Kommentar
09:15 Uhr, 24.02.2018

Geheimformel: Wo DAX und DOW JONES stehen werden

Mit einer mathematischen Methode lassen sich langfristig exakte Kursziele für DAX und Dow Jones berechnen.

Erwähnte Instrumente

Wer die langfristige Entwicklung der Aktienmärkte bestimmen will, braucht dafür weder eine Glaskugel noch besonders ausgefeilte Analysemethoden. Ein Blick in die Vergangenheit reicht völlig. So zeigt etwa die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte, dass die Aktienkurse auf lange Sicht exponentiell steigen. Das bedeutet, dass die Aktienkurse um einen konstanten Faktor zulegen bzw. dass der Betrag der Zunahme proportional mit den höheren Kursen zunimmt.

Dass die Aktienkurse auf lange Sicht exponentiell steigen, scheint unserem gesunden Menschenverstand zu widersprechen, ist aber relativ einfach zu erklären. Zum einen ist unser Geldsystem darauf ausgelegt, dass auch die Geldmenge dauerhaft exponentiell wächst. Zum anderen nimmt die Produktivität wegen des technischen Fortschritts auf lange Sicht zu, wobei einige Forscher sogar annehmen, dass auch der technische Fortschritt exponentielles Wachstum aufweist. Zunehmende Geldmenge und zunehmende Produktivität sorgen dafür, dass die Aktienkurse auf lange Sicht steigen - selbst dann, wenn man Dividenden unberücksichtigt lässt und nicht nur das nominale, sondern das reale (also preisbereinigte) Wachstum betrachtet.

Die Annahme eines unbegrenzten Wachstums widerspricht zwar unserem Vorstellungsvermögen, dürfte aber trotzdem relativ genau die Realität der Aktienmärkte abbilden. Die Geldmenge wird auch langfristig exponentiell wachsen, wodurch zumindest die nominalen Aktienkurse immer weiter zulegen sollten.

Wie langfristiges exponentielles Wachstum in der Praxis aussieht, zeigen die folgenden beiden Charts des Dow Jones Industrial Average, wobei der erste Chart eine logarithmische Y-Achse besitzt.

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Die gepunktete Linie (erster Chart) bzw. Kurve (zweiter Chart) zeigt in beiden Charts die gleiche exponentielle Wachstumsfunktion, die mit Hilfe einer Regressionsanalyse bestimmt wurde. Mit dieser exponentiellen Wachstumsfunktion lassen sich auch Kursziele für die Zukunft bestimmen, wenn man annimmt, dass sich das exponentielle Wachstum fortsetzen wird.

In der Realität weicht der Kurs natürlich häufig stark von der exponentiellen Wachstumsfunktion nach oben oder nach unten ab. Aktuell liegt der Kurs des Dow Jones Industrial Avergage zum Beispiel bei rund 25.100 Punkten und damit deutlich über der exponentiellen Wachstumsfunktion, die aktuell nur bei 14.700 Punkten liegt. Langfristig allerdings werden solche Über- und Untertreibungen meist korrigiert. Dies wird auch als "Reversion to the Mean" bezeichnet.

Auf Basis der per Regressionsanalyse bestimmten Wachstumsfunktion lassen sich Kursziele für die Zukunft berechnen. Diese Ziele liegen auf der in die Zukunft verlängerten Gerade bzw. Kurve in den oben gezeigten Charts. Da der Dow Jones aktuell ungefähr doppelt so hoch notiert wie die Regressionsfunktion, liegen die Kursziele für die kommenden Jahre allesamt unter dem aktuellen Kursniveau. Das heißt nicht, dass die Kurse in den kommenden Jahren nicht weiter steigen können - auch wenn eine Annäherung an die langfristige Wachstumsfunktion das wahrscheinlichere Szenario sein dürfte.

Jahr Erwarteter DOW-JONES-Stand in Punkten
2019  15.600 
2020  16.500 
2021  17.400 
2022  18.400 
2023  19.500 
2024  20.600 
2025  21.800 
2030  28.900 
2035  38.300 
2040  50.700 
2045  67.200 
2050  88.600 

Bitte beachten Sie: Es handelt sich bei den angegebenen Kurszielen lediglich um rechnerische Werte der Näherungsfunktion (jeweils für den Anfang des angegebenen Jahres). In einzelnen Jahren sind erhebliche Abweichungen von der Näherungsfunktion möglich. Nur bei einer sehr langfristigen Betrachtung ist zu erwarten, dass sich der Kursverlauf ungefähr wie die Näherungsfunktion entwickelt! Aktuell steht der Dow Jones Index zum Beispiel ungefähr doppelt so hoch wie die Näherungsfunktion.

Der DAX notiert aktuell ebenfalls über seiner langfristigen Wachstumsfunktion, wie die folgenden Charts zeigen. Die Abweichung ist allerdings deutlich geringer als beim Dow Jones. Auf lange Sicht wächst der DAX schneller als der Dow Jones, weil der DAX in seiner Standardvariante so berechnet wird, dass die Dividenden ständig reinvestiert werden.

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Interessant am DAX-Chart ist auch, dass die exponentielle Wachstumsfunktion wiederholt als Widerstand bzw. Unterstützung gedient zu haben scheint. Zumindest unbewusst scheinen sich die Marktteilnehmer also durchaus an dieser Wachstumsfunktion orientiert zu haben. So lag etwa das DAX-Tief im August 2017 bei knapp 12.000 Punkten ziemlich genau auf der Höhe der langfristigen (zum damaligen Zeitpunkt bestimmten) exponentiellen Wachstumsfunktion.

Für den DAX ergeben sich die folgenden Kursziele in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Auch hier gilt, dass die angegebenen Kursziele nur rechnerische Werte der Näherungsfunktion sind und in einzelnen Jahren sehr große Abweichungen von der Näherungsfunktion möglich sind. Nur langfristig ist ein Verlauf zu erwarten, der ungefähr dem Verlauf der Näherungsfunktion entspricht.

Jahr Erwarteter DAX-Stand in Punkten
2019  13.200 
2020  14.100 
2021  15.200 
2022  16.300 
2023  17.500 
2024  18.800 
2025  20.200 
2030  28.700 
2035  41.000 
2040  58.400 
2045  83.300 
2050 

118.000 


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  • sir.plucky
    sir.plucky

    Ich muss mich hier ganz klar auf die Seite von Herrn Baron stellen. Wissenschaftlich hat er alles richtig gemacht. Die Bestimmtheitsmaße der Kurven von 0,85 und 0,94 sind extrem hoch. Die vorgestellten Exponentialfunktionen sind definitiv kein Hokuspokus und nicht an den Haaren herbeigezogen. Die Ableitung gelingt beim Dow aufgrund der längeren Historie natürlich besser als beim DAX.

    Die kurzfristige Darstellung des DAX von Story seit 1996 zeigt genau jene starken Schwankungen, die der DAX trotzdem vollzieht. Herr Baron weißt eindeutig auf die Möglichkeit stärker temporärer Abweichungen des DAX von seiner Regressionsfunktion hin. Langfristig müsste sich der DAX immer wieder seiner Regressionsfunktion annähern.

    Die Prognose der Kursziele ist aus der Vergangenheit abgeleitet. Anlageberater sichern sich stets mit dem Hinweis ab, dass historische Kursentwicklungen keine Garantie für künftige Entwicklungen sind. Dennoch sind wir alle auf dieser Website, weil wir einen Faible für Charttechnik haben und damit für das prognostizieren von wahrscheinlichen Kursentwicklungen aus historischen Daten.

    Bekanntermaßen ist der Spruch "Dieses Mal ist alles anders" die teuerste Aussage an der Börse. Den historischen Daten folgend muss ich also die exponentielle Vervielfachung des DAX zu meiner Vorzugsvariante machen. Möglicherweise gibt es im Hinblick auf das globale Überschuldungsproblem dann keinen großen Krach, keinen Weltkrieg und keinen Neustart des Finanzsystems, sondern einfach "nur" stärkere Inflation. Wenn wir Glück haben, dann wird das prognostizierte Wachstum durch substanzielle technische Entwicklungen flankiert, welche die Produktivität erhöhen. Wenn wir Pech haben, dann gibt es eben eine Ketchupflascheninflation. Ein Charttechniker sollte damit emotionslos umgehen und sich von den NACHrichten überraschen lassen, die eines Tages die Begründung für das liefern, was Herr Baron heute schon für möglich hält.

    14:01 Uhr, 25.02.2018
  • sir.plucky
    sir.plucky

    Hallo Herr Baron, vielen Dank für die interessante Analyse. Können sie das bitte auch einmal mit dem MDAX machen? Ich habe den Eindruck, dass der MDAX den DAX langfristig outperformt.

    13:25 Uhr, 24.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Force Majeure
    Force Majeure

    @Oliver Baron

    Das wir irgendwann das Universum besiedeln und damit neue Absatzmärkte schaffen, wird aber wohl nicht in den nächsten 10 Jahren passieren.

    Und man sollte doch wirklich endlich beginnen, den Begriff "Wachstum" klar von dem Begriff "Entwicklung" zu trennen - letzteres basiert auf Erkenntnis und ist in der Tat unendlich.

    Zudem leben wir heute in einer quantitativen Sackgasse, da die Innovationsrate ständig sinkt.

    Damals zu Edisons Zeiten wurden nahezu täglich Erfindungen gemacht, welche Weltmärkte generierten. Heute hingegen sind zentralisierte Forschungsstätten notwendig, um noch die letzten Geheimnisse der klassischen Physik ökonomisch nutzbar zu machen.

    Oder können Sie mir eine Erfindung in den letzten 20 Jahren nennen, welche genauso einschlug, wie um 1970 der Prozessor ? Etwa Facebook ?

    Ein Axiom besagt: Jedes Wirtschaftssystem kann nur innerhalb eines passenden Zeitfensters der technologischen Entwicklung stabil sein.

    Und dieses Zeitfenster schließt sich gerade ...

    12:51 Uhr, 24.02.2018
  • Force Majeure
    Force Majeure

    @godart

    Sie haben natürlich völlig Recht, der zeitliche Startpunkt, der Startwert und der Exponent sind bestimmend. Das Ganze ist natürlich nur eine approximierte Exponentialfunktion, aber egal wie hoch der Exponent auch ist - wir haben derzeitig einen bereits so hohen Wert, daß er keine große Rolle mehr spielen dürfte. Das geht in jedem Falle gegen unendlich ... aber eben nur theoretisch.

    12:13 Uhr, 24.02.2018
  • Force Majeure
    Force Majeure

    Falls man sich den Verlauf des Dow Jones betrachtet, so muss man doch schon rein optisch feststellen, daß er in 2-3 Jahren bereits 50000, und in 4-6 Jahren 100000 Punkte erreichen müsste.

    Und das in dem begrenzten System "Planet Erde" und bei exponentiell steigender Leistungsfähigkeit der Produktionsmittel ?

    Hinzu kommt der Zwang zur Automation aller drei Wirtschaftssektoren durch das Konkurrenzprinzip und die Tatsache, daß die Industrienationen nicht etwa an fehlenden Produktionskapazitäten kranken, sondern mit massiven Absatzproblemen durch Überproduktion zu kämpfen haben.

    Der Glaube, dieses System ohne grundlegende Reformen auch nur für die nächsten 10 Jahre stabil halten zu können ist Illusion. Und da sich nicht nur die Frequenz der Crashs, sondern sich auch deren Amplitude erhöht, wird der nächste Crash mit Sicherheit der "finale Crash" sein - danach wird die Stagnation der Industrie eintreten.

    11:54 Uhr, 24.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    übrigens heißt es ETF - aber mein Ipad kennt das nicht :-)

    11:26 Uhr, 24.02.2018
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Bin mal gespannt, was uns dieses mal als Grund für den Crash genannt wird.

    Vermutlich sind es die EFT´s

    lest das mal, da wird einem schon wieder ganz anders:

    http://www.zeit.de/2017/38/etf...

    Neulich kam ein Bekannter zu mir, der noch nie was von Aktien wissen wollte und verkündete voller Stolz, dass er nun in einen EFT investiert habe und man dort Zitat "saftige Renditenten" erwirtschaften kann.

    Morgen werde ich mal Taxi fahren und ein Dienstmädchen befragen.

    11:14 Uhr, 24.02.2018
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    ich gehe mal fest davon aus, dass wir uns im Markt derzeit mal wieder in der finalen Haussephase befinden. Die geht noch wie lange? 2019? Dax 16000?

    Geht ja schon los mit den Zinserhöhungen (USA)

    11:07 Uhr, 24.02.2018
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Genauer kann man aber sicherlich mit Elliott Wellen und Fibonaccis bzw. deren Extensions die Kursverläufe berechnen.

    Und rein fundamental ist es noch einfacher - pumpen die Zentralbanken Geld in den Markt und senken die Zinsen geht man rein. Umgekehrt geht man langsam wieder raus - aber vorher nimmt man noch die Übertreibungen mit, das sind immer die saftigsten Kursgewinne.

    Unternehmensgewinnen oder Wirtschaftswachstumsprognosen sollte man als Aktionär vollkommen ausblenden, weil die Zahlen entweder manipuliert oder schlichtweg falsch sind. Informiert = ruiniert.

    Also : Ist Geld da oder nicht? Das ist die einzig wichtige Information.

    Eigentlich ist Börse überhaupt nicht kompliziert, oder ;-)

    11:03 Uhr, 24.02.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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