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14:09 Uhr, 24.09.2001

Fondsmanager agieren vorsichtig

Die großen deutschen Fondsgesellschaften agieren angesichts der dramatischen Kursstürze beim DAX eher vorsichtig. Während sich einzelne Gesellschaften mit einzelnen Käufen vorwagen, zeigen sich andere vorsichtig und am Markt abstinent, wie eine vwd Umfrage ergab. Keine der großen deutschen Fondsgesellschaften ist eigenen Aussagen zufolge als großer Abgeber seit den Terroranschlägen in den USA in Erscheinung getreten. Einige Vertreter der KAG sehen die Verkäufer eher im Spezialfondsbereich: Insbesondere Lebensversicherungen würden Aktien auf den Markt werfen, da sie aktuell Probleme hätten, ihre Renditeziele zu erreichen. "Wir werden zurzeit eher nicht aktiv, da keiner weiß, was an den Märkten passieren wird", gibt sich Heinrich Durstewitz vom dit Deutscher Investment-Trust vorsichtig. Die Fondsgesellschaft der Dresdner Bank habe die Liquiditätsquote in den Aktienfonds erhöht und trete allenfalls selektiv als Käufer in Erscheinung, so der dit-Sprecher weiter. Auch die Fondsgesellschaft Activest gibt sich nach Aussage von Ernst Konrad, Leiter europäisches Aktienmanagement, "aus Marktgesichtspunkten" eher vorsichtig. Auch wenn er der Meinung sei, dass die Verkäufe in nächster Zeit abflauen sollten, bestehe eine erheblich Unsicherheit im Markt. "Bislang haben sich die Privatanleger besonnen gezeigt, wir hatten bislang keine größeren Rückflüsse", so Konrad weiter. Verkaufsdruck komme eher von Spezialfondsseite. Die Cash-Quote in den Activest Portfolios sei mit "Richtung zehn Prozent" relativ hoch. Sollte der Verkaufsdruck andauern und die Marke von 3.850 Punkten beim DAX nachhaltig unterschritten werden, könnten weitere Verluste von 10 bis 15 Prozent drohen. Allerdings implizierten die hohen Kursabschläge, dass ein Signal reichen könne, um die Märkte wieder deutlich nach oben zu treiben. "Auch wenn die Gewinnschätzungen einiger europäischer Unternehmen noch reduziert werden, sind europäische Aktien deutlich untergewichtet", so die Einschätzung des Portfolioexperten. Dieser Meinung ist auch Kerstan von Schlotheim, Leiter europäische Aktien bei ADIG Investment. "Der Markt ist emotional geprägt", so Schlotheim. Inzwischen liege die Marktkapitalisierung einiger DAX-Unternehmen unter dem jeweiligen Buchwert. Seiner Einschätzung zufolge verhielten sich Privatanleger derzeit ruhig. Offensiver gibt sich die DWS Investment. "Wir tasten uns langsam in den Markt herein und reduzieren die relativ großen Liquiditätsreserven, die wir in den vergangen Monaten aufgebaut hatten", sagte ein Sprecher. Zwar bestehe immer die Gefahr, dass die Aktienkurse weiter nachgeben, man sehe den Markt allerdings schon sehr weit unten. "Es ist rational schwer nachzuvollziehen, warum einige Titel so stark verlieren", so der DWS-Sprecher weiter. Auch Union Investment betont die Erholungschancen: Man erwarte eine Erholung nach den überzogenen Kursverlusten, so eine Union-Sprecherin. Bei einigen Unternehmen aus dem Freizeitbereich, bei Fluggesellschaften und Reiseveranstalter würden sich die Anschläge in den USA allerdings nachhaltig niederschlagen. Derzeit reduziere Union die Cash-Positionen in ihren Fonds, um günstig bewertete Aktien zuzukaufen.

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