Kommentar
14:06 Uhr, 10.04.2006

Freundliche Tendenz an den Aktienmärkten

Die europäischen Aktienmärkte konnten in der vergangenen Woche leichte Kursgewinne von im Durchschnitt 0,5% verzeichnen. Stärker im Plus lagen Großbritannien und die Schweiz mit 1,0%, wohingegen Frankreich mit Abgaben von 0,9% überdurchschnittlich verlor. Der DAX ging mit -0,3% im Wochenvergleich aus dem Handel. Auf Branchenebene waren Rohstoff- und Energiewerte (+4,2% bzw. +2,3%) besonders gefragt, Versicherungstitel gaben stärker (-0,9%) nach. Ein erstes Stimmungsbild über den Zustand des Investorengemüts nach dem Überschreiten der 6000-Punkte Marke im DAX dürfte das Börsendebut der Wacker Chemie - der bisher größte Börsengang des laufenden Jahres - geben. Im Gegensatz zu den Börsengängen von SAF und MAGIX in der vergangenen Woche sollten diesmal Kursgewinne das Bild bestimmen. „Die Kursentwicklung des deutschen Börsenbarometers DAX könnte in dieser Woche auch von hohen Dividendenzahlungen profitieren“, sagt Cominvest-Fondsmanager Christoph Berger. Henkel, DaimlerChrysler und RWE halten diese Woche ihre Hauptversammlungen ab. Es ist zu erwarten, dass dort Ausschüttungen von insgesamt über 2,5 Mrd. Euro beschlossen werden. „Die Chancen stehen gut, dass ein Großteil des Geldes seinen Weg zurück an den Aktienmarkt findet“, glaubt Berger. „Nach wie vor sind Aktien im historischen Vergleich günstig bewertet: Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX für 2006 beträgt rund 14“, so der Experte. „Damit sind Aktien im Vergleich zu Rentenpapieren attraktiv. Allerdings ist der Vorsprung nach dem Renditeanstieg bei Anleihen seit Jahresanfang etwas geschmolzen.“

Positive Überraschungen könnten auch von der Gewinnseite für die Aktienmärkte entstehen. In den USA läutet traditionell der Aluminiumriese Alcoa die Gewinnberichtssaison am heutigen Montag ein. Am Dienstag folgt der Biotechnologiewert Genentech. Die Unternehmen werden erste Indikationen dafür geben, ob die Analysten mit ihren Schätzungen für ein Gewinnplus von 11,3% für das gerade abgeschlossene Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum richtig liegen. Da bereits Anfang Januar viele Unternehmen vorsichtige Ausblicke gegeben haben und zum jetzigen Quartal kaum Gewinnwarnungen erfolgten, sollten die Schätzungen übertroffen werden. Allerdings wird das Hauptaugenmerk auf den Ausblicken liegen. Weiterhin wird die anhaltende, global stattfindende Fusionstätigkeit für den Kursverlauf bestimmend bleiben. Neuigkeiten werden u.a. von der Deutschen Börse zum Stand der Verhandlungen mit der Vierländerbörse Euronext erwartet. Unterstützend für die europäischen Börsen und insbesondere für Exportwerte sollte der Kursverlauf des Euro zum US-Dollar wirken. Nachdem EZB-Präsident Trichet einer Zinserhöhung im Mai eine Absage erteilt hat, tendierte die US-Valuta wieder zur Stärke und sollte vorerst weiterhin im Tradingband zwischen 1,18 - 1,22 zum Euro notieren. Vorerst bleiben die Mehrzahl der kursbestimmenden Parameter positiv, daher rechnet Cominvest für die durch die Osterfeiertage verkürzte Handelswoche mit einer leicht freundlichen Tendenz.

In der laufenden Woche gibt es recht wenig Einflüsse durch konjunkturelle Indikatoren auf den Rentenmarkt. Aus Euroland selbst ist der ZEW-Indikator, der auf Analysten-Einschätzungen beruht, die wichtigste Veröffentlichung. Vor dem Hintergrund der sehr freundlichen Frühindikatoren auf Basis von Unternehmenseinschätzungen erwartet Cominvest hier nach zwei Monaten mit rückläufigen Zahlen eine deutliche Verbesserung. Die Zahlen zur Industrieproduktion dürften hingegen enttäuschen und von der Inflationsseite sehen wir weiter kaum Druck. Wichtiger für die Entwicklung am Rentenmarkt dürften in dieser Woche jedoch die US-amerikanischen Zahlen sein. Besonders der Einzelhandelsumsatz für März könnte enttäuschen und damit ein weiteres Indiz dafür liefern, dass sich der private Konsum in den USA abschwächt. Vor diesem Hintergrund erwarten wir auch nach der zuletzt sehr schwachen Entwicklung am Rentenmarkt eine Korrektur. Der Bund-Future sollte im Laufe der Woche daher bis auf 116,70 steigen.

Quelle: ADIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 22,6 Mrd. Euro in 90 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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