Kommentar
17:31 Uhr, 30.08.2013

Finanzkrise im Überblick: Griechenland - Schuldenschnitt heiß diskutiert!

Wochenende, 24./25. August:

IWF-Chefin Christine Lagarde: Zentralbanken in Europa, den USA und Japan müssen sich beim Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik nicht beeilen. "Jedoch sollten die Notenbanken zusammenarbeiten, um schädliche Auswirkungen beim Zurückfahren der Geldflut zu minimieren."

Griechenland: Bei dem sich abzeichnenden dritten Hilfspaket dürfte es sich nach den Worten von EU-Energiekommissar Günther Oettinger um einen kleinen zweistelligen Milliardenbetrag handeln. "Es werde eine überschaubare Summe und wesentlich kleiner sein als das zweite Hilfspaket", so Oettinger zur "Welt am Sonntag".

Griechenland: EZB-Direktor Jörg Asmussen hält einen primären Haushaltsüberschuss im Jahr 2013 für möglich. "Dazu muss das Land aber an seinen Reformbemühungen festhalten", so Asmussen zur Zeitung "To Vima". "Die volle Rückkehr an die Kapitalmärkte wird aber schwer werden."

Die griechische Regierung schätzt den zusätzlichen Finanzbedarf in den kommenden Jahren auf rund 10 Milliarden Euro und hofft auf Unterstützung ohne neue Bedingungen. "Wenn Griechenland neue Hilfen braucht, werden es etwa 10 Milliarden Euro sein", so Finanzminister Jannis Stournaras zur Zeitung "Proto Thema".

Die Leitzinsen in der Euro-Zone werden nach Einschätzung von Bundesbank-Chef Jens Weidmann nicht auf Jahre niedrig bleiben. "Zwar werden die Auswirkungen der Schuldenkrise den Währungsraum noch etliche Jahre beschäftigen. Der konjunkturelle Impuls der ultralockeren Geldpolitik nimmt mit ihrer Dauer aber ab und die Risiken für die Finanzstabilität zu", so Weidmann gegenüber dem "Handelsblatt".

Montag, 26. August:

Griechenland: Bundesbank-Chef Weidmann lehnt einen neuen Schuldenschnitt kategorisch ab. "Ein Schuldenerlass, der nur dazu führt, dass wir in fünf Jahren wieder vor der gleichen Situation stehen, wäre kontraproduktiv", sagte er dem "Handelsblatt". Die Krise könne nur durch Reformen in Griechenland selbst überwunden werden: "Neue Hilfen allein schaffen keine wettbewerbsfähigen Unternehmen und dauerhaft solide Staatsfinanzen."

SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück will Bundeskanzlerin Merkel beim TV-Duell zu einer klaren Aussage über ein mögliches drittes Rettungspaket für Griechenland zwingen, wie er im Interview mit der "Südwest Presse" sagte.

Griechenland: Ein Verzicht der öffentlichen Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen werde "wohl unvermeidbar sein", sagte Jürgen Stark, ehemaliger Chefvolkswirt der EZB, der "Welt am Sonntag".

Griechenland: EU-Kommissar Günther Oettinger sagte im "Welt"-Interview, ein zweiter Schuldenschnitt sei "auf absehbare Zeit kein Thema, man kann ihn aber nicht für alle Zeiten ausschließen".

Bundesbank-Chef Weidmann hat sich dafür ausgesprochen, dass Banken Staatsanleihen künftig angemessen mit Eigenkapital unterlegen müssen. Zudem sollten sie nur bis zu einer bestimmten Höhe Kredite an einzelne staatliche Schuldner vergeben dürfen.

Nach Ansicht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind die Finanzmärkte fünf Jahre nach der Lehman-Pleite besser gegen Krisen abgesichert als damals.

Griechenland: Die Regierung plant den Abbau von 12.500 Stellen im öffentlichen Dienst.

Dienstag, 27. August:

Nach Einschätzung der SPD ist die Finanzlücke Griechenlands größer als bislang angenommen. "Zu den knapp 11 Milliarden Euro bis 2015 kommt für den Zeitraum 2015 bis 2020 ein weiterer hoher zweistelliger Milliardenbetrag", sagte der haushaltspolitische Sprecher Carsten Schneider der "Bild"-Zeitung.

Zur Sanierung der griechischen Finanzen fordert der BDI den Verkauf von Staatsvermögen. "In Griechenland soll es staatliches Vermögen von mehreren hundert Milliarden Euro geben", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo der "WAZ".

Bundeskanzlerin Merkel: Griechenland hätte nicht in die Eurozone aufgenommen werden sollen.

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Zinssätze werden noch für lange Zeit auf, bzw. unter dem gegenwärtigen Niveau liegen.

Mittwoch, 28. August:

Irland und Griechenland arbeiten daran, ihre Verbindlichkeiten mithilfe eines Tricks und ohne offiziellen Schuldenschnitt abzubauen. Sie wollen einen Teil der Notkredite nachträglich zur direkten Bankenhilfe umdeklarieren, wie die "SZ" berichtet. Damit verschwänden die Beträge aus der offiziellen Verschuldungsrechnung.

Die deutsche Staatsverschuldung gemessen an der Wirtschaftsleistung soll von derzeit über 80 Prozent auf 68,5 Prozent im Jahr 2017 sinken. Das geht nach Informationen der "SZ" aus einem Bericht zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage hervor, den das Bundeskabinett am heutigen Mittwoch verabschieden will.

Nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble könnte Griechenland weitere Hilfen in Höhe von 11 Milliarden Euro benötigen. Diese Größenordnung sei "nicht völlig unrealistisch", sagte er der "Passauer Neuen Presse".

BoE-Chef Carney: Werden die Geldpolitik wenn nötig weiter lockern. Solange es kein "echtes Wachstum" gibt, werden die Zinsen nicht angehoben. Der Leitzins wird auch nicht automatisch erhöht sobald die Arbeitslosenquote die Zielmarke erreicht hat.

Donnerstag, 29. August:

In Brüssel kursieren Schätzungen über den Umfang des neuen Griechenland-Pakets. Athen werde bis Ende 2016 noch einmal bis zu 15 Milliarden Euro benötigen, so EU-Diplomaten laut "Handelsblatt".

Spanien: BIP im zweiten Quartal (2. Veröffentlichung) -0,1 Prozent nach -0,5 Prozent im Vorquartal. Die Erstschätzung lag bei -0,1 Prozent.

EU-Währungskommissar Rehn: Ab September wird die Troika ihre Arbeit in Griechenland wieder verstärken. Danach werde die EU wissen, welchen Finanzbedarf das Land ab 2015 habe.

EU-Währungskommissar Rehn: Die Krise in Europa ist noch nicht vorbei. Noch sei die Erholung gedämpft.

SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück lehnt einen zweiten Schuldenschnitt für Griechenland ab.

Die Grünen haben sich für einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland in mehreren Schritten ausgesprochen, sofern das Land im Gegenzug Reformen unternimmt.

AfD-Chef Bernd Lu von rund 78 Milliarden Euro. Angesichts eines Schuldenstands von mehr als 170 Prozent des BIP sei es nahezu ausgeschlossen, dass sich Athen in irgendeiner Weise am Kapitalmarkt frisches Geld besorgen wird können.

IWF: Es gab keine Beratungen über ein weiteres Hilfspaket für Griechenland

Freitag, 30. August:

Die finnische Regierung will angesichts einer schwächelnden Wirtschaft und einer alternden Bevölkerung umfangreiche Kürzungen im Sozialsystem umsetzen, um das "AAA"-Rating zu schützen. Unter anderem soll das Rentenalter steigen.

Portugal: Das Verfassungsgericht hat erneut Sparpläne der Regierung abgelehnt, da die geplanten Gesetzesartikel gegen die garantierte Sicherheit des Arbeitsplatzes für Staatsbedienstete verstießen. Ministerpräsident Pedro Passos Coelho wollte Staatsbedienstete unter bestimmten Umständen entlassen.

Griechenland: Die Geldgeber machen Druck bei der schleppenden Privatisierung und wollen den Bremsklotz der Athener Bürokratie loswerden. Nach Informationen der "FAZ" aus Kreisen wird die Troika der Regierung in Athen vorschlagen, dass ausländische Experten von Luxemburg aus griechischen Staatsbesitz verkaufen.

Zypern: Präsident Nikos Anastasiadis hält die Gefahr eines Staatsbankrotts für gebannt. Neue Hilfspakete sollten nicht mehr nötig werden, sagte er dem "Handelsblatt".

Bundesbankchef Weidmann hat für den geplanten europäischen Abwicklungsmechanismus für Banken ein konsequentes Vorgehen angemahnt. "Banken ohne tragfähiges Geschäftsmodell sollten nicht mit öffentlichem Geld am Leben gehalten werden", sagte er laut Reuters.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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