Kommentar
20:11 Uhr, 23.08.2013

Finanzkrise im Überblick: Griechenland wieder im Fokus!

Wochenende, 17./18. August:

Bundeskanzlerin Merkel sieht keinen weiteren Schuldenschnitt in Griechenland. "So ein Schritt könnte eine Verunsicherung in anderen Teilen Europas auslösen", sagte sie der "FAZ".

Die Grünen bezweifeln die Absage von Bundeskanzlerin Merkel zu neuem Schuldenschnitt in Griechenland. "Die von Frau Merkel zu verantwortende Politik gegenüber Griechenland wird nahezu zwangsläufig in einen neuen Schuldenschnitt münden", so Spitzenkandidat Jürgen Trittin.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück warnt vor einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland. "Die Folge wäre, dass es eine sehr starke Zurückhaltung geben würde, überhaupt noch in Staatsanleihen zu investieren", sagte er im RBB-Inforadio.

Griechenland will Zwangsversteigerungen von Eigenheimen erleichtern und Beschränkungen streichen. Damit will die Regierung den Banken helfen, ihre faulen Kredite abzubauen.

Montag, 19. August:

Moody's warnt die Niederlande vor einem Verlust der Top-Bonität. Die gesenkte BIP-Prognose durch das niederländische Planungsamt (CPB) und das schwache Verbrauchervertrauen seien "credit negative", so die Ratingagentur.

Spanien: Nach Angaben der spanischen Notenbank ist das Volumen der faulen Kredite im Juni auf ein Rekordhoch von 176,4 Milliarden Euro gestiegen. Das sind 11,6 Prozent aller ausgereichten Kredite.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz will die Sparauflagen für Griechenland lockern. "Wenn es der Konsolidierung des Haushalts dient, sollten wir Griechenland für die Tilgung mehr Zeit geben und die Zinsen für bestehende Kredite senken", sagte er der "Zeit".

Die Bundesbank warnt davor, die Defizitregeln in der Eurozone zu lasch auszulegen. "Werden die Regeln zu stark durch Ausnahmen und Entscheidungsspielräume flexibilisiert, droht die Disziplinierungswirkung der Regeln verloren zu gehen", heißt es im Monatsbericht.

Dienstag, 20. August:

Die finanzielle Schieflage der Kommunen in Deutschland hat sich dramatisch verschärft. Von 2007 bis 2011 ist der Schuldenberg der Städte und Gemeinden laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung von 111 Milliarden Euro auf 130 Milliarden Euro gewachsen.

Griechenland: Ministerpräsident Samaras hat seinen Ministerrat aufgerufen, die Reformen zu beschleunigen. Es müssten alle Auflagen erfüllt werden, bevor im September die neue Kontrolle der internationalen Geldgeber beginnt.

Nach Ansicht von Bundesfinanzminister Schäuble wird Griechenland nach 2014 ein drittes Hilfspaket benötigen. Einen Schuldenschnitt schließt er aber weiter aus.

Die Verschuldung Griechenlands ist per Ende Juni auf 321,4 Milliarden Euro gestiegen nach 309,4 Milliarden Euro per Ende März.

Mittwoch, 21. August:

Das von Bundesfinanzminister Schäuble angekündigte dritte Hilfsprogramm für Griechenland soll nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" zumindest teilweise über den EU-Haushalt finanziert werden. Es werde darüber diskutiert, der Regierung in Athen zusätzliche Mittel aus den EU-Strukturfonds zur Verfügung zu stellen, heißt es.

Das dritte Hilfsprogramm für Griechenland wird vom Umfang her deutlich kleiner ausfallen als die beiden ersten, wie die "SZ" aus Regierungskreisen erfuhr. "Auch werden die Reformauflagen weit weniger streng sein, weil Griechenland ja einen erheblichen Teil der nötigen Veränderungen bereits eingeleitet hat", heißt es.

Opposition macht Griechenland zum Wahlkampf-Thema. SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte Kanzlerin Merkel (CDU) auf, anstehende weitere Hilfen vor der Bundestagswahl konkret zu benennen. "Frau Merkel muss den Deutschen endlich reinen Wein einschenken - und zwar vor der Wahl", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

BoJ-Chef Kuroda: Sollte sich die Konjunktur abschwächen, werde die Bank of Japan nicht zögern, ihre bereits hochexpansive Geldpolitik weiter zu lockern.

Bundesbank-Chef Weidmann warnt vor den Folgen eines Euro-Austritts. Wegen der eng verflochtenen Volkswirtschaften im Euroraum würde Deutschland schwere Nachteile erleiden, sagte er dem Magazin "Capital".

Nach Bundesfinanzminister Schäuble schließt auch EU-Kommissar Olli Rehn ein drittes Hilfspaket für Griechenland nicht mehr aus. Im Herbst werde über eine mögliche Fortsetzung des Rettungspakets entschieden, sagte er der finnischen Tageszeitung "Helsingin Sanomat" zufolge.

Moody's hat den Ausblick für die Bonitätseinstufung der US-Bundesstaaten von "negativ" auf "stabil" angehoben. Die finanzielle Situation sei nicht mehr so besorgniserregend wie in den letzten fünf Jahren.

Die Schäuble-Aussagen über ein mögliches drittes Hilfspaket sorgt in Griechenland für Schlagzeilen: "Sie sind gescheitert und wollen uns wieder retten - Schäuble droht uns mit neuer Hilfe", schreibt die linksgerichtete Zeitung "Efimarida ton Syntakton". "Fesseln mit neuem Kredit und neuem Sparprogramm", titelt das "Avgi", das Parteiblatt der Oppositionspartei Syriza.

Bundesregierung: Ein drittes Hilfspaket für Griechenland ist derzeit kein Thema.

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Athen muss die begonnenen Reformen fortführen +++ Für ein drittes Hilfspaket gibt es keine Gespräche.

BoE-Ratsmitglied Martin Weale kann sich durchaus Szenarien vorstellen, in welchen mehr QE benötigt werden könnte.

Die Mitglieder des Fed-Offenmarktausschusses sind sich nicht einig. Es ist weiterhin offen, wann die US-Notenbank damit beginnen wird, ihre Anleihekäufe zurückzufahren. Einige Analysten gehen davon aus, dass es schon im September so weit sein wird.

Donnerstag, 22. August:

Nach Ansicht des CDU-Politikers Wolfgang Bosbach führt kein Weg an einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone vorbei. "Dem Land fehlt die Wirtschaftskraft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit, um sich aus eigener Kraft an den Märkten zu behaupten", sagte er der "Nordwest-Zeitung".

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach kritisiert mit Blick auf Griechenland, "dass wir nur mehr Zeit kaufen und die Probleme nicht grundlegend lösen". "Überschuldung kann man nicht durch noch mehr Schulden lösen", sagte er der "Nordwest-Zeitung".

Europa wird Griechenland mit einem weiteren Hilfspaket unterstützen müssen, wenn das aktuelle Paket Ende 2014 ausläuft, wie Eurogruppenchef Dijsselbloem gegenüber der niederländischen Presse sagte.

Bundeskanzlerin Merkel lehnt Eurobonds weiterhin ab. Es dürfe "keine Vergemeinschaftung der Schulden" der Euroländer geben.

Freitag, 23. August:

Deutschland: Der Bund verringerte sich sein Finanzierungsdefizit im ersten Halbjahr um knapp 6 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr auf -2,2 Milliarden Euro. Die Länder erzielten einen Überschuss von 1,2 Milliarden Euro. (VJ: -30 Millionen Euro). Der Überschuss bei den Gemeinden erhöhte sich um 1 Milliarden Euro auf rund 5,3 Milliarden Euro. Der Überschuss der Sozialversicherung belief sich auf 4,3 Milliarden Euro.

Handelsblatt: Bundesfinanzminister Schäuble geht davon aus, dass es bei einem neuen Rettungspaket für Griechenland um eine deutlich niedrigere Summe geht als bisher.

Handelsblatt: Nach den Worten von Bundesfinanzminister Schäuble ist noch nicht entschieden, woher das Geld für ein neues Hilfspaket für Griechenland stammen soll.

William White, ehemaliger Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), hat davor gewarnt, dass die aktuell ultra-lockere Geldpolitik womöglich die Grundlage für die nächste große Finanzkrise legt. "Jetzt sind die Risiken womöglich noch größer als damals", sagte er der "Börsen-Zeitung". Die Regierungen müssten jetzt endlich die Probleme lösen und die Geldpolitik entlasten.

William White, ehemaliger Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), hält es für möglich, dass neben Griechenland auch Irland und Portugal Schuldenerleichterungen brauchen. Die Eurozone sei "ganz sicher noch nicht über den Berg", sagte er der "Börsen-Zeitung.

Die Bank of England ist nach den Worten von Vize-Präsident Charles Bean bereit, die Anleihekäufe neu zu starten, wenn nötig.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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