Kommentar
13:20 Uhr, 13.01.2007

Fonds – Tops und Flops 2006

2006 war ein gutes Jahr für Anleger. Nahezu alle wichtigen Börsen konnten zum Teil zweistellig zulegen. So stieg der Dax um 21,98%, der Dow Jones um 16,29% und der EuroStoxx50 um 12,32%. Lediglich der Nikkei verlor 4,58%.

Auch für Fondsanleger verlief das Jahr erfreulich. Aber nicht mit allen Investmentfonds konnten zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden. Welche Produkte zu den Top-Performern im Jahr 2006 gehörten und welche Fonds sich als die größten Geldvernichter herausstellten, haben wir für Sie zusammengestellt.


China-Fonds klar vorn:

Zu den Top-Performern im Jahr 2006 zählten insbesondere Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt China. Auf den ersten zehn Plätzen der Rangliste finden sich ausnahmslos China-Fonds wieder. An der Spitze rangiert der JPMorgan China A (ISIN: LU0051755006) mit einer Performance von 80,51%.

Der Baring Hong Kong China (ISIN IE0000829238) gehört ebenfalls zu den besten Produkten. Fondsmanagerin Lilian Co schätzt die Chancen für China auch im Jahr 2007 positiv ein.

PortfolioJournal: Frau Co, der von Ihnen gemanagte Baring Hong Kong China hat sich im Jahr 2006 erneut hervorragend entwickelt. Mit einem Wertzuwachs von mehr als 75,89% gehört er zu den Fonds, die sich im vergangenen Jahr am besten entwickelt haben. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück und warum lief China so gut?

Lilian Co: Wir haben früh in den chinesischen Finanz- und Immobiliensektor investiert, welche seit dem vierten Quartal 2005 für das starke Wirtschaftswachstum in China verantwortlich sind. Unsere Übergewichtung in Rohstoff- und Einzelhandelswerte hat ebenfalls zum Wertzuwachs beigetragen. Darüber hinaus kam es in 2006 zu einer Neubewertung des Marktes.

PortfolioJournal: Auch langfristig erzielte der Baring Hong Kong China beachtliche Zuwächse. Sind im eben begonnenen Jahr ähnliche Steigerungsraten möglich oder muss mit einer Konsolidierung gerechnet werden?

Lilian Co: Auch für 2007 schätzen wir China positiv ein. Die Neubewertung chinesischer Titel wird sich ausgehend von besserer Corporate Governance und einem von der robusten chinesischen Wirtschaft profitierenden, starken Ertragswachstum fortsetzen. In historischer Sicht erscheint die Bewertung hoch, aber nicht für die Emerging Markets (Indien ist immer noch teurer als China). Nach dem starken Kurszuwachs in 2006 erwarten wir aber eine höhere Volatilität in 2007.

Immobilienaktien schon jetzt im Fokus:

Schon vor der Einführung in Deutschland stehen Real Estate Investment Trusts (REIT's) bei den Anlegern im Fokus. Bei den Fondskategorien konnten sich Investmentfonds mit Anlageschwerpunkt Immobilienaktien und REIT's / Europa positiv hervorheben. Durchschnittlich konnten sie sich im Jahr 2006 um 45,64% verbessern. Unter Berücksichtigung aller in Deutschland zugelassener Fonds gibt es keine Kategorie, die sich im vergangenen Jahr besser entwickelt hat. Somit konnten sie in der Durchschnittsbetrachtung auch die China-Fonds (43,79%) auf Rang 2 verweisen.

Das positive Marktumfeld hat Union Investment genutzt, den am 1. Juni 2006 aufgelegten UniReits (ISIN: DE0005326797), jetzt auch Privatanlegern zugänglich zu machen. Bisher war der Fonds in der Anteilsklasse Reit-Invest nur für institutionelle Anleger erhältlich. Seit Auflage konnte der Fonds bereits um mehr als 25% zulegen.

Wir haben den Fondsmanager Jörg Boysen zu seiner Einschätzung des Marktes befragt:

PortfolioJournal: Immobilienaktien und REIT’s haben sich gerade in den letzten Monaten hervorragend entwickelt. Ist dies auch auf die gestiegene Präsenz in den Medien und die daraus resultierende, zunehmende Bekanntheit bei den Anlegern zurückzuführen oder ist der Kursanstieg in erster Linie fundamental zu begründen?

Jörg Boysen: Der Kursanstieg kann durch die gestiegene Präsenz in den Medien beeinflusst worden sein. Doch ist dieser Effekt nicht messbar und ich erachte ihn für eher gering. Hauptsächlich ist der Kursanstieg fundamental begründet: in NYC Midtown beträgt die Leerstandsquote an Büroflächen aktuell nur ca. 5,4%, was ein historisch niedriger Stand ist. Und auch in den kommenden zwei Jahren ist nur mit einer geringen Fertigstellung neuer Flächen zu rechnen (in 2007 ungefähr 1,5 Mio. sqf, davon sind bereits 85% vermietet), kombiniert mit einem begrenzten Job Wachstum. Somit haben REIT's, die in diesem Markt einen Großteil ihrer Büro-Liegenschaften haben, eine Pricing Power gegenüber den Mietern, sprich sie können höhere Mieten bei Auslaufen der alten Mietverträge durchsetzen. Dieses Phänomen ist nicht nur in NYC, sondern auch auf anderen Märkten, wie London, HongKong, Tokyo oder Singapur zu beobachten.

PortfolioJournal: Viele Investmentfonds, die in Immobilienaktien und REIT’s investieren, konnten in den letzten Jahren jeweils zweistellige Wertzuwächse verbuchen. Sind Sie für das Jahr 2007 ähnlich optimistisch?

Jörg Boysen: Die zweistelligen Wertzuwächse der vergangenen Jahre sind auch durch ein Re-rating der REIT's / Immobilienaktien zu erklären. Ich bin für das Jahr 2007 optimistisch, aber nicht euphorisch. Insgesamt dürfte ein Wertzuwachs von 7 bis10% realistisch sein.

PortfolioJournal: Herr Boysen, erklären Sie unseren Lesern bitte kurz die Vorteile des UniReits gegenüber Offenen Immobilienfonds.

Jörg Boysen: Es handelt sich bei den beiden angesprochenen Produkten um vollkommen unterschiedliche Assetklassen, die demzufolge individuelle Eigenschaften haben.
Im Gegensatz zu einem Offenen Immobilienfonds ist der UniReits ein Aktienfonds, der in Kapitalgesellschaften investiert, deren Geschäftsschwerpunkt der Erwerb, die Entwicklung, Vermietung und Verwaltung oder auch der Handel mit Immobilien ist (indirektes Immobilieninvestment). Offene Immobilienfonds investieren hingegen meistens direkt in Immobilien. Damit hat der UniReits vollkommen andere Rendite-/Risikoeigenschaften als ein offener Immobilienfonds.

Die Bewertung der REIT's / Immobilienaktien erfolgt täglich an der Börse. Über die Bewertung der Immobilien hinaus werden Geschäftsmodell, Strategie & Perspektiven des Immobilienportfolios anhand quantitativer und qualitativer Faktoren vorgenommen. REITs unterliegen als Aktien den an der Börse geltenden strengen Bilanzierungsvorschriften.

Bei REIT’s fallen auf Unternehmensseite keine Steuern an, dafür sind sie gesetzlich verpflichtet den größten Teil ihrer Gewinne (mind. 90 %) in Form von Dividenden an ihre Anleger auszuschütten.

Sicherer Hafen:

Auf der sicheren Seite bleiben Anleger auch weiterhin mit Geldmarktfonds. Im vergangenen Jahr haben sie sich durchschnittlich mit 2,30% rentiert. Damit stellen sie eine lukrative Alternative zur Tagesgeldanlage dar. Der SKAG EuroCash (ISIN: DE000972632) konnte sogar um 3,24% zulegen.

Unrentabel waren dagegen Rentenfonds. Aufgrund der gestiegenen Zinsen haben sich Anleihen im Jahr 2006 nur unterdurchschnittlich entwickelt. Mit einem Minus von 0,64% auf Jahressicht fiel die Performance von in Euro-Anleihen investierende Rentenfonds sogar negativ aus. Rentenfonds mit Anlageschwerpunkt auf Anleihen mit kurzer Restlaufzeit konnten mit 1,36% immerhin eine positive Rendite erwirtschaften.

Die größten Geldvernichter:

Nachdem sich der japanische Aktienmarkt im vergangenen Jahr negativ entwickelt hat, mussten auch Japan-Fonds Einbußen hinnehmen. Durchschnittlich haben Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Japan 8,93% an Wert verloren. Bei den japanischen Nebenwerten betrug das Minus sogar 24,60%.

Bei den Einzelfonds hat sich der DAC Asia-Tech-Fonds negativ hervorgehoben. Mit einem Minus von 40,54% führt er die Verliererliste an, gefolgt vom DWS Japan Opportunities (-37,39%) und vom SGAM Equity Japan Small Cap A (-36,24%).

Die Flagschiffe der Fondsbranche:

In Deutschland sind mehr als 7.000 Investmentfonds zum Vertrieb zugelassen. Einige große Fonds stehen aber im Fokus der Anleger. Ein Blick auf diese Produkte rentiert sich deshalb besonders:

Der Fidelity Funds - European Growth Fund A (EUR), mit einem Fondsvermögen von mehr als 20 Milliarden Euro der größte in Deutschland zugelassene Fonds, weist eine Performance von 15,12% aus. Das zweitgrößte Portfolio, der Templeton Growth Fund (18 Milliarden Euro) bescherte Anlegern einen Kurszuwachs von 9,24%. Der JPM Europe Strategic Value A (9 Milliarden Euro) konnte um 21,70% zulegen. Während der Fidelity European Growth Fund unter dem Durchschnitt der europaweit anlegenden Fonds (18,87%) liegt, gehörte der JPM Europe Strategic Value zu den besten 25% seiner Vergleichsgruppe. Der seit 1954 bestehende Templeton Growth Fund hat sich geringfügig besser entwickelt als der Durchschnitt der international investierenden Aktienfonds (9,00%).

Anleger bleiben risikoscheu

Obwohl sich Aktienfonds im Jahr 2006 - wie auch im langfristigen Vergleich - erneut deutlich besser entwickelten als konservative Sparformen, bleiben die Anleger in Deutschland nach wie vor zurückhaltend. Im ersten Halbjahr 2006 ging die Zahl der Fondsbesitzer sogar zurück. Laut einer Statistik vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) hielten am 30.06.2006 nur 7,384 Millionen Bundesbürger Anteile an Investmentfonds. Im Internationalen Vergleich hinkt Deutschland damit weiterhin deutlich hinterher.

Die konservative Haltung der Bundesbürger schlägt sich auch im Mittelaufkommen nieder. Während die deutschen Publikumsfonds (BVI-Statistik) von Januar bis November neue Mittel in Höhe von 10,7 Milliarden Euro einsammeln konnten, verzeichneten Aktienfonds Mittelabflüsse in Höhe von insgesamt netto 5,8 Milliarden Euro.

Aufgrund des stetigen Wertzuwachses werden Geldmarktfonds dagegen immer mehr von Privatanlegern entdeckt. Allein in den ersten elf Monaten des laufenden Jahres flossen Geldmarktfonds in Deutschland neue Mittel in Höhe von netto 12,6 Milliarden Euro zu.

Ausblick:

Trotz möglicher Korrekturgefahren bleiben die Experten von Union Investment generell zuversichtlich für die kommende Entwicklung an den europäischen Börsen. Mit einer deutlichen Festigung der hiesigen Konjunktur und einer ausgesprochen positiven Gewinnentwicklung auf Unternehmensseite sei ein günstiges Umfeld für weiter aufstrebende Kurse geschaffen. Mögliche Störfeuer etwa von Inflations-, Zins- und auch Währungsseite, der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland sowie der Ölpreisentwicklung dürften relativ kurzlebig sein, so die Anlagestrategen.

Auch Ingo Mainert, der für das Portfolio Management zuständige Geschäftsführer der cominvest, erwartet wieder ein gutes Aktienjahr. Sein Kursziel für den Dax liegt bei 7.400 Punkten, das entspricht einer Performance von rund 12%. Europa wird seiner Einschätzung nach ähnlich stark wie Deutschland abschneiden, die USA allerdings etwas schwächer.
cominvest geht insbesondere davon aus, dass der Start ins Jahr 2007 den Aktienmärkten weitere Kursgewinne bescheren wird. Hierfür sollen vor allem saisonale Mittelzuflüsse zum Jahresauftakt sorgen. Zudem seien die jüngsten Konjunkturdaten in den USA besser ausgefallen als erwartet. Des Weiteren habe sich die Gefahr negativer Auswirkungen auf die Konjunktur über den Immobilienmarkt deutlich abgeschwächt.

Die britische Investmentgesellschaft Schroders gibt sich ebenfalls optimistisch. Für 2007 erwarten die Finanzprofis Wachstumsraten von 2,6 Prozent für die USA, während die Eurozone, Japan und Großbritannien um 1,9, 1,8 bzw. 2,4 Prozent wachsen sollte. Damit wäre immer noch genug konjunktureller Schwung in den USA vorhanden, um die Unternehmenserträge anzukurbeln, wenn auch deutlich langsamer als in 2006, so die Anlageexperten. Derzeit herrsche ein recht ordentliches Bewertungsniveau am Markt, es gebe reichlich Liquidität und die Fusions- & Übernahmetätigkeit sei ausgesprochen lebhaft – all das zusammengenommen, sollte der Schwung reichen, damit die Renditen an den Aktienmärkten sogar knapp zweistellig wachsen.

Quelle: http://www.portfoliojournal.de/

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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