Kommentar
15:54 Uhr, 19.01.2017

Geldpolitik am Scheideweg

Die Frage, ob sich die Notenbanken bereits verausgabt haben, kann momentan noch nicht endgültig beantwortet werden. Mit Niedrigzinsen sollte das Wirtschaftswachstum in Schwung gebracht, mit Anleihekäufen durch Notenbanken die Renditen gedrückt sowie die Kreditvergabe befeuert werden. Diese Ziele wurden sicherlich größtenteils erreicht. Aber nun haben sich verschiedene Rahmenbedingungen geändert, was wiederum die Notenbanker zum Umdenken zwingt. Erste Anzeichen von Inflation, sinkende Arbeitslosigkeit, konjunktureller Aufschwung, politscher Widerstand und die Angst vor den negativen Konsequenzen der „Politik des billigen Geldes“ bedeuten, dass die Geldpolitik am Scheideweg steht.

Obwohl jedem klar denkenden Menschen bewusst sein sollte, dass diese Phase irgendwann kommen würde, haben die Politiker die ihnen eingeräumte Zeit zur Haushaltssanierung nicht entsprechend genutzt. Dies lässt für die kommenden Monate eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Notenbankern und Politikern erwarten. Einen ersten Vorgeschmack liefert hierbei der Ton zwischen dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und der noch ein Jahr unter Vertrag stehenden Fed-Chefin Janet Yellen. Die Bestrebungen der Politiker die Unabhängigkeit der Notenbanken zu beschneiden und sie als verlängerten Arm der Politik zu implementieren, ist allerdings keine US-amerikanische Erfindung, sondern erhält auch in Euroland und Großbritannien entsprechende Unterstützung.

So wird die Bank of England u.a. aufgrund ihrer Entscheidungen, die sie im Anschluss an das Brexit-Votum getroffen hatte, immer wieder kritisiert (Leitzinssenkung und Wiederbelebung QE). Aber auch der deutsche Widerstand gegen die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) lässt die Währungshüter verstärkt auf ihre Unabhängigkeit verweisen. Anscheinend sind die Notenbanker nicht länger gewillt, die Tatenlosigkeit der Politiker zu kaschieren und fordern fiskalische Impulse, um die Geldpolitik als alleinige Konjunkturstütze zu entlasten. In diesem Zusammenhang erscheint das Bestreben des deutschen Finanzministers, Wolfgang Schäuble, den Überschuss aus dem Jahre 2016 in Höhe von 6,2 Mrd. € zum Schuldenabbau zu verwenden, nicht im Sinne der EZB zu sein. Die Mittelverwendung entzweit auch Politiker aller Parteien, obwohl eine Schuldentilgung alternativlos ist, wenn man einen Funken Verantwortungsgefühl gegenüber den nachfolgenden Generationen verspürt. Doch das Wort „Schuldentilgungsplan“ wurde anscheinend noch nicht in alle Sprachen übersetzt.

Über mangelnde Unterstützung seitens ihrer Regierung können sich die japanischen Notenbanker zwar nicht beklagen, aber die bisherigen Konjunkturförderprogramme haben nicht die erhoffte Wirkung erzielt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass von einer weiteren Ausweitung der ultralockeren Geldpolitik abgesehen wird. Selbst die Schweizerischen Notenbanker sehen Negativzinsen nur noch als Mittel zur Steuerung des Außenwerts ihrer Heimatwährung an und warnen vor den Folgen der Niedrigzinspolitik.

Einfache Zeiten kommen auf die Notenbanker somit nicht zu, so dass ihr Aufgabengebiet zukünftig wohl um einen Punkt erweitert werden muss: Die Suche nach alternativen Wegen zu wirtschaftlichem Wohlstand.

Die May ist gekommen

Sie strebt den „klaren Bruch“ mit der Europäischen Union (EU) an, Theresa May - die britische Premierministerin will den „härtesten Brexit, den man sich vorstellen kann“, wie es der Vorsitzende der Europa-SPD, Jens Geier, formulierte.

Die May ist gekommen und hat in einer lange erwarteten Rede in London dargelegt, wie sich ihre Regierung das künftige Verhältnis zwischen London und Brüssel vorstellt. Um die Einwanderung aus der EU seitens 10 Downing Street kontrollieren zu können, will May die Mitgliedschaft im begehrten EU-Binnenmarkt aufgeben und raus aus der Zollunion. Stattdessen kündigte sie an, ein Freihandelsabkommen mit Europa aushandeln zu wollen. Dabei verfolgt London ehrgeizige zeitliche Ziele. Bis 2019 will man draußen sein, was Geier als „völlig unmöglich“ bezeichnet. Dafür bedürfe es mindestens eines Zeitraums von 5 Jahren. In der Zwischenzeit falle das Königreich in seinen Beziehungen zur EU auf einen Standard zurück, der hinter dem der Schweiz oder der Türkei liege, warnte der Sozialdemokrat Geier im ARD-Hörfunk-Interview.

London will also nicht teilweise EU-Mitglied bleiben, ein angeschlossenes EU-Mitglied oder ähnliches. „Nein, das Vereinigte Königreich wird die Europäische Union verlassen“, sagte May. Und dennoch will sie Großbritannien wiederum den „bestmöglichen Zugang“ zur EU verschaffen. Ja, was denn nun? Im Grunde will May, dass der Handel so frei wie möglich bleibt und London eine totale Kontrolle über die Einwanderung hat. Was will denn London geben, wenn es so viel nehmen will? Insbesondere hofft die Regierungschefin, eine Sonderregelung für den Finanzbereich aushandeln zu können, „die uns die Freiheit gibt, finanzielle Dienste auch jenseits unserer Grenzen anzubieten“.
Der Grund, warum May so offensiv aufgetreten ist, dürfte auch in der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten liegen. Hatte er doch vor einigen Tagen versichert, die Briten würden in der vordersten Reihe stehen, um ein „großartiges“ Freihandelsabkommen mit den USA zu unterzeichnen.

Bis zu so einer Unterzeichnung ist es aber noch ein steiniger Weg. Und für einen solchen sollte sich die EU auch in den Verhandlungsdelegationen gut rüsten. EU-Verhandlungsführer Michel Barnier hatte ja bereits Ende vergangenen Jahres Zeitdruck auf London ausgeübt und sich als Mann mit klarer Kante gezeigt. Nachdem er aber EU-Abgeordneten bei einem privaten Treffen anvertraut hatte, dass er mit London einen gesonderten Zugang zu den Banken in der City of London aushandeln wolle, muss hier erst einmal abgewartet werden. Barnier hatte argumentiert, er wolle die finanzielle Stabilität in der EU nicht gefährden. Zumindest die eher konservative Presse in UK hatte daraufhin gejubelt, „Europa braucht uns mehr, als wir sie brauchen" (Daily Mail). Aber vielleicht zeigt sich Barnier hier auch nur als nüchterner Politiker mit Einsicht in die Realitäten. Mit ausreichendem Stehvermögen versehen wäre er dann nicht der schlechteste Mann, um die Interessen der EU in den Verhandlungen mit den Briten federführend zu vertreten – ganz nach dem Motto: Brexit bleibt Exit.

Cryan kommt Schritt für Schritt voran

In den vergangenen Tagen ist der Deutschen Bank einiges gelungen, was man Vergangenheitsbewältigung nennen kann. Gut, die Reputation des größten deutschen Geldhauses ist nach wie vor nicht die Beste. Aber man kann den Eindruck gewinnen, dass der seit Juli 2015 amtierende Vorstandschef John Cryan seinem Ziel, das Bankhaus wieder auf Vordermann zu bringen, Schritt für Schritt näher kommt.

Dies gelingt zum einen durch die Milliarden-Einigung mit den US-Behörden, die nun in trockenen Tüchern ist. Hiermit wurde ein unrühmliches und teures Kapitel in der Geschichte der Bank endlich geschlossen. Im Streit mit dem US-Justizministerium um dubiose Hypothekengeschäfte zahlt das Frankfurter Geldhaus die bereits im Dezember angekündigte Vergleichssumme über insgesamt 7,2 Mrd. US-Dollar (6,7 Mrd. €). Diese setzt sich aus 3,1 Mrd. US-Dollar Bußgeld und zusätzlichen 4,1 Mrd. US-Dollar als Wiedergutmachung für geschädigte Hausbesitzer, Kreditnehmer und Gemeinden zusammen. Der Deutschen Bank war vorgeworfen worden, mit windigen Hypothekengeschäften Anleger getäuscht und auf diese Weise zum Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts 2008 und damit zur Finanzkrise beigetragen zu haben. Ursprünglich hatte eine Strafe von 14 Mrd. US-Dollar gedroht.

Zum anderen gilt die Kappung von Bonuszahlungen für außertariflich bezahlte Mitarbeiter als beschlossene Sache. Etwa 90 Prozent der Bonuszahlungen werden dieser Personengruppe laut „Spiegel Online“ gestrichen. Dies trifft in großem Ausmaß auch Investmentbanker in London und New York. Allerdings sind Ausgleichspakete vorgesehen, um die Auswirkungen zu begrenzen und eine Massenabwanderung von Mitarbeitern zu verhindern. Dabei geht es vor allem um Führungskräfte, die wichtige Kundenkontakte haben. Diese sollen weiter Boni erhalten, die aber entweder erst ab 2021 ausgezahlt oder in Aktien mit Sperrfrist gewährt werden. In diesem Zusammenhang wurde gestern bekanntgegeben, dass auch der Vorstand auf seine variable Vergütung für das Jahr 2016 verzichtet und dadurch mit gutem Beispiel vorangehen will. Ob damit eine von Cryan versprochene neue Unternehmenskultur umgesetzt werden kann, muss sich noch zeigen.

Darüber hinaus ist in dieser Woche der Deutschen Bank die Rückkehr an den Kapitalmarkt gelungen. Erstmals seit März 2016 hat das Geldhaus wieder eine Anleihe begeben, nachdem Investoren im vergangenen Jahr - mit Blick auf die drohende Strafe in den USA - Bedenken wegen der Bedienung der Anleihen geäußert hatten.

Somit emittierte die Deutsche Bank am Montag eine 5-jährige Euro-Emission (WKN: DL19TA) mit einem Kupon von 1,50 % (+150 bps über Mid Swap). Das Papier im Volumen von 1,5 Mrd. € ist im Januar 2022 endfällig und richtet sich mit einer Mindeststückelung von 100.000 € insbesondere an institutionelle Investoren. Bei einem aktuellen Kurs von ca. 99,85 % rentiert der Titel mit ca. 1,53 %. Für CEO Cryan dürfte die Emission ein weiterer Schritt in Richtung Normalisierung sein.

Türkische Bonds gehen auf Talfahrt

Jetzt sind es die Kapitalmärkte, welche die Türkei verstärkt unter Druck setzen. Nachdem die Lira aufgrund der politischen Unruhen bereits im Sommer einen Wertverlust zu verkraften hatte, verlor sie nun innerhalb weniger Tage gegenüber dem Euro weitere 12 % an Wert und markierte ein neues Rekordtief. Für einen Euro bekam man in der Spitze ca. 4,17 türkische Lira und vor weniger als zwei Jahren waren es nur 2,5 Lira. In der Folge dieser Entwicklung versuchten internationale Kapitalanleger ihre Verluste zu begrenzen, was eine regelrechte Kapitalflucht ausgelöst hat. Investoren trennten sich im großen Stil von ihren in türkischer Lira begebenen Anleihen.

Aber auch an Staatsanleihen, die in anderen Währungen begeben wurden, ging diese Entwicklung nicht spurlos vorbei. So fiel ein bis 3/2022 laufender Titel (A1GWJH) vergangene Woche auf 98,275 %, um sich inzwischen wieder auf ca. 99,00 % zu erholen. Damit rentiert das in US-Dollar notierte Papier mit ca. 5,35 %. Ähnlich verlief die Entwicklung bei einer auf Euro lautenden Staatsanleihe aus Ankara - wie etwa bei einem bis 4/2023 laufenden Papier (A1ZGRG), das derzeit einen Kurs von ca. 103 % (ca. 3,48 % Rendite) aufweist, nachdem es am 11.01. bereits auf 101,95 % gefallen war.

Der Wertverfall bedroht die erfolgreiche türkische Wirtschaftspolitik, die als eine Machtbasis von Präsident Erdogan gilt. Dieser machte zum wiederholten Male das Ausland für die Entwicklung an den Kapitalmärkten verantwortlich. Er ging dabei soweit, „einen Terroristen mit einer Waffe in der Hand und einem Terroristen mit Dollars, Euros und Zinsen“ gleichzusetzen. Ihr Ziel sei es, die Türkei in die Knie zu zwingen. „Den Wechselkurs benutzen sie als Waffe", so Erdogan.

Tatsächlich mag man die Gründe für den Wertverfall nicht alle als hausgemacht bezeichnen, aber dahinter steckt schlicht und einfach Finanzmarktlogik. Weil steigende Zinsen in den USA erwartet werden, fließt zurzeit Geld aus vielen Schwellenländern in die USA, wo obendrein ein politisch motivierter, starker US-Dollar für zusätzliche Anreize sorgt.

Aber natürlich ist ein Großteil der Probleme politischer Natur. Da ist die Hetze gegen Gülen-Anhänger und die Lähmung bürokratischer Prozesse zu nennen, nachdem 100.000 Staatsbedienstete entlassen und 40.000 Menschen verhaftet wurden. Hinzu kommt das chronische Leistungsbilanzdefizit der Türkei, das insbesondere von hohen Energieimporten herrührt und aufgrund der geschwächten Währung nun noch größer werden dürfte. Auch eine Zinserhöhung der Zentralbank im November auf nunmehr 8 % hatte den Verfall der Lira nicht stoppen können. Dabei sehen sich die Währungshüter, die formal als unabhängig gelten, dem Druck von Erdogan ausgesetzt. So forderte der Präsident entgegen jeglichen ökonomischen Sachverstands von der Zentralbank, doch bitteschön die Zinsen zu senken. Erst als er vergangene Woche einlenkte und der Zentralbank freie Hand gab, konnte sich der Lira-Kurs wieder etwas stabilisieren.

Ende Januar wird nun die Rating-Agentur Fitch über ihre Bonitätseinstufung der Türkei neu entscheiden. Es ist die letzte der drei großen Agenturen, bei der das Land „Investment"-Status genießt. Entscheidet sich auch Fitch für ein Downgrade, dürfte es mit der Lira weiter bergab gehen.

Xi Jinping stiehlt allen die Schau

In Davos hat sich zum Auftakt des 47. Weltwirtschaftsforums alles um Xi Jinping gedreht. In seiner Eröffnungsrede hat der chinesische Staatschef mehrere verschiedene Spitzen gegen die USA losgelassen und vor allem eins abgelegt: ein Bekenntnis zu einer offenen Weltwirtschaft.

Man habe die Arme offen und heiße die Leute auf dem chinesischen Expresszug willkommen, sagte Xi in einer blumigen Rede. Er betonte, dass die wirtschaftliche Globalisierung zu Fortschritten in Wirtschaft und Technologie geführt und die Menschen zusammengebracht habe. Allerdings sei die Globalisierung ein zweischneidiges Schwert, besonders dann, wenn die Weltwirtschaft unter Druck stünde.

Chinas Staatschef sieht daher an verschiedenen Ecken Handlungsbedarf. Das globale Wirtschaftswachstum müsse gesteigert werden. Es gehe dabei keineswegs nur um die Debatte, ob nun mehr geldpolitischer Stimulus oder eher die Fiskalpolitik helfen könne, sondern um die Entwicklung neuer Strukturen, die ein innovationsbasiertes Wachstum ermöglichten. Geht es nach Xi, soll die Welt sich dabei zu einer offenen Weltwirtschaft verpflichten.

Niemand werde aus einem Handelskrieg als Sieger hervorgehen, warnte er, ohne die USA explizit zu nennen. Dennoch dürfte klar sein, dass dies als Spitze gegen den Protektionismus der neuen Regierung in Washington galt. Als weitere Spitze gegen Trump wurde Xis Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen gewertet. Er ermahnte die Unterzeichnenden, den Vertrag nun einzuhalten.

Mit Xi hat sich in der verschneiten Umgebung des Schweizer Skiorts erstmals ein chinesischer Staatschef als glühender Verteidiger des Welthandels präsentiert - und das in einer Zeit, in der viele beginnen, dem Protektionismus das Wort zu reden. Nun muss sich zeigen, wieviel Wert Xis Worte in der wirtschaftlichen Praxis haben werden.

Fresenius macht sich hübsch

Die Emissionstätigkeit der Unternehmen fiel im Vergleich zum Jahresstart in der vergangenen Woche verhaltener aus. Dennoch zeigte sich mit dem Gesundheitskonzern Fresenius ein Unternehmen am Kapitalmarkt aktiv, das nicht nur private und institutionelle Anleger ansprechen möchte, sondern durch die Anpassung der Emissionsbedingungen seine Bonds auch für das QE-Programm der EZB aufhübschte. Somit konnten mittels vier 4 Bonds spielend 2,6 Mrd. € am Markt refinanziert werden.

Bei der ersten Gattung handelt es sich um eine 5-jährige 700 Mio. € schwere Anleihe (A19B3F) mit Laufzeitende am 31.01.2022. Die Investoren erhalten eine jährliche Verzinsung von 0,875 %. Der Emissionspreis betrug 99,732 % (+85 bps über Mid Swap). Bei der zweiten Tranche handelt es sich um einen 7-jährigen Bond (A19B3G) mit identischem Emissionsvolumen und einem jährlichen Kupon in Höhe von 1,5 % bis zur Fälligkeit am 30.01.2024. Ausgegeben wurde das Papier bei 99,875 % und somit +120 bps über Mid Swap. Die dritte Anleihe (A19B3H) ist eine 10-jährige, 700 Mio. € große Benchmark Anleihe mit einer jährlichen Verzinsung von 2,125 %. Fällig wird das Papier am 02.01.2027. Das Preising erfolgte mit +152 bps über Mid Swap. Folglich errechnete sich der Reoffer bei 99,359 %. Das Quartett komplettiert eine 15-jährige Anleihe (A19B3J), welche mit einem Volumen von 500 Mio. € sowie mit 3 % jährlicher Verzinsung und einer Fälligkeit am 30.01.2032 ausgestattet ist. Dieser Bond wurde zu 99,275 % emittiert und somit +253,9 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe gepreist.

Fresenius entschied sich bei allen hier genannten Anleihen zur Aufnahme eines optionalen Sonderkündigungsrechts zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option), aber auch für eine Mindeststückelung von 1.000 €.

Nicht ganz so schwergewichtig, aber dennoch mit einer neuen Anleihe im Volumen von 1 Mrd. € kam Linde an den Markt. Das 5-jährige Papier (A19BT2 ) ist mit einem Kupon in Höhe von 0,25 % jährlich bis zur Endfälligkeit am 18.01.2022 ausgestattet. Emittiert wurde das Papier zu 99,713 % und damit + 22 bps über Mid Swap. Auch diese Anleihe wurde mit einer kleinsten handelbaren Einheit von 1.000 € begeben.

Die Reise ins Dreieck

Aktuell bewegt sich das Sorgenbarometer seitwärts um die Marke von 163,60 %. Doch in den kommenden Tagen müssen sich die Rentenhändler zumindest vorübergehend für einen Trend entscheiden, denn charttechnisch bildete sich eine Dreiecksformation heraus, deren Spitze fast identisch mit der psychologisch wichtigen Linie bei 164 % ist. Dabei verläuft die obere Trendlinie momentan bei ca. 164,30 % und eine erste Unterstützungslinie bei ca. 163,42 %, die allerdings bereits im gestrigen Handel durchbrochen wurde. Aktuell notiert das Rentenbarometer bei ca. 163 % und somit nur noch unweit vom bisherigen Jahrestief bei 162,47 % (09.01.17).

Mit dem morgigen offiziellen Amtsantritt von „D.T. – dem Unberechenbaren“ wird eine neue Ära eingeläutet und sollten sich die Aktienkurse auf Talfahrt begeben, so könnte dies zu einer spiegelbildlichen Entwicklung an den Rentenmärkten führen. Allerdings sollte der „Anlagenotstand“ in Euroland einen „Aktiencrash“ verhindern und eher zu einem moderaten Zinsanstieg bei 10-jährigen Bundesanleihen führen.

Von der heutigen EZB-Sitzung werden zwar keinerlei Zinsanpassungen erwartet, aber die anschließende Pressekonferenz des EZB-Präsidenten Mario Draghi wird mit Spannung erwartet. Zumal in dem erst kürzlich veröffentlichten Protokoll der Sitzung vom 8. Dezember des vergangenen Jahres zu lesen war, dass sich innerhalb des EZB-Rates Widerstand gegen die anschließend verkündeten Maßnahmen regte und auch mehrere Varianten durchdiskutiert wurden. Somit werden die heutigen Worte von „Super Mario“ erneut auf die Goldwaage gelegt und vielleicht schon ein neuer Trend initiiert.

Aktuelle Marktentwicklung

Deutschland:

Der März-Kontrakt des richtungsweisenden Euro-Bund-Future schloss gestern mit einem gehandelten Volumen von 0,735 Mio. Kontrakten bei 163,42 % (Vw.: 163,48 %).

Die Trading-Range lag im Berichtszeitraum zwischen 163,04 % und 164,45 % (Vw.: 162,47 % und 163,98 %).
Der Euro-Buxl-Future (Range: 168,26 % und 173,30 %) schloss bei 169,26 % (Vw.: 170,80 %),
der Euro-Bobl-Future (Range: 133,29 % und 133,81 %) bei 133,42 % (Vw.: 133,41 %)
und der Euro-Schatz-Future (Range: 112,215 % und 112,32 %) bei 112,265 % (Vw.: 112,25 %).

Die Rendite der ursprünglich zehnjährigen Bundesanleihe (110241) lag im gestrigen Bundesbankfixing bei +0,322 % (Vw.: +0,36 %).

USA:

Zweijährige US-Treasuries rentieren bei 1,217 % (Vw.: 1,157 %),
fünfjährige Anleihen bei 1,925 % (Vw.: 1,833 %),
die richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen 2,417 % (Vw.: bei 2,323 %)
und Longbonds mit 30 Jahren Laufzeit bei 2,996 % (Vw.: 2,913 %).

Die Entwicklung der wichtigsten Credit Indizes spiegelt im Vergleich zur Vorwoche eine unveränderte Risikoeinschätzung seitens der Anleger wider. Der I-Traxx-Main für Unternehmensanleihen guter Qualität sowie der I-Traxx-Crossover für High Yield Anleihen notieren weiterhin auf ihrem Vorwochenniveau.

Die I-Traxx-Indizes bilden derivative Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) ab, mit denen sich Investoren den Ausfall von Unternehmensanleihen absichern.

Bund mit neuem Rendite-Minusrekord

In dieser Handelswoche wurde den Marktteilnehmern die Tragweite der EZB-Entscheidungen vom Dezember vergangenen Jahres nochmals deutlich vor Augen geführt. Obwohl sich am langen Ende die Rendite gegenüber dem bisherigen Tief deutlich erhöht hat, wurde am kurzen Ende ein neuer Rendite-Tiefstand markiert. Bei der Aufstockung der 2-jährigen Bundesschatzanweisungen (110466 ) um 5 Mrd. € auf 13 Mrd. € wurden insgesamt Kaufaufträge im Gegenwert von 5.072 Mrd. € aufgegeben. Die Zuteilung erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von -0,75 %. Bei der ersten Aufstockung am 6. Dezember 2016 erreichte man den bisherigen Tiefpunkt mit einer Rendite von -0,71 %. Diese Entwicklung ist der Tatsache geschuldet, dass seit Jahresbeginn die Mindestrestlaufzeit für Wertpapiere, die im Rahmen des Anleihekaufprogramms erworben werden dürfen auf ein Jahr reduziert wurde.

In der Eurozone stockten die Slowakei (A1HCKU / 2024 ; A1888L / 2026 ; A1ZB9Q / 2029 ), Spanien (A18W6G / 2019 ; A1HK7U / 2023 ) sowie Frankreich (A189GE / 2022 ; A1HBNB / 2021 ; A1GMH7 / 2027 ; A18675 / 2047 ) diverse Anleihen auf bzw. Frankreich und Spanien emittierten 2 neue Gattungen mit mittleren Laufzeiten. Insgesamt wurde den Investoren in dieser Woche neues Material für nominal fast 20 Mrd. € angeboten.

In den USA beschränkte man sich in der Woche der „Machtübergabe“ auf die Emission von Geldmarkttiteln mit Laufzeiten von vier Wochen sowie drei und sechs Monaten im Gesamtvolumen von 124 Mrd. USD und als letzte Anleihe in der Amtszeit Obamas wird am heutigen Donnerstag eine 10-jährige inflation-linked T-Note begeben. In der kommenden Woche stehen neben den üblichen T-Bills auch Bonds mit Laufzeiten von zwei, fünf und sieben Jahren zur Refinanzierung an.

Der Euro entfernt sich von der Parität

Aller guten Dinge sind drei, doch was den Devisenmarkt betrifft sind es momentan genau drei verschiedene Weltwährungen, die für einige Turbulenzen sorgen.

Ganz vorne findet sich die türkische Lira gefolgt vom mexikanischen Peso. Ebenfalls zu den schwächsten Währungen zählt bislang das Pfund Sterling. Obwohl die Währung aufgrund der Rede von Premierministerin Theresa May diese Woche deutlich zulegen konnte und zeitweise bei 0,86265 GBP gehandelt wurde, präsentiert sich das Pfund insgesamt sehr anfällig und notiert aktuell bei 0,866 GBP. Im Vorfeld der Rede bewegte sich der Wechselkurs zum Euro gar bei 0,88541 GBP und damit auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2016.

Bei dem anderen Sorgenkind, der türkischen Lira scheint die Talfahrt vorerst gestoppt zu sein. Nach den massiven Kursverlusten in der Vorwoche und einem neuen Allzeittief bei 4,1785 TRY konnte sich die Lira etwas stabilisieren. Die Währung vom Bosporus notierte teilweise bei 3,95 TRY und handelt zur Stunde um die Marke von 4,035 TRY.

Auch die mexikanische Landeswährung steht nach wie vor gewaltig unter Druck. Kurz vor der Vereidigung des neuen US-Präsidenten Donald Trump handelt der Peso zum US-Dollar bei ca. 21,93 MXN und damit nur unweit seines historischen Tiefs von 22,0385 MXN, aufgestellt am 11. Januar 2017. Im Vergleich zum Euro hat der mexikanische Peso keine neuen Tiefstwerte erreicht. Mit einem Wechselkurs von 23,32 MXN handelt er allerdings nahe seines All-Time-Lows bei 23,45 MXN.

Die europäische Gemeinschaftswährung hingegen präsentiert sich dieser Tage wieder etwas stärker. So stieg der Euro zum US-Dollar bis auf 1,0719 USD und markierte damit den Höchstwert in 2017, den er allerdings kurz vor der heutigen EZB-Sitzung nicht halten konnte. Aktuell handelt die Einheitswährung bei 1,0640 USD.

Auch in dieser Berichtswoche setzten die Privatanleger auf Altbekanntes. Favorisiert wurden demnach Fremdwährungsanleihen auf türkische Lira, mexikanische Peso, brasilianische Real sowie US-Dollar.

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten der Baader Bank

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

4 Kommentare

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  • 1000Bagger
    1000Bagger

    Ich denke wir sehen dieses Jahr Gold 1450$ und nächstes Jahr Gold 2000$. http://gebert-trade.weebly.com/gold-versus-goldakt...

    09:01 Uhr, 20.01. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    29. Dezember 2016 11:20 Uhr

    Eurozone: Geldmenge steigt stark an, Haushalte um 10% ärmer geworden zwischen 2010 und 2014

    http://finanzmarktwelt.de/?s=geldmenge&x=0&y=0

    .

    19. Januar 2017 18:23 Uhr

    Marktgeflüster (Video): Das war ja klar!

    Von Markus Fugmann

    Es gibt Dinge, die sind sehr wahrscheinlich, und es gibt Dinge, die sind so sicher wie das Amen in der Kirche – und dazu gehört, was Mario Draghi uns heute zu erzählen hatte. Nämlich: das mit der Inflation hat nur mit den Energiepreisen zu tun, aber eigentlich gibt es sonst keine Inflation. Das muss er wohl sagen, weil sich sonst ja kaum rechtfertigen ließe, dass die EZB das Anleihekauf-Programm verlängert hat im Dezember. Die Märkte haben es geschluckt und den Euro in Richtung Süden gedrückt, aber mal sehen, wie lange die Märkte brauchen, um den Bluff zu durchschauen! Ansonsten kommen die Aktienmärkte schon wieder nicht vom Fleck, der Dow Jones entfernt sich sogar noch mehr von der 20.000er-Marke..

    http://finanzmarktwelt.de/marktgefluester-video-da...

    .

    19. Januar 2017 15:31 Uhr

    Aktuell: Schäuble zur EZB-Politik

    FMW-Redaktion

    Soeben Schäuble in einem Interview zur EZB-Politik:

    – wenn die EZB so weiter macht, wird der Euro schwächer – und dann werden die deutschen Handelsbilanzüberschüsse noch größer

    – wer die deutschen Handelsbilanzüberschüsse kritisiert wie der IWF, der muss wissen: solange die Nullzinspolitik der EZB besteht, werden die deutschen Überschüsse eher noch größer!

    http://finanzmarktwelt.de/aktuell-schaeuble-zur-ez...

    21:33 Uhr, 19.01. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Dass all die Anleihekäufe und billigen Kredite der EZB der Preisentwicklung kaum oder gar nicht geholfen haben, das darf offiziell einfach nicht sein – aber es ist nun mal so. Erst gestern berichteten wir von der aktuellsten Bankenumfrage der EZB, wo die Banken bestätigten, dass die Kreditnachfrage nur deswegen anständig ausfällt, weil viele große Konzerne dank quasi nicht vorhandener Zinsen hohe Schuldenlasten aufnehmen um andere Unternehmen aufkaufen zu können. Die Kredite fließen also nicht in zusätzliche wirtschaftliche Aktivität von Handwerkern und Mittelständlern. Aber gut, sei es drum. Hier nochmal kurz die aktuelle Originalaussage von Eurostat zu den aktuellen Preistreibern:

    http://finanzmarktwelt.de/eurozonen-inflation-im-s...

    21:21 Uhr, 19.01. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Die Frage, ob sich die Notenbanken bereits verausgabt haben, kann momentan noch nicht endgültig beantwortet werden.

    .

    Die Geldmenge M3 wächst zum Dritten mal in Folge UNERWARTET

    21:10 Uhr, 19.01. 2017