Kommentar
12:53 Uhr, 23.09.2024

Geldmarkt ETF: Kompromiss zwischen Risiko und Rendite?

Die Zinssenkung der US-Notenbank (Fed) im September 2024 stellt einen wichtigen Wendepunkt in der globalen Geldpolitik dar. Mit einer Senkung um 50 Basispunkte hat die Fed erstmals seit vier Jahren ihre Zinsen wieder reduziert. Dies geschieht im Kontext eines langsameren Wirtschaftswachstums und einer sinkenden Inflation, nachdem die Zinserhöhungen der letzten Jahre ihre beabsichtigte Wirkung gezeigt haben.

Schon zuvor hatte die EZB im Juni und auch im September den Einlagesatz um jeweils 0,25 % auf aktuell 3,5 % gesenkt. Die Reaktion auf diese Maßnahme beeinflusst die europäischen Märkte, insbesondere Geldmarkt-ETFs und andere zinssensitive Anlageformen. Wie attraktiv sind Geldmarkt-ETFs noch und gibt es Alternativen?

Was sind Geldmarkt-ETFs?

Geldmarkt-ETFs sind börsengehandelte Fonds, die in kurzfristige festverzinsliche Wertpapiere investieren, typischerweise mit Laufzeiten unter einem Jahr. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, an den Zinssätzen des Geldmarktes teilzuhaben, ohne selbst aktiv in kurzfristige Anleihen oder andere Geldmarktinstrumente investieren zu müssen. Zu den häufigsten Referenzwerten gehört der Euro Short-Term Rate (€STR) in Europa, der den Zinssatz für Tagesgelder und kurzfristige Einlagen abbildet.

Auf einen Blick !

Diese ETFs sind für Anleger attraktiv, die kurzfristige Liquidität suchen, aber gleichzeitig eine gewisse Rendite auf ihr Kapital erzielen wollen. Da sie ständig in neue Geldmarktinstrumente reinvestieren, bleiben sie flexibel und können sich schnell an veränderte Zinslandschaften anpassen.

Auswirkungen der Fed-Zinssenkung auf Geldmarkt-ETFs

Die Zinssenkung der Fed im September 2024 hat spürbare Auswirkungen auf die Erträge von Geldmarkt-ETFs, die am US-Geldmarkt investieren. Da diese Fonds stark von kurzfristigen Zinsen abhängen, werden die Erträge sinken, wenn die Leitzinsen gesenkt werden.

Zinspolitik der EZB und die Auswirkungen auf Geldmarkt-ETFs

Auch die EZB hat angesichts eines schwächeren Wirtschaftswachstums und abnehmender Inflationsraten seit Jahren die ersten Zinssenkungungen vorgenommen. Dies signalisiert, dass die hohen Zinsen der letzten Monate vermutlich ihren Höhepunkt erreicht haben und nun eine Phase niedrigerer Zinsen folgen könnte. Für Geldmarkt-ETFs in Europa bedeutet dies eine ähnliche Entwicklung wie in den USA: Sinkende Zinsen werden zu niedrigeren Erträgen führen. Der Euro Short-Term Rate (€STR), der die kurzfristigen Zinsen im Euroraum abbildet, ist ein zentraler Indikator für die Entwicklung der Erträge dieser ETFs, da sich die meisten Geldmarkt ETFs in EUR an diesem Referenzindikator orientieren.

Euro short-term rate (€STR) seit 2020 | Quelle: ECB

Da die EZB wahrscheinlich weitere Zinssenkungen vornehmen wird, könnten Geldmarkt-ETFs in den kommenden Monaten weniger attraktiv werden. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu anderen Anlageformen wie Anleihen-ETFs mit längeren Laufzeiten, die trotz der Zinssenkungen möglicherweise stabilere Erträge bieten können.

Vergleich zwischen Geldmarkt-ETFs und Tagesgeldkonten

Obwohl Geldmarkt-ETFs und Tagesgeldkonten beide als kurzzeitige und sichere Anlageformen betrachtet werden, unterscheiden sie sich in einigen wesentlichen Aspekten:

  1. Flexibilität und Liquidität: Beide Optionen bieten eine hohe Liquidität. Geldmarkt-ETFs können börsentäglich gehandelt werden, sodass das investierte Kapital schnell verfügbar ist. Allerdings muss das Geld nach dem Verkauf erst auf das Verrechnungskonto überwiesen werden, was 1-2 Tage dauern kann. Tagesgeldkonten bieten hier einen geringeren Aufwand, da das Geld direkt verfügbar ist.
  2. Kosten: Während Tagesgeldkonten in der Regel keine direkten Kosten verursachen, haben Geldmarkt-ETFs eine jährliche Total Expense Ratio (TER), die zwischen 0,1 % und 0,2 % liegt. Zusätzlich fallen beim Kauf und Verkauf an der Börse Handelsgebühren an, die insbesondere bei häufigem Handeln die Rendite schmälern können.
  3. Renditen: Vor den Zinssenkungen waren die Renditen von Geldmarkt-ETFs höher als die der meisten Tagesgeldkonten. Mit der jüngsten Zinssenkung könnten jedoch beide Anlageformen ähnliche Ertragsniveaus erreichen. Der Vorteil von Geldmarkt-ETFs liegt jedoch in ihrer Fähigkeit, die Erträge automatisch durch Reinvestition zu maximieren, während Tagesgeldkonten von der Geschwindigkeit der Banken abhängen, ihre Zinssätze anzupassen.
  4. Risiko: Tagesgeldkonten bieten durch die Einlagensicherung einen Schutz bis zu 100.000 Euro pro Bank und sind damit bei geringen Summen weitgehend risikofrei. Geldmarkt-ETFs gelten als Sondervermögen, was bedeutet, dass sie im Insolvenzfall des Emittenten geschützt sind, allerdings unterliegen sie geringfügigen Marktpreisschwankungen, was zu kleinen Verlusten führen könnte, insbesondere in Zeiten starker Zinsveränderungen.

Alternativen zu Geldmarkt-ETFs

Während Geldmarkt-ETFs weiterhin eine attraktive Option für Anleger sind, die kurzfristige Liquidität und Flexibilität suchen, gibt es auch Alternativen, die in einem Umfeld sinkender Zinsen interessant sein könnten.

  1. Anleihen-ETFs mit festen Laufzeiten: Anleihen-ETFs mit festen Laufzeiten zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein festes Ablaufdatum haben. Im Gegensatz zu klassischen Anleihen-ETFs, bei denen das Geld aus fälligen Anleihen kontinuierlich in neue Anleihen reinvestiert wird, wird bei diesen ETFs das Kapital am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten “iBonds” von iShares. Diese ETFs bieten eine planbare Ausschüttung und sind daher eine interessante Alternative in Zeiten sinkender Zinsen, da sie eine stabilere Rendite als Geldmarkt-ETFs bieten können.
  2. Anleihen-Portfolio: Erfahrenere Anleger könnten auch erwägen, direkt ein Portfolio aus verschiedenen Anleihen zusammenzustellen. Mischt man risikoarme Staatsanleihen von Ländern mit starker Bonität, wie zum Beispiel Schweiz, Deutschland oder Kanada mit risikoreicheren (Unternehmens-) Anleihen mit höheren Erträgen erhält man ein diversifiziertes Anleihenportfolio, welches auch Erträge von realistisch um 3,5 % generiert.
  3. Kurzfristige Staatsanleihen-ETFs: Diese ETFs investieren in Staatsanleihen mit kurzen Restlaufzeiten, typischerweise zwischen einem und drei Jahren. Sie bieten höhere Erträge als Geldmarkt-ETFs und sind gleichzeitig relativ sicher, insbesondere wenn sie in Anleihen von Staaten mit hoher Bonität wie Deutschland investieren.
  4. Festgeldkonten: Für Anleger, die eine höhere Rendite suchen und bereit sind, ihr Kapital für einen bestimmten Zeitraum zu binden, sind Festgeldkonten eine gute Alternative. Sie bieten oft höhere Zinsen als Tagesgeldkonten und haben den Vorteil, dass die Zinssätze für die gesamte Laufzeit fixiert sind.

Diese Geldmarkt ETFs gibt es:

Euro Overnight Rate Swap:

  • Emittent: Xtrackers (DWS | Deutsche Bank)
  • Volumen: 10,68 Mrd. EUR
  • ISIN: LU0290358497
  • Kosten (TER): 0,10 %

Smart Overnight Return EUR:

  • Emittent: Lyxor (Amundi)
  • Volumen: 4,64 Mrd. EUR
  • ISIN: LU1190417599
  • Kosten (TER): 0,05 %

eb.rexx Gov Germany 0-1y EUR:

  • Emittent: iShares (BlackRock)
  • Volumen: 1,59 Mrd. EUR
  • ISIN: DE000A0Q4RZ9
  • Kosten (TER): 0,13 %

Alle drei Geldmarkt-ETFs werden sowohl als thesaurierend, als auch als ausschüttend angeboten.

Fazit

Die Zinssenkungen der Fed und der EZB signalisieren eine neue Phase in der globalen Geldpolitik. Geldmarkt-ETFs, die in den letzten Jahren von den hohen Zinsen profitiert haben, werden durch die sinkenden Zinsen nun weniger lukrativ. Sie bleiben jedoch eine flexible und sichere Anlageform, die sich für kurzfristige Investitionen eignet.

Für Anleger, die eine Alternative zu Tagesgeldkonten suchen, bieten Geldmarkt-ETFs weiterhin Vorteile, insbesondere in Bezug auf Liquidität und Flexibilität. Allerdings sollten die Kosten und das potenziell sinkende Ertragsniveau sorgfältig abgewogen werden. Für diejenigen, die nach stabileren Renditen suchen, könnten Anleihen-ETFs mit festen Laufzeiten oder Festgeldkonten attraktive Alternativen darstellen.

Insgesamt zeigt sich, dass Geldmarkt-ETFs in einem sich verändernden Zinsumfeld ihre Rolle als flexibles Instrument zur Zinsnutzung behalten, jedoch nicht immer die renditestärkste Option sind. Es bleibt wichtig, die Zinsentwicklungen und die damit verbundenen Anlagealternativen genau zu beobachten.