Kommentar
10:10 Uhr, 08.01.2010

Flexibilität und Timing bestimmen Anlageerfolg in 2010

Die Achterbahnfahrt des DAX im vergangenen Jahr endete nahezu auf dem Niveau des Jahreshöchststands. Die negativen Vorzeichen bis März (DAX -24 Prozent) konnten zum Jahresende ins Plus gewendet werden (+22,7 Prozent). Der MSCI World schaffte am Ende sogar einen Zuwachs von 25 Prozent. Interessanterweise wurden die erfreulichen Schlussergebnisse der Aktienmärkte um das Doppelte von Hochzinsanleihen übertroffen. „High-Yields“ beendeten das Kalenderjahr 2009 mit sage und schreibe 50 Prozent Plus und holten damit den kompletten, seit Beginn der Finanzkrise aufgelaufenen Verlust wieder auf. Ist die Finanzkrise also vorbei? Das Chartbild des „Lipper Global Bond Euro High-Yield Index“ entspricht jedenfalls jener V-Formation, die wir uns für die Gesamtwirtschaft sowie die Aktienmärkte wünschen würden. Viele Indikatoren wie beispielsweise die Kapazitätsauslastung oder auch der Arbeitsmarkt als Spätzykliker sind jedoch noch meilenweit von den Niveaus vor der Finanzkrise entfernt. Auch die US-Notenbank äußert sich zunehmend besorgt über den hartnäckigen Anstieg der Arbeitslosenquote in den USA auf aktuell 10,2 Prozent und sieht hier vorerst keine Erholung. Dennoch will die FED wie geplant im März aus dem 1,25 Billionen Dollar schweren Ankaufprogramm bei hypothekenbesicherten Anleihen aussteigen. An der Nullzinspolitik soll vorerst noch festgehalten werden.

Gezeitenwechsel bei Zinsen?

Nach einem, in der Tendenz, jahrzehntelangen Rückgang der Zinsen seit Mitte der 80er Jahre und einer Beschleunigung dieser Entwicklung in der Krise, als alle Welt die Flucht in Sicherheit suchte und die Renditen auf historische Tiefs drückte, könnte sich in diesem Jahr dennoch ein genereller Gezeitenwechsel bei den Zinsen anbahnen. Aufkommende Inflationsängste und der Druck auf die Zentralbanken, die Liquidität wieder einzusammeln, befördern diese Aussicht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit können im Rentenmarkt maximal die Kupons verdient werden, Kursgewinne scheinen dagegen sehr unwahrscheinlich. Dies gilt auch für Anleihemärkte, die gegenüber deutschen Staatsanleihen einen Risikoaufschlag ausweisen, wie etwa Unternehmens- und Staatsanleihen schlechterer Bonität. In der Grundtendenz gehen wir daher von weiter leicht steigenden Renditen, also fallenden Rentenmärkten, aus. Es werden aber sicher auch Kräfte am Werk sein, die den Investitionsfluss in die Rentenmärkte am Laufen halten. Schließlich wird sich erst zeigen müssen, ob die Wirtschaft nach dem Auslaufen vieler Staats- und Notenbankprogramme tatsächlich auf eigenen Beinen stehen kann. Außerdem sind institutionelle Anleger in langlaufenden, sicheren Anleihen bislang nicht überinvestiert, sodass jeder Renditeanstieg sie zu Neuinvestitionen reizen könnte.

Verschuldungsgrad trübt Attraktivität von Staatsanleihen Die ultimative Frage, die sich daraus ergibt: Wer kann sich derzeit einen Zinsanstieg leisten – Unternehmen, private Haushalte oder Staaten? Letztere am allerwenigsten. Angesichts von Staatsverschuldungen fernab der Maastrichtkriterien würde ein Zinsanstieg zu massiven Haushaltsbelastungen führen. Was passieren kann, wenn der Kapitalbedarf den Appetit der Finanziers überfordert, haben Island und Dubai bereits erlebt. Dabei hatte Island vor dem Staats- und Bankenbankrott „nur“ eine Staatsverschuldung von 110 Prozent des BIP, Griechenland ist mit 130 Prozent des BIP aktuell wesentlich höher verschuldet. Und ein global wirklich systemrelevantes Land wie Japan liegt bereits bei einer Verschuldung von rund 185 Prozent. Allerdings steckt in der Quote von Japan bereits die Bankensanierung der letzten 20 Jahre – Island steht die Sanierung noch bevor. Hohe Schulden, gepaart mit Zinsanstieg und steigendem Risikobewusstsein in Bezug auf Staatsanleihen könnten daher weltweites Ungemach bedeuten. Bleiben die Zinsen dagegen bei rund null Prozent, ist beinahe jeder Verschuldungsgrad beliebig lange bedienbar.

Defensive Positionierung vorerst beibehalten Es ist daher angeraten, die Durchschnittlaufzeiten eher bei zwei bis vier Jahren anzusiedeln und auf hohe Qualität in der Bonität der Schuldner zu setzen. Flexible Strategien und inflationsindexierte Anleihen sollten als Beimischung dienen. GECAM setzt aktuell auf Rentenfonds mit vorwiegend deutschen Staatsanleihen kurzer Duration sowie auf defensive Wandelanleihefonds. Auch auf der Aktienseite halten wir an unserer Qualitätsstrategie fest: vorwiegend europäische Value-Fonds, Euroland-ETFs und etwas Emerging-Markets bei insgesamt immer noch leicht unterdurchschnittlichen Aktienquoten. Für den unwahrscheinlichen Fall der Hyperinflation halten wir eine geringe, rund vierprozentige Goldaktienquote.

Quelle: GECAM;

Als unabhängiger Finanzdienstleister hat sich die GECAM AG auf das Investmentgeschäft spezialisiert. Das Unternehmen bündelt die fünf für das Investmentgeschäft essenziellen Bausteine Investmentdach, Vermögensverwaltung, Produkte, Partner-Portal und Dienstleistungskonzept in einem Haus. GECAM verwaltet in ihren vier Dachfonds aktuell ein Gesamtnettovermögen von 150 Millionen Euro.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen