr ein anderes. Sobald sich das Wachstum abschwächte, wurde der Zins wieder gesenkt. Die vorherigen Zinserhöhungen waren richtig. Die folgenden Zinssenkungen kamen zu früh. Ob dieser Fehler heute wiederholt wird, wissen wir noch nicht. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Fed den Zins bereits im Frühjahr 2023 wieder senken wird. Kommt es tatsächlich dazu, ist dies vermutlich zu früh, um die Inflation endgültig einzufangen. Der Fehler der 70er würde sich wiederholen. Ein anderer Fehler wird hingegen vermieden...

Dabei geht es um die Geldmenge. Notenbanken kaufen seit jeher Staatsanleihen. Es ist ein Instrument, um die Geldmenge zu steuern. In normalen Zeiten steigt der Bestand an Staatsanleihen kontinuierlich an, damit die Geldmenge mit der Wirtschaft wachsen kann. Ausnahmen (Staatsfinanzierung) gab es immer wieder. Beide Weltkriege sowie die Covid-Krise führten zu mehr oder weniger direkten Staatsfinanzierung.

Inflation und Geldmenge hängen zusammen, auch wenn die Geldmenge nicht der einzige bestimmende Faktor ist. Es kann noch so viel Geld vorhanden sein, wenn mit dem Geld keine Güter nachgefragt werden, steigt die Inflation nicht. Ob das Geld in der Wirtschaft ankommt, kann die Fed nicht kontrollieren.

Trotz Geldschwemme nach der Finanzkrise kam das Geld in Realwirtschaft nicht an. Lediglich Vermögenswerte profitierten. Die Notenbank kann nicht kontrollieren, wo das Geld hinfließt. Sie kann aber einfach das Geldmengenwachstum begrenzen, um sicherzustellen, dass mehr Geld nicht zu höherer Inflation führt.

Genau daran haperte es in den 70er Jahren. Die Geldmenge stieg munter weiter, unter anderem, weil weiterhin Staatsanleihen gekauft wurden (Grafik 1).

Die durchschnittliche Wachstumsrate der Geldmenge über einen Dreijahreszeitraum lag in den 70ern bei mehr als 7 %. Derzeit ist das Geldmengenwachstum noch höher, doch es ist absehbar, dass die Geldmenge selbst auf Dreijahressicht bald zu schrumpfen beginnt (Grafik 2).


Geldmenge und Inflation sind nicht deckungsgleich. Steigende Geldmengen können zu erhöhter Inflation führen, müssen aber nicht. Im Gegensatz dazu kann man festhalten, dass eine fallende Geldmenge die Inflation nicht erhöht. Die sinkende Geldmenge sollte positive Auswirkungen haben. Die positiven Auswirkungen sollten zudem ziemlich genau jetzt beginnen (Grafik 3).

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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