Freundliche Berichtsaison
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Deutlich im Plus beendeten die Aktienmärkte die vergangene Börsenwoche. Unterstützung kam weiterhin von vielen sehr starken Zwischenberichten. Außerdem erfreute die Aktienanleger der unerwartet schwache US-Arbeitsmarktbericht für April, der die Angst vor einer allzu straffen Geldpolitik der FED linderte. In Europa profitierten die Börsen außerdem von zahlreichen und hohen Dividendenausschüttungen.
USA: Konjunkturoptimismus
Amerikanische Standardwerte standen auch in der abgelaufenen Woche ganz oben auf den Kauflisten der weltweit anlegenden Investoren. Um knapp 2 Prozent schwang sich der Dow Jones-Index auf, womit er die beste Performance unter den etablierten Indizes einfuhr. Ausschlaggebend dafür war paradoxerweise der US-Arbeitsmarktbericht, der nämlich recht schwach ausfiel. Bei erwarteten 200.000 neuen Stellen wurden im April lediglich 138.000 geschaffen. Das ist der geringste Zuwachs seit Oktober vergangenen Jahres, als die Wirbelstürme den Stellenaufbau belasteten. Die Aktienanleger interpretierten diesen Bericht aber so, dass dadurch der Zinserhöhungsdruck auf die Notenbank nachlässt und griffen dementsprechend beherzt zu. Massiv nachgefragt wurden vor allem Papiere von Investitionsgüterherstellern wie zum Beispiel Caterpillar, Boeing, Honeywell und Hewlett-Packard. Bemerkenswert daran ist, dass alle vier Gesellschaften ihre Quartalszahlen schon mindestens in der Vorwoche veröffentlicht hatten, dieser Faktor als Kursantrieb also ausfällt. Stattdessen könnte es das kräftige Wachstum des US-BIP im ersten Quartal gewesen sein, das zwar auch schon am vorangegangenen Freitag bekannt gegeben wurde, seinerzeit aber keine großen Bewegungen auslöste. Die Analyse des Datenmaterials scheint nun aber offensichtlich zu dem Schluss geführt zu haben, dass auch für die kommenden Monate eine robuste Konjunktur und somit auch eine hohe Investitionstätigkeit zu erwarten ist. Im Übrigen demonstriert Boeing auch selbst diesen Optimismus, denn am Montag wurde die Übernahme eines Händlers von Flugzeugteilen für 1,7 Mrd. US-Dollar angekündigt. Aktien von Wal-Mart konnten zuletzt ebenfalls kräftig zulegen. Ein überraschend erfolgreicher Verkaufsmonat April war dafür hauptverantwortlich.
Europa: Dividendenregen und IPO-Lehre
Die europäischen Aktienmärkte folgten dem amerikanischen Vorbild und konnten ebenfalls spürbar zulegen. Neben der auch hierzulande sehr überzeugenden Berichtssaison wurde das Geschehen vom Liquiditätszufluss unterstützt. Eine Hauptversammlung (HV) jagt die nächste, was einen wahren Dividendenregen nach sich zieht. Dabei waren in der vergangenen Woche sogar die zwei deutschen Ausschüttungsgiganten dran: Am Donnerstag zahlte die Deutsche Telekom 3,0 Mrd. Euro, am Freitag folgte E.ON mit 4,6 Mrd. Euro. Inklusive Allianz, Altana, BASF, Continental und Volkswagen, die ebenfalls jüngst ihre HVen abhielten, flossen den Aktionären allein von DAX-Unternehmen rund 10,2 Mrd. Euro zu. Zum Vergleich: Der Tagesumsatz in Aktien von DAX, MDAX und TecDAX zusammen betrug am vergangenen Mittwoch 7,8 Mrd. Euro. Im DAX ist damit allerdings das Gros der Dividenden bereits geflossen. Abgesehen von der Deutschen Bank (1,2 Mrd. Euro am 2. Juni) stehen nur noch kleine Ausschüttungen an. Die Mittelzuflüsse kommen den Investoren derzeit gerade recht, denn das Geschäft bei Neuemissionen belebt sich in Deutschland zusehends. Nach den zaghaften, dafür aber umso erfolgreicheren Börsengängen von Patrizia Immobilien und Wacker Chemie im April schaffte jüngst Catoil den Sprung auf das Parkett. Die Aktie der Ölservicegesellschaft wurde am oberen Ende der Bookbuildingspanne zugeteilt und bescherte seinen Inhabern einen Zeichnungsgewinn von fast 15 Prozent. Das lockt natürlich andere Gesellschaften an. In der Börsen-Zeitung vom Samstag sind vier Beiträge Firmen gewidmet, die IPO-Pläne für dieses und nächstes Jahr hegen. Es gibt Beobachter, die in diesem Neuemissionsboom Vorboten eines kommenden Abschwungs sehen. Gern wird auf die Jahre 1999 und 2000 verwiesen, in denen insgesamt 319 Neumissionen in Deutschland stattfanden und die Indizes zu einer dramatischen Talfahrt ansetzten. Allerdings ist dem entgegenzuhalten, dass Börsengänge zwischen 2001 und 2005 nur sehr selten stattfanden, es also Nachholbedarf gibt. Außerdem ist die Masse der Investoren noch nicht blind vor Euphorie. Es wird sehr genau analysiert und bei Nichtgefallen auch schon mal eine Emission links liegengelassen. So geschehen bei Air Berlin, die eigentlich vergangenen Freitag den Kurszettel verlängern wollte. Die Preisvorstellungen des Managements und des Bankenkonsortiums waren allerdings zu ambitioniert. Die Folge war nur geringes Investoreninteresse, woraufhin die Preisspanne gesenkt, die Aktienzahl verringert und die Zeichnungsfrist bis Mittwoch verlängert wurde. Unternehmen, die ein IPO ins Auge fassen, und vor allem deren Bankenbegleiter werden das sehr aufmerksam verfolgt haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit bei ihren Börsengängen berücksichtigen.
Ausblick: BIP-Wachstum der Eurozone
Die laufende Woche hat einen genauso vollen Terminkalender wie die vorige. Dabei ist alles vorhanden: Hauptversammlungen, Konjunkturdaten, und Zwischenberichte. So stehen unter anderem am Dienstag die deutsche Industrieproduktion (März) sowie am Donnerstag das BIP-Wachstum in der Eurozone (Q1) und die US-Einzelhandelsumsätze (April) an. Bei den Unternehmen steht die Telekombranche im Mittelpunkt. Fast alle namhaften europäische Anbieter berichten über ihr erstes Quartal.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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