Kommentar
18:38 Uhr, 30.08.2004

Folgt der Konsumdelle eine Einkommensdelle?

1. Vor einem Monat wurden sowohl wir als auch die Finanzmärkte von einem überaus schwachen Konsum im Juni überrascht. Die heutigen Daten zu den persönlichen Einkommen und den privaten Ausgaben für den Monat Juli bergen nun gleich mehrere Überraschungen: Die geringste ist hierbei, dass die Ausgaben im Juli um 0,8 % äußerst kräftig gegenüber dem Vormonat angestiegen sind (Bloomberg- Umfrage: 0,7 %, DekaBank: 0,6 %). Nachdem bereits am vergangenen Freitag mit der zweiten Veröffentlichung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal bekannt wurde, dass der private Konsum stärker als zunächst vermeldet ausgefallen ist, überrascht das Ausmaß der Revision des Juni aber dennoch: Statt mit -0,7 % sank der Konsum nur um -0,2 % mom und lag damit in der Nähe dessen, was bei der ursprünglichen Veröffentlichung erwartet worden war. In den vergangenen Wochen sprachen wir stets von einer Konsumdelle, wiesen also daraufhin, dass keine dauerhafte Konsumzurückhaltung vorliegt. Mit den heutigen Daten lässt sich allerhöchstens von einem "Konsum-Dellchen" sprechen.

2. Während die Konsumausgaben insgesamt positiv überraschten, ist die Entwicklung der Einkommen kritischer zu sehen. Die persönlichen Einkommen stiegen nur um 0,1 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,5 %). Nach dem schwachen Arbeitsmarktbericht im Juli hätte man bezüglich der Einkommensentwicklung in diesem Monat durchaus vorsichtig sein können. Gleichwohl liegen die Gründe für die schwache Einkommensentwicklung eindeutig nicht an der gesamtwirtschaftlichen Lohn- und Gehaltsentwicklung. Diese stiegen erwartungsgemäß um 0,4 % gegenüber dem Vormonat. Gedämpft haben vor allem die Transferzahlungen, die um knapp 11 Mrd. US-Dollar sanken, sowie die Unternehmereinkommen (-5 Mrd. US-Dollar). Beide Teilstatistiken haben in den vergangenen Monaten vergleichsweise starke Zuwächse generiert.

3. Folgt der Konsumdelle, die es wohl gar nicht gab, nun eine Einkommensdelle? Die Löhne und Gehälter stellen mit Abstand die wichtigste Einkommensquelle dar. Diese haben sich in den vergangenen Monaten, und zwar unabhängig von den einzelnen monatlichen Beschäftigungszuwächsen, äußerst stabil entwickelt. Sicherlich können in einzelnen Monaten auch die anderen Einkommensquellen das Bild prägen. Für die langfristige Entwicklung der Einkommen sind diese Ausschläge aber nicht entscheidend, sodass wir für die Einkommenszuwächse in den kommenden Monaten durchaus optimistisch sind. Problematischer ist allerdings, dass die Sparquote mit 0,6 % wieder einen äußerst niedrigen Wert erreicht hat, sodass die Konsumtätigkeit in den kommenden Monaten voraussichtlich hinter der Einkommensentwicklung zurückbleiben wird. Der private Konsum wird daher im dritten Quartal insgesamt einen ähnlich mäßigen Quartalsanstieg wie im zweiten Quartal aufweisen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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