Analyse
17:35 Uhr, 08.04.2006

FOREX-Report.de - Der Euro kommt wieder?!

Immer mehr verdichten sich die fundamentalen und auch charttechnischen Signale, dass der Euro seine Bodenbildung bald erfolgreich beenden wird. Zwei Puzzleteilchen kamen gestern dazu. Zum einen hat die Fed, wie nicht anders erwartet, den Leitzins zum 15ten mal in Folge auf nun 4,75% angezogen und zumindest einen weiteren Zinsschritt angedeutet. Damit ist das Ende des Zinserhöhungszyklus in den Staaten in greifbare Nähe gerückt, auch wenn erste Reaktionen gestern leichte Enttäuschung zeigten. Einige Marktbeobachter hatten bereits mit einer konkreten Ankündigung in diese Richtung gerechnet. Und in Europa? Ein sage und schreibe 15-Jahreshoch beim deutschen ifo-Index spricht eine klare Sprache, zumindest was die Erwartungen der Unternehmen betrifft. Auch die Binnenwirtschaft wird sich dem Wachstum nun nicht mehr verschließen können. Schon rechnen vereinzelte Experten mit einer 2,5%-Rate. Das mag für einen Amerikaner eher nach Rezession riechen, in Deutschland ist das fast sensationell. Dass auch lange Zeit unbewegliche Riesen wieder in Fahrt kommen können, beweist gerade Japan mit einem erstaunlich starken Boom. Warum also nicht wir?

Und damit kommen wir zur EZB. Jean-Claude Trichet kann jetzt den von ihm anvisierten, etwas rigideren Zinskurs leichter begründen. Die Erhöhung auf 2,75% im Mai ist wohl schon praktisch beschlossene Sache. Am Terminmarkt rechnet man bis Jahresende bereits mit 3,25%. Eines kann man sicher sagen: Wesentlich höher als 5 bis 5,5% kann die Fed nicht gehen. Zwar ist die Ökonomie noch sehr robust, aber 2007 wird ein eher schwieriges Jahr. Und nicht zuletzt ist der Konsum zu zinssensitiv, besonders im Hinblick auf die Immobilienfinanzierungen. Die EZB dagegen hat noch relativ viel Luft nach oben. Damit sollte sich die Zinsschere zwischen den USA und Europa in den kommenden Monaten und Jahren langsam aber sicher schließen. Und der Antizipationsmechanismus des Devisenhandels sollte die schon bald im Wechselkurs signalisieren. Kurzer Schwenk nach China: Nachdem das geänderte Wechselkursregime innerhalb von 9 Monaten lediglich zu 1,1% Aufwertung des Yuan ggü. dem US-$ führte, wird der Ton der Amerikaner immer schärfer. Gestern brachten zwei US-Senatoren einen Gesetzentwurf vor, der 27,5%ige Strafzölle auf chinesische Einfuhren vorsieht. Abgestimmt werden soll im September. Sie vermuten richtig, man will den Chinesen Zeit einräumen, mal darüber nachzudenken, ob nicht eine stärkere Aufwertung angebracht wäre. Einen deutlichen Schritt lehnt China aber weiter ab. Stattdessen soll der Handel „weiter liberalisiert“ werden. Was immer man sich auch im Reich der Mitte darunter vorstellt, eines ist jetzt schon fast sicher: Den Amerikaner wird es nicht reichen.

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Über den Experten

Harald Weygand
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Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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