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13:49 Uhr, 19.09.2006

Finanzwerte fundamental attraktiv

Interview mit Frank Bock, Fondsmanager des KE European Opportunities Fund (ISIN Anteilsklasse P LU0242173457, ISIN Anteilsklasse I LU0242174695), über die Aktienmärkte und seine Strategie. Der Absolute Return Fonds von Kepler wurde am 13.02.2006 aufgelegt und hat seitdem um 2,40 % zugelegt (Stand: 01.08.2006)

Fonds-Reporter.de: Herr Bock, beschreiben Sie unseren Lesern kurz die Anlagestrategie des KE European Opportunities Fund.

Frank Bock: Der KE European Opportunities Fund richtet seinen Fokus auf die fundamentale Aktienauswahl basierend auf unser erfolgreiches Cash Flow Rendite - Bewertungs Modell. Hierbei kommt ein aktiver Bottom-up Investmentansatz mit einem systematischem mehrstufigen Aktienauswahlprozess zur Anwendung. Es wird bewußt kein Index Tracking angewandt, da absolut positive Ertrräge erwirtschaft werden sollen.

Fonds-Reporter.de: Welches Ziel verfolgt der KE European Opportunities Fund?

Frank Bock: Anlageziel des KE European Opportunities Fund ist es, durch eine aktive Anlagepolitik die mittel- bis langfristig hervorragenden Ertragsaussichten europäischer Unternehmen zu nutzen. Dabei erfolgt die Einzeltitelauswahl der Aktien nach dem erfolgreichen Cash flow Rendite (CFIRR) Bewertungsmodell. Durch den systematischen und sehr disziplinierten Investmentansatz wird von vornherein nur in die attraktivsten europäischen Unternehmen investiert. Die Datenbank enthält über 5.000 Unternehmen, die im ersten Auswahlschritt durch quantitative Filterprozesse ausgewertet werden. Ziel ist es, Unternehmen zu finden, die sich durch eine Steigerung der Kernrentabilität bei gleichzeitiger Unterbewertung zum fairen Wert auszeichnen. Im zweiten Schritt werden diese Unternehmen zusätzlich qualitativ analysiert und mittels einer rigorosen Szenarioanalyse durchleuchtet. Die Aktien die diesen Qualitätstest überstehen werden in den Fonds gekauft. Dabei sollten diese Qualitätstitel mittelfristig überdurchschnittliche Performancechancen bei reduziertem Rückschlagspotential haben. Neben der systematischen Aktienauswahl, gibt es eine klare Verkaufsdisziplin. Zusätzlich sollte die Steuerung der Aktien- und Kassenquote des Fonds für einen begrenzten Wertverlust des Fonds in schwachen Marktphasen sorgen.

Fonds-Reporter.de: Mit mehr als 27 % ist Ihr Portfolio zur Zeit in der Finanzbranche übergewichtet. Worauf basiert diese Strategie?

Frank Bock: Derzeit notieren viele europäische Bank- und Versicherungsaktien mit starkem Abschlag zum fairen Wert, so dass sich fundamental attraktive Anlagemöglichkeiten ergeben. Banken haben ausserdem ein stabiles Geschäftsmodell, das in das gesamtwirtschaftliche Wachstum eingebettet ist und über den Zyklus entsprechend wachsen sollte.

Fonds-Reporter.de: Die europäischen Aktienmärkte haben sich von den Kursverlusten im Frühjahr wieder deutlich erholt. Der Dax ist sogar wieder auf dem Weg zur 6.000-Punkte-Marke. Bei den Privatanlegern ist jedoch nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung auszumachen. Ist dies begründet oder werden die Privatanleger wieder auf dem falschen Fuß erwischt?

Frank Bock: Leider verhalten sich Privatanleger oftmals zu prozyklisch, deshalb empfehle ich Privatanlegern in gute Aktienfonds zu investieren und dies mit einem mittel- bis langfristigen Zeithorizont. Timing fällt selbst den Profis schwer, aber auf langer Sicht sind Aktien die interessanteste und rentabelste Anlagekategorie. Deshalb empfehle ich Privatanlegern meinen europäischen Aktienfonds (KE European Opportunities Fund) in dem auch ich einen Grossteil meines Geldes investiert habe.

Fonds-Reporter.de: Die Berichtsaison zum zweiten Quartal verlief überwiegend positiv, aber nicht mehr ganz so stark wie im ersten Quartal. Müssen wir uns jetzt wieder auf ein schwächeres Gewinnwachstum bei den europäischen Unternehmen einstellen?

Frank Bock: Die Unternehmensgewinne in Europa sind fast durchweg besser ausgefallen als Analysten erwarteten. So übertrafen im zweiten Quartal 77 Prozent der 48 Unternehmen des Stoxx 50, die ihre Ergebnisse bislang veröffentlicht haben, die Erwartungen. Dies ist eines der besten zweiten Quartale seit 2003. Zwar könnte es in einigen Branchen zu einem schwächeren Gewinnwachstum kommen, allerdings sollte die deutliche Konjunkturbelebung im Euro-Raum mögliche negative Auswirkungen einer Abschwächung der US Konjunktur ausgleichen. So hat die Europäische Kommission die Schätzung für das Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr auf 2,5 Prozent erhöht. Dies ist der höchste Anstieg seit dem Jahr 2000.

Fonds-Reporter.de: Aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland im Jahr 2007 wird für das kommende Jahr mit einem rückläufigen Konsum der Verbraucher, insbesondere bei Großinvestitionen gerechnet. Inwiefern berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Portfolio-Zusammenstellung?

Frank Bock: Die geplante Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland ist mit Sicherheit ein grosser politischer Fehler. Nichtsdestotrotz halten sich die Auswirkungen auf unsere Portfolio-Zusammenstellung in Grenzen, da Konsumwerte nur ein kleiner Bestandteil in unserer europaweiten Anlagestrategie sind. Die Mehrwertsteuererhöhung dürfte das erwartete europäische Wachstum etwas abschwächen, allerdings sind die Auswirkungen auch nicht zu dramatisieren.

Fonds-Reporter.de: Aufgrund der geopolitischen Lage ist der Ölpreis im langfristigen Vergleich nach wie vor auf einem hohen Niveau. Welche Gefahren sehen Sie diesbezüglich für die Weltwirtschaft?

Frank Bock: Wie Sie richtig sagen, verharrt der Ölpreis auf grund von geopolitischen Situationen auf sehr hohem Niveau. Leider liegt ein Grossteil der weltweiten Ölreserven in politisch unstabilen Regionen. Nichtsdestotrotz, ist ein Teil des derzeitig hohen Ölpreises eher verursacht durch Spekulationen von Finanzinvestoren als durch eine Unterversorgung der Märkte mit Öl. Sollte es zu einer deutlichen Abschwächung der US Konjunktur kommen, könnte es durch die geringere Nachfrage zu einem wesentlich niedrigeren Ölpreis kommen.

Fonds-Reporter.de: Geopolitische Krisen wie der jüngste Konflikt im Libanon beeinflussen die weltweiten Kapitalmärkte immer wieder. Welchen Einfluss hat dies auf Ihre Anlageentscheidungen?

Frank Bock: In den vergangenen Jahren hat man immer wieder feststellen müssen, das „politische“ Börsen nicht von langer Dauer sind und nur kurzfristig einen Schatten auf die Märkte werfen. Wir legen deshalb bei unserer Anlagestrategie ein Hauptaugenmerk auf die richtige Aktienauswahl.

Fonds-Reporter.de: Im Dezember 2005 hat die EZB die Zinswende eingeleitet und den Leitzins seither von 2,00 % auf 3,00 % erhöht. Am Markt wird mit weiteren Zinsschritten gerechnet. Steigende Zinsen bieten kein optimales Umfeld für Aktien. Was spricht derzeit für ein Engagement in Dividendenpapiere?

Frank Bock: Zwar rechnen auch wir mit weiterhin leicht steigenden Zinsen in Europa. Man muss dies aber vor dem Hintergrund betrachten, dass das derzeitige Zinsniveau historisch betrachtet sehr niedrig ist. Deswegen bieten Dividendenpapiere auf grund der hohen Dividendenrendite von zur Zeit 3,24 Prozent einen ganz klaren Vorteil gegenüber Anleihen. So rentierte die deutsche Benchmark-Anleihe mit einer Verzinsung von 4 Prozent und der Fälligkeit 2016 in der vergangenen Woche nur mit 3,78%. Die Renditen am Aktienmarkt sind absolut gesehen wesentlich attraktiver als die anderer Anlagemöglichkeiten. Weitere Dividendenerhöhungen der Unternehmen begünstigen zusätzlich die Anlage in Aktien.

Fonds-Reporter.de: Vielen Dank für das Gespräch!

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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