Kommentar
11:07 Uhr, 19.01.2006

Freundliches Umfeld für Aktien

Gestützt von einem nach wie vor günstigen Konjunkturumfeld setzt sich der Aufwärtstrend an den internationalen Finanzmärkten zum Jahresanfang 2006 fort. Die scheinbar ungebrochene globale Wachstumsdynamik und die kontrollierte Inflation verringern die Aussichten auf kurzfristige Zinserhöhungen. Das solide, aber nicht übertriebene Wachstum in Verbindung mit einer begrenzten und nicht abgestimmten Verschärfung der Geldpolitik stellt ein ideales Umfeld für Aktien dar. Außerdem sollten Aktien von der hohen Profitabilität der Unternehmen, die einen zunehmenden Anteil der Wertschöpfung auf sich ziehen, profitieren.

Was die Bewertungsniveaus angeht, liegen die aktuellen Risikoprämien – vor allem in Europa – deutlich über ihrem historischen Durchschnitt. Das Markt- KGV auf Basis der prognostizierten Gewinne für die nächsten 12 Monate liegt in Europa bei 13 und in den USA bei 15, was relativ günstig erscheint. Die Rally des Jahres 2005 basierte vor allem auf der Verbesserung der Unternehmensprofitabilität und nicht einer Neubewertung. Daher dürften die Indizes auch im Jahr 2006 weiter zulegen. Allerdings gilt es, eine Reihe von Risiken nicht aus den Augen zu verlieren.

Ein Risikofaktor sind die Zinsen. US-Aktien schnitten im Jahr 2005 in einem Umfeld steigender Fed-Leitzinsen schlecht ab. Dies bestätigte einmal mehr die potenziell negativen Auswirkungen einer Verschärfung der Geldpolitik auf Aktien. Ein zweiter Risikofaktor sind die Unternehmensgewinne. Wenn der Druck auf den Rohstoffmärkten im Jahr 2006 weiter zunimmt, oder es zu deutlichen Lohnerhöhungen kommen sollte, könnten die Unternehmensgewinne stagnieren oder sogar zurückgehen, anstatt wie aktuell von uns erwartet mit Raten von 5-10% entsprechend dem Wachstum des nominalen BIP zuzulegen. Schließlich mag der aktuelle Nachfrageüberhang nach Wertpapieren gut für die Aktienkurse sein, doch nimmt das Risiko einer zumindest kurzfristigen Korrektur zu, wenn die wiederentdeckte Aktienbegeisterung der Investoren sich zu einer Euphorie auswächst. Eine größere Korrektur erscheint jedoch unwahrscheinlich, da es keine Anzeichen für eine deutliche Überbewertung der Märkte, einen Konjunkturabschwung oder eine drastische Verschärfung der Geldpolitik gibt.

Unter diesen Umständen halten wir an unserer Übergewichtung von Aktien fest. Kurzfristig favorisieren wir japanische Titel, die weiterhin von der wirtschaftlichen Erholung und den fortgesetzten Hoffnungen auf ein Ende der Deflation profitieren dürften, sowie europäische Aktien, die traditionell stark auf international steigende Indizes reagieren. In unseren Dachfonds haben wir in Rohstoffe diversifiziert und unsere US-Allokation auf neutral angehoben. Wir sind ähnlich neutral mit Blick auf Schwellenländeraktien und die asiatischen Märkte. Was Nebenwerte betrifft, sind wir der Ansicht, dass die Zeiten der Outperformance nun vorüber sind und Investoren ihr Augenmerk im Jahr 2006 auf Qualitäts-Standardaktien mit guten Wachstumsaussichten richten sollten. Am Rentenmarkt untergewichten wir Staatsanleihen und diversifizieren stattdessen in inflationsgeschützte Anleihen und Schwellenländeranleihen in lokaler Währung.

Quelle: Invesco

INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit – mit über 380 Mrd. US-Dollar verwaltetem Vermögen. Über 5900 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 20 Ländern im Einsatz.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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