Fusionen bleiben das Thema Nummer 1
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
An den Aktienmärkten hat sich die das Blatt wieder gewendet. Nach schwacher Anfangstendenz legten die Kurse zum Wochenschluss hin kräftig zu. Umkehrpunkt war die Sitzung der Bank of Japan, auf der zwar das Ende der ultralockeren Geldpolitik angekündigt wurde, Zinsschritte aber auf später verschoben wurden. Der Nikkei sprang daraufhin um knapp 3 Prozent nach oben und zog die anderen Märkte mit.
USA: Ein neuer Telekomgigant entsteht
An den US-Märkten begann die Woche mit einem Paukenschlag. AT&T will den Konkurrenten Bellsouth für 67 Mrd. USD in eigenen Aktien übernehmen. Dabei ist AT&T gerade erst aus der Fusion von SBC und AT&T (alt) hervorgegangen, die ein Volumen von immerhin 16 Mrd. USD hatte. AT&T würde mit diesem Zusammenschluss seine Vormachtstellung in der amerikanischen Festnetztelefonie zementieren, zumal es hier ohnehin nur noch die zwei Wettbewerber Qwest und Verizon gibt. Diese stehen nun übrigens im Mittelpunkt von M&A-Fantasien. Qwest sprangen am Montag um fast vier Prozent, beendeten die Woche allerdings mit einem Minus von 1,7 Prozent, während Verizon im Wochenverlauf 1,8 Prozent fester tendierten. Die neue AT&T wäre zudem der größte Mobilfunkanbieter in den USA, denn das Joint Venture Cingular Wireless (AT&T-Anteil: 60 Prozent, Bellsouth-Anteil: 40 Prozent) befände sich nun wieder unter einem Dach. Die Papiere von AT&T verloren im Wochenverlauf 2,7 Prozent, Bellsouth gewannen 9,2 Prozent. Im Rampenlicht stand auch die New York Stock Exchange, die via Verschmelzung mit der börsennotierten Handelsplattform Archipelago nun auch auf dem Kurszettel zu finden ist. Die Anleger feierten das Debüt mit einem Tagesplus von 16,8 Prozent, von dem am Wochenende noch plus 8,9 Prozent übrig blieben.
Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Konjunkturdaten fielen gemischt aus. Die Auftragseingänge der US-Industrie waren im Januar aufgrund eines deutlichen Rückgangs bei Flugzeugbestellungen stärker als erwartet zurückgegangen. Das Leistungsbilanzdefizit war indes im Januar auf ein neues Rekordhoch geklettert, was aber an der Börse nur eine untergeordnete Rolle spielte. Das uneingeschränkte Interesse galt dem Arbeitsmarktbericht für Februar, der erstaunlich positiv war. Die ohnehin schon hohen Erwartungen wurden mit 243.000 neuen Stellen klar überboten. Die Arbeitslosenquote hat sich allerdings infolge eines Zuwachses der Arbeitsuchenden auf 4,8 Prozent leicht erhöht, was vom Markt wohlwollend aufgenommen wurde, denn ein angespannter Arbeitsmarkt würde die Notenbank zu stärkeren Zinsschritten zwingen. Insofern herrscht also momentan in den USA ein Konjunkturumfeld, welches auch weiterhin die Aktienmärkte unterstützt.
Euroland: Fusionen bleiben das Thema Nummer 1
Die guten Vorgaben aus Japan und den USA während der zweiten Wochenhälfte hatten maßgeblichen Anteil daran, dass der DAX wieder die Marke von 5.800 Punkten überschritt. Impulse kamen aber auch aus dem Inland, und zwar von den Unternehmen. Linde zum Beispiel vollendete seinen Übernahmecoup bei der um einiges größeren BOC, was die Börse mit einem Wochenplus von 10 Prozent feierte. Für satte 12,4 Mrd. Euro kauft Linde den britischen Konkurrenten und wird damit Weltmarktführer bei Industrie-gasen vor der französischen Air Liquide. Deren im EURO STOXX 50 gelistete Aktie ließ sich indes nicht beeindrucken und beendete die Woche mit einem Plus von 0,7 Prozent. Um Schering gab es zunächst Übernahmegerüchte, welche die Aktie auch um 9,5 Prozent voranbrachten. Am Wochenende sprang dann die Katze aus dem Sack: Der MDAX-Wert Merck will das DAX-Unternehmen feindlich für 14,6 Mrd. Euro oder 77 Euro je Aktie übernehmen. Daraufhin explodierte der Schering-Kurs am heutigen Montag um 22 Prozent auf rund 82 Euro. Die Börsianer wetten also auf eine Nachbesserung oder gar einen Bieterwettkampf. Außerhalb Deutschlands machte Assicurazioni Generali (Aktie plus 6,6% im Wochenverlauf) auf sich aufmerksam. Zum einen wurden hervorragende Geschäftszahlen vorgelegt. Zum anderen will sie ähnlich wie die Allianz ihre Konzernstruktur straffen und dazu die Auslandstöchter in Deutschland, Österreich und der Schweiz komplett übernehmen. Bei der deutschen AMB Generali gibt sie sich aber mit angebotenen 98 Euro je Aktie äußerst knausrig, was auch unter dem Schlusskurs vom Freitag von rund 102 Euro liegt. Top-Performer im EURO STOXX 50 war Suez (plus 9,5 %). Besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen, ein kräftiger Dividendenanstieg und Presseberichte über ein in Kürze folgendes aufgestocktes Gebot von Enel bildeten dafür den Rahmen. Außerdem gab es kritische Stimmen aus Belgien zu einer möglichen Fusion Suez / Gaz de France, weil damit im belgischen Markt ein Quasimonopolist mit rund 90 Prozent Marktanteil geschaffen wird. Erklärter Wille der belgischen Regierung ist aber mehr Wettbewerb im heimischen Versorgerbereich. Mit E.ON (plus 1,3 %) präsentierte ein weiterer Versorger starke Zahlen. Zugleich gab sich der Konzern optimistisch, bei Endesa zum Zuge zu kommen. Rückendeckung könnte die EU geben, die aktuell den spanischen Vereitelungsplan auf Rechtmäßigkeit prüft.
Japan: Erleichterung über geldpolitische Wende
Japans Aktienmarkt brachte in der vergangenen Woche die Wende. Mit seinem kräftigen Zugewinn unmittelbar nach der Sitzung der Bank of Japan zog er die anderen Weltbörsen aus dem kurzfristigen Abwärtstrend. Damit brachten die Aktienmarktinvestoren ihre Erleichterung zum Ausdruck, dass Japans Notenbank ihre ultralockere Geldpolitik behutsam beendet. Zunächst wird die Liquiditätsversorgung reduziert, ehe dann an der Zinsschraube gedreht wird. Der Markt rechnet mit einem solchen Schritt gegen Jahresende. Die Aktien von Immobilienunternehmen wie zum Beispiel Sumitomo Realty (plus 11,7 %) und Mitsui Fudosan (plus 8,6 %) gehörten zu den großen Gewinnern im Nikkei. Auch Wertpapierhäuser wie Nomura (plus 5,2 %) legten zu.
Ausblick: Unternehmens- und Konjunkturdaten satt
In dieser Woche rollt die nächste deutsche Berichtswelle heran. Sechs DAX-Unternehmen legen ausführlich Rechenschaft ab, hinzu kommen viele aus der zweiten und dritten Reihe. Mit Wacker Chemie legt am Freitag zudem ein potenzieller IPO-Kandidat seine Bilanz vor. Ebenfalls am Freitag läuft die Frist für das Übernahmeangebot von BASF an die Engelhard-Aktionäre ab. Konjunkturell geht es in der laufenden Woche ebenfalls hoch her. Unter anderem: ZWE-Index für März und US-Einzelhandelsumsätze für Februar am Dienstag, Beige Book am Mittwoch sowie die Industrieproduktionen im Euroraum für Januar bzw. in den USA für Februar und das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan am Freitag.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.