Kommentar
11:15 Uhr, 03.02.2021

GameStop-Trader verliert 38% an einem Tag

Der 34-jährige Keith Gill hatte die GameStop-Euphorie losgetreten. Am Dienstag hat der Trader, der ursprünglich aus bescheidenen Verhältnissen stammt, empfindliche Verluste verbucht.

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  • Gamestop Corp.
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  • Gamestop Corp. - WKN: A0HGDX - ISIN: US36467W1099 - Kurs: 74,810 € (XETRA)

Der 34-jährige Keith Gill, bis vor kurzem ein kleiner Angestellter bei einem Versicherungskonzern, wird in die Wall-Street-Geschichte eingehen: Mit seinen Wetten auf die Videospielladenkette GameStop hatte Keith Gill nicht nur Millionen von Privatanlegern motiviert, es ihm gleich zu tun, sondern hatte auch milliardenschwere Hedgefonds, die auf fallende Kurse gewettet hatten, an den Rand des Ruins gebracht.

Keith Gill hatte bereits im Juni 2019 damit begonnen, in die Aktien von GameStop zu investieren. Damals stand der Kurs bei rund fünf Dollar. Viele professionelle Investoren konnten GameStop schon damals nichts mehr abgewinnen. Schließlich werden immer mehr Computerspiele online gekauft und direkt heruntergeladen. Eine Ladenkette mit damals noch mehr als 7.000 Filiale schien wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Doch Gill, der sich selbst als Value-Anleger sieht, der nach fundamental unterbewerteten Aktien sucht, glaubte an die Zukunft von GameStop, zumal die Konsolenhersteller auch in der neuesten Generation von Spielekonsolen nicht auf Disc-Laufwerke verzichten.

Durch seine Reddit-Posts und seit Sommer 2020 auch Youtube-Videos gewann Gill immer mehr Fans und Follower, die ebenfalls in GameStop investierten. Auch fundamentale Entwicklungen kamen Gill zu Gute, so stieg der Gründer des Online-Tierbedarfhändlers Chewy.com, Ryan Cohen bei GameStop ein, was neue Hoffnungen auf einen Turnaround zur Folge hatte. Zudem entwickelten sich die Zahlen der Videospielkette gerade auch im wichtigen Weihnachtsgeschäft 2020, angetrieben von den Spielekonsolen der neuesten Generation, besser als erwartet – trotz Pandemie.

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Ausschnitt aus einem Youtube-Video von Keith Gill aus dem August 2020

Nachdem der Kurs der GameStop-Aktien im April 2020 wegen der Corona-Pandemie bis auf 2,57 Dollar eingebrochen war, kam es zunächst zu einer langsamen Erholung, die ab November 2020 so richtig Fahrt aufnahm. Ab Mitte Januar explodierte dann der Kurs regelrecht, nachdem der Shortseller Citron Research mit einer Short-Empfehlung für die Aktie einen Shitstorm losgetreten hatte und immer mehr Reddit-Trader auf einen Short Squeeze wetteten.

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Da 138 Prozent der ausstehenden GameStop-Aktien leerverkauft waren, mussten sich immer mehr Shortseller bei steigenden Kursen eindecken, um nicht all zu große Verluste zu verbuchen. Angetrieben vom Smartphone-Broker Robinhood spekulierten zudem immer mehr Privatanleger mit teilweise weit aus dem Geld befindlichen Call-Optionen, um mit wenig Kapitaleinsatz möglichst große Kursgewinne einzufahren. Dies hatte aber zur Folge, dass die Stillhalter der Optionen bei steigenden Kursen der Aktien immer mehr Aktien kaufen mussten, um sich selbst gegen Kursveränderungen in dem Papier abzusichern. Da sowohl Shortseller als auch Optionsgeber immer panischer kauften, explodierte der Kurs geradezu, in einer Kombination aus Short Squeeze und Gamma Squeeze. Im Hoch kletterte die GameStop-Aktie am vergangenen Donnerstag bis auf 483 Dollar (inzwischen steht sie wieder bei 90 Dollar).

Während die auf Kursverluste spekulierenden Hedgefonds Milliarden an Dollar verloren, wuchs das Depot von Keith Gill von rund 53.000 Dollar im Jahr 2019 auf zeitweise fast 48 Mio. Dollar an.

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Depotauszug von Keith Gill auf dem Höhepunkt der GameStop-Euphorie

Doch die Kursverluste seit dem vergangenen Donnerstag gingen auch an Gill nicht spurlos vorüber. Allein am Dienstag verlor er rund 13,6 Mio. Dollar, nach einem Verlust von rund 5 Mio. Dollar am Montag. Insgesamt schrumpfte das Depot bereits von fast 48 Mio. Dollar im Hoch auf zuletzt nur noch 22,2 Mio. Dollar.

Immerhin hatte Gill einen Teil seiner Position bereits verkauft, bevor der jüngste GameStop-Wahnsinn seinen Höhepunkt erreichte. So verfügt er inzwischen über ein Cashpolster von 13,8 Mio. Dollar, die ihm niemand mehr nehmen kann. Seine Position in GameStop-Aktien schrumpfte hingegen innerhalb weniger Tage von 17,4 Mio. Dollar auf nur noch 4,5 Mio. Dollar und seine Position in Call-Optionen von 16,8 Mio. Dollar auf 3,9 Mio. Dollar.

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Gills Depotauszug vom Dienstagabend

In seiner Fangemeinde wird Keith Gill wegen seines Durchhaltevermögens in den letzten Tagen gefeiert. Viele seiner Follower dürften aber finanziell durch die sinkenden Kurse viel stärker in Bedrängnis geraten sein als der Initiator der GameStop-Euphorie, der für einen flüchtigen Augenblick nicht nur weltweite Bekanntheit erreichte, sondern letztendlich auch mindestens 13,8 Mio. Dollar mit seinen GameStop-Spekulationen verdiente.

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5 Kommentare

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  • 2 Antworten anzeigen
  • Tobias Krieg
    Tobias Krieg Technischer Analyst

    Die Rallye hat auch abseits von Reddit eine rationale Grundlage.
    Zeitweise lag der Börsenwerts von GME unter den Bargeldbeständen.

    Das Unternehmen hätte also beispielsweise alle Aktien zurückkaufen oder eine Sonderdividende von mehr als 100% des Börsenwerts ausschütten können.

    Wir hatten schon vor Monaten darauf hingewiesen:

    https://www.lynxbroker.de/boer...

    11:51 Uhr, 03.02.2021
  • Bastian Galuschka
    Bastian Galuschka Chefredakteur

    Mit ausgecashten 13,8 Mio. USD zockt es sich leichter.

    11:46 Uhr, 03.02.2021

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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