Kommentar
18:05 Uhr, 05.04.2013

Finanzkrise im Überblick: Japan wirft die Druckerpresse an!

Osterwochenende, 29. März bis 1. April:

Frankreich hat 2012 mit einem Haushaltsdefizit von 4,8 Prozent des BIP das Ziel einer Neuverschuldung von maximal 4,5 Prozent verfehlt +++ Die Staatsverschuldung ist auf einen Rekordwert von 1,834 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einer Schuldenquote von 90,2 Prozent des BIP.

Luxemburgs Finanzminister Luc Frieden warnt davor, Großanleger generell bei der Sanierung von Banken zur Kasse zu bitten. "Das führt dazu, dass Investoren ihr Geld außerhalb der Euro-Zone anlegen", sagte er dem

Angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung hat Spanien die EU gebeten, das Defizitziel für 2013 zu lockern. Anstatt 4,5 Prozent pocht die Regierung nun auf eine Neuverschuldung von 6,0 Prozent, wie die Zeitung "El Pais" berichtet.

Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot hat die Äußerungen von Eurogruppenchef Dijsselbloem, wonach eine Beteiligung von Sparern wie in Zypern als Modell für weitere Hilfsprogramme dienen könnte, verteidigt. "Diese Herangehensweise wird Bestandteil einer europäischen Abwicklungspolitik", sagte Knot. Entsprechende Überlegungen, lägen in Europa schon seit längerem auf dem Tisch.

Bundesfinanzminister Schäuble: Zypern-Rettungspaket kein Vorbild für andere Euro-Länder. "Zypern ist und bleibt ein spezieller Einzelfall", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Zypern: Kunden der Bank of Cyprus mit Spareinlagen von mehr als 100.000 müssen sich auf Verluste von rund 60 Prozent einstellen. Bislang war nur von 30 bis 40 Prozent die Rede. Für 37,5 Prozent der Einlagen sollen die Anleger Aktien erhalten. 22,5 Prozent der Einlagen sollen komplett verloren sein.

Kreise: Spanien wird die BIP-Prognose für 2013 voraussichtlich auf -1,0 Prozent (bisher -0,5 Prozent) senken.

Kreise: Spanien rechnet für das laufende Jahr mittlerweile mit einem Haushaltsdefizit von 6 Prozent (bisher 4,5 Prozent).

Dienstag, 2. April:

Die griechische Notenbank will den Banken des Landes mehr Zeit für die Rekapitalisierung geben. Die Frist werde möglicherweise bis Ende Mai verlängert, so Notenbankchef Provopoulos.

Kreise: Spanien verhandelt mit der EU-Kommission über die Frist zur Einhaltung der Defizitgrenze von 3 Prozent. Derzeit soll die im Euro-Stabilitätspakt vorgeschriebene Schwelle 2014 unterschritten werden. Das ist aber voraussichtlich nicht erreichbar +++ EU-Kommission dementiert, dass es Gespräche gibt.

Angst vor einer Staatspleite: Rendite von argentinischen Staatsanleihen steigt am Dienstag auf den höchsten Wert seit drei Jahren. Hintergrund ist der Rechtsstreit mit aggressiven Hedgefonds.

Zypern erhält zwei Jahre Aufschub bei der Haushaltssanierung. Der Inselstaat muss nun erst 2018 einen Primärüberschuss von 4 Prozent erzielen, statt wie bisher vorgesehen 2016.

Italien: Pier Luigi Bersani, Parteichef der sozialdemokratischen Partito Democratico, ist weiterhin nicht zu einer großen Koalition mit Silvio Berlusconi bereit.

EZB-Direktoriumsmitglied Coeure warnt vor einer bewussten Abwertungspolitik: "Es wäre ein Grund zur Sorge, wenn Staaten einen Abwertungswettlauf anstreben, besonders dann, wenn sie den Kauf großer ausländische Vermögenswerte planen."

EZB-Direktoriumsmitglied Coeure: Entwickelt sich der Wechselkurs in eine gewisse Richtung, könnte die EZB zu einer Intervention gezwungen sein.

Lockerung der Kapitalkontrollen in Zypern: Ab heute sind Überweisungen für geschäftliche Zwecke bis zu 25.000 pro Tag und Konto erlaubt (bisher 5.000). Der Maximalbetrag für Schecks liegt nun bei 9.000.

Atlanta Fed President Dennis Lockhart ist zuversichtlich, dass die Fed im Besitz der nötigen Werkzeuge für einen Exit aus den Stimulusmaßnahmen ist. QE könnte aber noch bis 2014 benötigt werden, um das Jobwachstum anzutreiben.

Spanien: Laut Finanzminister Cristobal Montoro ist 2013 das letzte Jahr der Krise.

Mittwoch, 3. April:

Slowenien: Zentralbankchef Bostjan Jazbec ist überzeugt, dass das Land seine Probleme ohne fremde Hilfe lösen kann. Die ergriffenen Maßnahmen stellen sicher, "dass wir nicht um Hilfe bitten müssen", sagte er einer Agenturmeldung zufolge.

Nach Ansicht von FOMC-Mitglied Dennis Lockhart könnte die Fed ihre Bond-Käufe noch in diesem Jahr zurückfahren, sollte sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter verbessern.

Die Troika geht davon aus, dass die Wirtschaft in Zypern in diesem Jahr um 8 Prozent und im kommenden Jahr um 3 Prozent schrumpfen wird. 2015 und 2016 soll das BIP wieder um je 1 Prozent zulegen.

Zypern: Nach Ansicht des IWF sind zusätzliche Maßnahmen notwendig, damit das Ziel eines Primärüberschusses von 4 Prozent des BIP in 2018 erreicht wird.

Der IWF will sich mit bis zu 1 Milliarde Euro am Rettungspaket für Zypern beteiligen. Der Fonds stellt das Geld für eine Dauer von drei Jahren bereit.

Zyperns Finanzminister: Zypern wird alle Bedingungen des Rettungspakets vollumfänglich umsetzen.

Italien: Nach Ansicht von Beppe Grillo, Parteichef der Fünf-Sterne-Bewegung, besteht noch die Chance auf eine Einigung mit Bersani.

Paul Krugman: Die Verschuldung der USA ist weitaus weniger dramatisch als es den Anschein hat, da das Kapitaleinkommen von Auslandsinvestments größer ist als die gegenwärtigen Zinszahlungen. Zudem würden Schulden aufgrund eines angewachsenen Schattenbankensystems nicht nur einmal, sondern oft mehrmals gezählt. Die reale Schuldenlast sei deshalb niedriger.

Portugal: Ministerpräsident Pedro Coelho hat einen Misstrauensantrag der Opposition überstanden. Das Parlament hat eine Ablösung der Mehrheitsregierung mit 131 zu 97 Stimmen zurückgewiesen.

John Williams, Chef der Fed von San Francisco: Die Fed könnte bereits diesen Sommer damit beginnen, ihr monatliches Anleihekaufprogram im Volumen von 85 Milliarden Dollar zurückzufahren.

James Bullard, Chef der Fed von St. Louis: Bei nachlassender Inflation und neu aufkommenden wirtschaftlichen Schwächen ist die Ausweitung der Bond-Käufe ein mögliches Szenario. Wenn die Erwartungen für die weitere Entwicklung positiv sind, könnte die Fed QE aber auch schon vor einer substanziellen Verbesserung einstellen.

Donnerstag, 4. April:

Die Bank of Japan (BoJ) hat ihre Geldpolitik massiv gelockert. Künftig sollen auch längerlaufende Staatsanleihen aufgekauft werden. Pro Monat will die BoJ künftig Anleihen für 7 Billionen Yen (umgerechnet rund 58 Milliarden Euro) kaufen. Bisher waren es 3,8 Billionen Yen. Der Bestand an Staatsanleihen soll sich jährlich um 50 Billionen Yen erhöhen und sich innerhalb von zwei Jahren verdoppeln. Ende 2013 soll er bei 140 Billionen Yen, Ende 2014 bei 190 Billionen Yen liegen. Der Kauf von ETFs und Immobilienfonds wird auf 1 Billion Yen bzw. 30 Milliarden Yen ausgeweitet. Mit diesen Maßnahmen will die BoJ ihr Inflationsziel von 2 Prozent in zwei Jahren erreichen.

Bank of Japan (BoJ) setzt "Banknotenregel" zeitweise aus. Nach dieser Regel darf der Bestand an Staatsanleihen das Volumen der umlaufenden Banknoten nicht übersteigen.

Japan: Notenbankpräsident Haruhiko Kuroda schließt eine weitere geldpolitische Lockerung nicht aus, falls dies nötig werden sollte.

FAZ: Die Zweifel an Sloweniens Selbstheilungskräften wachsen. Es wird erwartet, dass das Land bald internationale Hilfe benötigt.

Griechenlands Ministerpräsident Samaras: 2013 soll das letzte Jahr der Rezession werden.

Finnlands Europaminister Alexander Stubb ist zuversichtlich, dass Slowenien nicht das nächste Zypern wird.

Zypern: Nach Angaben von Regierungssprecher Stylianides stellt ein Euro-Austritt des Landes keine Option dar.

EZB-Präsident Draghi betont einmal mehr, dass die Notenbank alles zum Erhalt der Eurozone tun werde. "Es gibt keinen Plan B".

EZB-Präsident Draghi: Zypern ist keine Blaupause und auch kein Wendepunkt in der Euro-Politik.

EZB-Präsident Draghi sieht die Konjunktur im Euroraum skeptischer. Zwar sei nach wie vor mit einer Erholung im zweiten Halbjahr zu rechnen, diese Annahme sei aber mit Risiken verbunden. Draghi signalisierte die Bereitschaft der EZB, notfalls zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, ohne jedoch konkrete Hinweise zu geben, wie mögliche Maßnahmen aussehen könnten.

EZB-Präsident Draghi fordert einen Rahmen für die Abwicklung und Rekapitalisierung von Banken.

Nach Ansicht des spanischen Premierministers Rajoy benötigt die Wirtschaft neue Wachstumsprogramme, nicht Sparmaßnahmen.

UniCredit-Chef Federico Ghizzoni: Haircuts bei Einlagen sind zu begrüßen, wenn sie Teil einer europaübergreifenden Lösung sind. Eine unterschiedliche Behandlung von Ländern innerhalb der Eurozone ist jedoch nicht zu akzeptieren.

Der französische Finanzminister Pierre Moscovici erwartet, dass die Wirtschaft in Frankreich noch in diesem Jahr wieder anfängt zu wachsen. Im Jahr 2014 soll das Wachstum dann bei 1,2 Prozent und 2015 sogar bei 2 Prozent liegen.

Freitag, 5. April:

Japan: Finanzminister Aso ist skeptisch, ob die BoJ das Inflationsziel von 2 Prozent tatsächlich erreicht. Seiner Ansicht nach ist das Problem der japanischen Wirtschaft vor allem die fehlende Nachfrage.

ARD-Deutschlandtrend: Drei Viertel der Bundesbürger gehen davon aus, dass das Schlimmste in der Euro- und Schuldenkrise erst noch kommt.

Die Zwangsabgabe auf Bankeinlagen in Zypern hat das Vertrauen der Deutschen in die Sicherheit ihrer Vermögen deutlich geschmälert. Wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des "Handelsblatts" zeigt, hält weniger als ein Drittel der Deutschen das Sparbuch noch für eine sichere Geldanlage.

Nach der Zwangsabgabe auf Bankguthaben über 100.000 droht Zypern nun eine Klagewelle ausländischer Investoren. "Bei der Rettung Zyperns hat Brüssel offenbar das internationale Investitionsschutzrecht, das ausländische Investoren vor Enteignungen schützt, nicht wirklich in die Überlegungen miteinbezogen", sagte Jan Schäfer, Partner bei der Anwaltssozietät King & Spalding dem "Handelsblatt".

Frankreich: Finanzminister Moscovici bittet um mehr Geduld beim Abbau des Haushaltsdefizits. Zusätzliche Sparmaßnahmen würden die Konjunktur weiter belasten, sagte er.

Zypern: Die Regierung rechnet mit einem Einbruch der Wirtschaft in diesem Jahr um bis zu 13 Prozent.

EZB-Direktoriumsmitglied Coeure spricht sich für Euro-Bonds aus. Gemeinsame Schulden seien ein erstrebenswertes Ziel, sagte er in Paris. Voraussetzung sei allerdings eine stärkere Kontrolle der nationalen Haushalte.

Die Target2-Forderungen der Bundesbank sind im März auf 588,7 Milliarden Euro (Februar: 612,6 Milliarden Euro) gesunken.

Bafin-Chefin Elke König fordert ein auf europäischer Ebene einheitliches Abwicklungssystem für Banken. "Unser Ziel muss es sein, dass wir auch größere Institute sinnvoll abwickeln können, wenn sie in Schieflage geraten", sagte sie zu "Spiegel Online".

EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch fordert einen einheitlichen Abwicklungsmechanismus für Finanzinstitute in Europa.

George Soros: Was Japan betreibt, ist sehr gefährlich, weil in den letzten 25 Jahren Defizite angehäuft wurden, ohne dass die Wirtschaft angesprungen ist. Wenn Japan erfolgreich eine Inflation initiiert, kann sie unter Umständen nicht mehr gestoppt werden. Der Yen könnte lawinenartig einbrechen.

Verfolgen Sie alle Entwicklungen zur Schuldenkrise und viele andere Nachrichten von den Finanzmärkten live, kompakt und umfassend auf dem Echtzeitnachrichtenportal [Link "www.jandaya.de" auf www.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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