Kommentar
09:15 Uhr, 21.03.2006

Freundliche Woche an den Aktienmärkten

Hinter den Aktienmärkten liegt eine freundliche Woche. Verantwortlich dafür waren in erster Linie die US-Börsen, die von sehr guten Unternehmensberichten beflügelt wurden. Weitere Impulse lieferte die anhaltend rege M&A-Tätigkeit.

USA: Von nachlassender Gewinndynamik keine Spur

Die US-Märkte präsentierten sich in der vergangenen Woche in fester Verfassung. Stütze des Geschehens waren überzeugende Geschäftszahlen vor allem aus dem Finanzbereich. Hier tat sich besonders Goldman Sachs hervor, die beim Gewinn für das erste Berichtsquartal die Analystenerwartungen um Längen schlugen. Auch Lehman Brothers und Bear Stearns legten starke Ergebnisse vor. Kauflust unter den Anlegern schürte zudem der Chemieriese DuPont, dessen Geschäft zurzeit wie geschmiert läuft. Das Management hob daraufhin die Gewinnprognose an und strafte damit vorerst all diejenigen Marktbeobachter Lügen, die von einer nachlassenden Gewinndynamik amerikanischer Unternehmen ausgehen. Vom optimistischeren Ausblick DuPonts wurden sodann auch gleich die Aktien anderer US-Industrieunternehmen erfasst. 3M, Boeing, Caterpillar und General Electric verzeichneten allesamt kräftige Aufschläge. Der Einzelhändler Sears machte sogar einen zweistelligen Satz nach vorn. Auslöser war der Bericht über das vierte Quartal, der bei Umsatz und Gewinn deutlich über den Erwartungen der Auguren lag.

Die Konjunkturdaten der vergangenen Woche hatten eine leicht positive Note. Die Einzelhandelsumsätze waren im Februar zwar um 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken, was in dieser Stärke vom Markt nicht erwartet wurde. Jedoch relativiert sich das, denn die Veränderungsrate des Vormonats wurde nachträglich von bereits beachtlichen plus 2,3 Prozent auf plus 2,9 Prozent heraufkorrigiert. Die Verbraucherpreise waren im Februar indes nur leicht gegenüber dem Vormonat gestiegen, was einige Marktbeobachter als Erleichterung empfanden, da sich ihrer Meinung nach dadurch der Zinserhöhungsdruck auf die FED verringere. Das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan stagnierte im Februar.

Euroland: IPO-Welle rollt auf Deutschland zu

Seit ziemlich genau drei Jahren tendieren in Euroland nun die Kurse nach oben. DAX und DJ EURO STOXX 50 hatten ihr jeweiliges Tief am 12. März 2003 markiert. Bis vergangenen Freitag hatten sie 167 bzw. 107 Prozent zugelegt. Für den nötigen Auftrieb in der abgelaufenen Wochen sorgten positive Geschäftsergebnisse und das sich munter weiter drehende Übernahmekarussell. Fahrgäste waren diesmal die Börsenbetreiber höchstselbst. Die Nasdaq hatte mit ihrem Angebot für die London Stock Exchange in Höhe von 2,4 Mrd. Pfund für neuen Schwung gesorgt und damit offensichtlich auch die euroländischen Börsen beeindruckt. Euronext erklärte nämlich anlässlich der Bilanzpressekonferenz, auf der zudem überzeugende Zahlen präsentiert wurden, man begrüße die Einladung der Deutschen Börse und wolle konstruktiv mit ihr zusammenarbeiten. Die derzeitigen Bedingungen für eine Konsolidierung des Marktes wurden als besonders günstig bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit eines Zusammengehens ist damit gestiegen, was auch an den deutlich zweistelligen Kurszuwächsen beider Aktien im Wochenverlauf abgelesen werden kann. Daneben legte eine Handvoll DAX-Unternehmen Rechenschaft über die Geschäftsentwicklung im Jahr 2005 ab. Freud und Leid lagen hier dicht beieinander. Trotz Rekordergebnis fiel die Allianz in Ungnade, weil es nach wie vor bei der Dresdner Bank klemmt. Die Münchener Rück präsentierte unterdessen eine kraftstrotzende Bilanz. Die Deutsche Post wollte ebenfalls einen glänzenden Eindruck hinterlassen, nur gelang ihr das nicht. Die diversen Akquisitionen der vergangenen Jahre müssen integriert werden, was Managementkapazitäten und vor allem auch Geld kostet. Das Ergebnis 2006 werde daher voraussichtlich auf dem Niveau von 2005 liegen. Gerade das wollten die Investoren nicht hören und straften die Aktie ab.

Eine Begleiterscheinung der anhaltend freundlichen Aktienmarktstimmung ist die wieder größere Anzahl von IPO-Kandidaten. Für die kommenden Wochen sind in Deutschland einige große Transaktionen geplant. Konkret sind die Pläne bereits bei Patrizia Immobilien und Wacker Chemie, die wohl schon Anfang April kommen werden. Der Verlag Springer Science + Business Media und die Fluggesellschaft Air Berlin stehen neben diversen kleineren Gesellschaften ebenfalls in den Startlöchern. Nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklung sind nun wieder vermehrt warnende Stimmen zu hören, die ein Ende des Aktienaufschwungs voraussagen. Dabei wird allerdings übersehen, dass die Gewinnentwicklung der Unternehmen mit den Börsenkursen Schrittgehalten hat, insofern also die Bewertungen auf Gesamtmarktebene nicht aus dem Ruder gelaufen sind. Hinzu kommt das ansprechende konjunkturelle Umfeld. Wir beurteilen die Aktienmärkte daher weiterhin optimistisch, wenngleich wir mit einer zunehmenden Volatilität rechnen.

Japan: Brokeraktien gefragt

Die positiven Vorgaben aus den USA zogen auch Japans Aktien in die Höhe. Gefragt waren einmal mehr die Aktien von Brokern, da hier aufgrund der regen Handelsaktivität während der zurückliegenden Monate die Aussicht auf Dividendensteigerungen besteht. Leicht gedrückt wurden dagegen Sony und Softbank. Sony musste eingestehen, dass die PlayStation 3 rund ein halbes Jahr später als erwartet an den Markt kommt. Softbank, Japans zweitgrößter Breitbandanbieter, machte unterdessen mit dem Zukauf des Japan-Ablegers von Vodafone für 8,9 Mrd. Pfund auf sich aufmerksam.

Ausblick: Europäische Berichtssaison läuft aus

Die kommende Woche wird wieder etwas ruhiger verlaufen. Die Berichtssaison neigt sich in Europa dem Ende zu. Parallel dazu werden Konjunkturdaten seltener. Größere Beachtung werden am Montag der Sammelindex der US-Frühindikatoren (Feb.), am Mittwoch der Auftragseingang in der Industrie der Eurozone (Jan.), am Freitag dessen US-Pendant (Feb.) und ebenfalls am Freitag die japanische Industrieproduktion (Jan.) finden.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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