Kommentar
19:30 Uhr, 12.04.2013

Finanzkrise im Überblick: Finanzbedarf Zyperns noch höher!

Wochenende, 6./7. April:

Portugal: Das Verfassungsgericht hat vier Sparbeschlüsse der Regierung im Budget 2013 für verfassungswidrig erklärt. Es müssen nun andere Wege gefunden werden, wie das Haushaltsdefizit abgebaut werden kann. Einem Medienbericht zufolge entsteht durch das Urteil ein Finanzloch von rund 1,3 Milliarden Euro.

Gerüchte über eine neue Zwangsabgabe auf Zypern. Demnach soll auch Rückgriff auf die Einlagen bei den Genossenschaftsbanken genommen werden. Diese Behauptung war per SMS und E-Mail verbreitet worden. Finanzministerium und Zentralbank dementieren jedoch: Dies habe niemals zur Debatte gestanden, heißt es.

Bundesbank-Präsident Weidmann hat die japanische Geldpolitik kritisiert. "Wir sind uns auch im G20-Rahmen einig, dass die Lösung der Probleme nicht sein kann, einen Abwertungswettlauf zu beginnen, der am Ende nur Verlierer kennen wird", sagte er dem "Deutschlandfunk".

Bundesbankpräsident Jens Weidmann befürwortet ein "Abwicklungsregime" für Banken im Euroraum. "Ich glaube, es ist wichtig, aus Zypern die Lehre zu ziehen, dass Banken auch abgewickelt werden können", sagte er im Interview mit dem "Deutschlandfunk". Einlagen unter 100.000 Euro sollen aber "möglichst nicht angetastet werden".

Italien: Silvio Berlusconi fordert rasche Neuwahlen. In den aktuellen Wählerumfragen führt seine Mitte-Rechts-Koalition.

Auf Portugal kommen neue Probleme zu, nachdem das Verfassungsgericht einen Teil der Sparmaßnahmen für illegal erklärt hat. Das Urteil des Gerichts mache es für das Land sehr schwierig, die Bedingungen des Rettungspakets und die Haushaltsziele zu erfüllen", sagte Regierungssprecher Luis Marques Guedes.

Nach Informationen der "Welt am Sonntag" haben die Notenbanken in Spanien und Italien erneut Kreditsicherheiten zu großzügig bewertet. Banken, die diese Papiere einreichen, bekommen dadurch Finanzierungsvorteile von bis zu 12,4 Milliarden Euro. Und die EZB sichert im Gegenzug ihre Risiken schlechter ab, als es ihr eigenes Regelwerk vorsieht.

Frankreich muss seine Wachstumsprognosen für 2013 und 2014 erneut senken. Es werde nur noch mit einem BIP von +0,1 Prozent (bisher +0,8 Prozent) in diesem Jahr und +1,2 Prozent (bisher +2,0 Prozent) im kommenden Jahr gerechnet, sagte Finanzminister Moscovici in einem Radiointerview.

Zypern: Einem Medienbericht zufolge müssen die Kunden der Bank of Cyprus mit Einlagen von mehr als 100.000 mit einem Verlust von mehr als 50 Prozent rechnen.

Portugal: Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts hat Ministerpräsident Pedro Passos Coelho neue Einsparungen angekündigt. Demnach sollen die Ausgaben in den Bereichen Sozialversicherung, Gesundheit, Bildung und staatliche Betriebe gesenkt werden. Weitere Steuererhöhungen werden abgelehnt.

Montag, 8. April:

Die Kapitalflucht aus Zypern im Vorfeld der EU-Rettungsaktion war offenbar geringer als bisher angenommen. Im März seien Einlagen "in der Größenordnung von 1 Milliarden Euro" abgeflossen, berichtet das "Handelsblatt". Fachleute hatten mit einem stärkeren Geldabfluss gerechnet.

Rendite 2-jähriger spanischer Staatsanleihen sinkt erstmals seit Oktober 2010 unter die Marke von 2 Prozent.

Bundesfinanzminister Schäuble: Portugal muss nach der Entscheidung des Verfassungsgerichts neue Maßnahmen treffen.

Zyperns Zentralbankchef: Die endgültige Höhe des Verlustes für Anleger der Bank of Cyprus mit Guthaben von mehr als 100.000 wird im September bekannt gegeben.

Marktgerücht: Zypern benötigt noch in diesem Monat 75 Millionen Euro um seinen Verpflichtungen nachkommen und alle Gehälter auszahlen zu können.

Nach Angaben des griechischen Finanzministers Stournaras benötigen die Banken des Landes 50 Milliarden Euro zur Rekapitalisierung.

Zyprische Zentralbank: 22,5 Prozent der nicht gesicherten Einlagen der Bank of Cyprus bleiben bis September eingefroren.

Dienstag, 9. April:

Der japanische Finanzminister Aso hat Kritik aus dem Ausland an einer Schwächung des Yen zurückgewiesen. Bei der aktuellen Entwicklung handele es sich um eine Gegenbewegung zur übertriebenen Stärke der Währung in der jüngsten Vergangenheit, so Aso.

Nach den Worten von Fed-Präsident Bernanke dürfte die lockere Geldpolitik noch einige Zeit fortgesetzt werden. Zwar sei die Wirtschaft heute deutlich stärker als vor vier Jahren, "allerdings sind die Bedingungen eindeutig noch weit von dem entfernt, was wir gern sehen würden", sagte er laut Reuters.

Portugal: Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts zu den Sparbeschlüssen droht Fitch mit einer weiteren Abstufung der Kreditwürdigkeit. Die politische Unsicherheit sei dadurch wieder gestiegen, so die Ratingagentur.

Moody's bestätigt den negativen Ausblick für die Kreditwürdigkeit Spaniens ("Baa3"). Die Revision des Defizits 2012 habe die Bonität geschwächt, so die Ratingagentur. Moody's erwartet 2013 ein Haushaltsdefizit von 6,0 Prozent gemessen am BIP. Das Defizitziel der spanischen Regierung liegt bei 4,5 Prozent.

Handelsblatt: Trotz Schuldenkrise und milliardenschwerer Haftungsrisiken wollen heute 69 Prozent der Deutschen den Euro behalten, wie eine Forsa-Umfrage zeigt. Das ist der beste Wert seit der Einführung 2002. Zurück zur D-Mark wollen nur noch 27 Prozent.

IWF: Die Notenbanken sollten sich nicht durch Inflationssorgen von einer sehr lockeren, konjunkturstützenden Geldpolitik abhalten lassen. Solange die Inflationserwartungen weiterhin fest verankert seien, werde die Inflation auch bei einer zunehmenden wirtschaftlichen Erholung stabil bleiben.

Einer EZB-Studie zufolge sind die Bürger in den EU-Krisenländern deutlich vermögender als Deutsche. Demnach verfügt ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland über ein Vermögen von 51.400. Griechenland 101.900. Spanien 182.700. Zypern 266.900.

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Die Wahrscheinlichkeit für ein Auseinanderbrechen der Eurozone ist deutlich gesunken.

EZB-Ratsmitglied Nowotny: Der erste, undurchdachte Rettungsversuch Zyperns hat sich als großer Fehler herausgestellt +++ Zypern-Rettung war ein Spezialfall und dient nicht als Vorbild für die Zukunft.

Die EU-Kommission hat die Regierung Sloweniens zu raschen Reformen aufgefordert um eine drohende Banken- und Finanzkrise abzuwenden.

George Soros: Wenn Deutschland keine Eurobonds akzeptieren will, sollte es die Eurozone verlassen.

Mittwoch, 10. April:

US-Starinvestor George Soros: Die Zwangsabgabe auf Zypern war ein Fehler. Dadurch sei das Geschäftsmodell der europäischen Banken, das stark von Einlagen abhänge, untergraben worden.

Handelsblatt: Europas Banken steuern nach einer Untersuchung von McKinsey auf eine riesige Finanzierungslücke zu: Den Kreditinstituten fehlen langfristige Refinanzierungsmittel in Höhe von 1,2 Billionen Euro, so die Beratungsgesellschaft in einer Studie.

Nach Ansicht des finnischen Finanzministers wird der Rettungsplan für Zypern noch einmal abgeändert werden müssen.

BoJ-Chef Kuroda: Die Bank of Japan hat vorerst alles Nötige und Mögliche unternommen +++ Wir sind weiterhin entschlossen, das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen.

FOMC-Minutes: Einige Mitglieder haben sich für ein Ende von QE Ende dieses Jahres ausgesprochen +++ Einige Mitglieder erwägen eine Verringerung von QE Mitte des Jahres +++ Mehrheitlich halten die FOMC-Mitglieder aber an den Anleihekäufen fest.

Die EU-Kommission ist bereit, die Laufzeiten der Hilfskredite für die Euro-Krisenländer Irland und Portugal zu verlängern.

S&P erhöht den Ausblick für die Bonität Zyperns von negativ auf stabil. "CCC/C"-Rating bestätigt.

Griechenland: Laut der Statistikbehörde liegt das Staatsdefizit für 2012 bei 10 Prozent. Die Verschuldung hat gegen Ende des vergangenen Jahres bei 156,9 Prozent der Wirtschaftsleistung gelegen.

Donnerstag, 11. April:

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: "Wir können das Regierungshandeln nicht ersetzen, wir können keine Haushalte konsolidieren, keine Wettbewerbsfähigkeit herstellen oder Banken sanieren. Der überwiegende Teil der Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden müssen, liegt in der Verantwortung der Regierungen ("Stuttgarter Zeitung").

Handelsblatt: Zyperns Finanzminister Charis Georgiadis sieht durch die Zwangsabgabe auf Einlagen das Vertrauen in das Bankensystem grundsätzlich erschüttert.

Der Finanzbedarf Zyperns ist mit 23 Milliarden Euro (bislang 17 Milliarden Euro) deutlich höher als bisher bekannt. Der Eigenbeitrag, den die Mittelmeerinsel für ihre Rettung aufbringen muss, hat sich daher im Vergleich zu den bisherigen Planungen auf 13 Milliarden Euro (7 Milliarden Euro) beinahe verdoppelt.

Die EZB bekräftigt in ihrem Monatsbericht, die lockere Geldpolitik so lange wie nötig fortzusetzen.

BoJ-Chef Kuroda: Wenn die Wirtschaft und andere Indikatoren schnell wachsen, könnte die Geldpolitik schon angepasst werden bevor das Inflationsziel von 2 Prozent erreicht wurde.

IWF: Die expansive Geldpolitik zieht langfristige Risiken für den Finanzmarkt nach sich. Je länger die außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen fortgesetzt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit anschließend negativer Auswirkungen.

Laut US-Finanzminister Jack Lew muss der Kongress das Schuldenlimit bis zum 18. Mai angehoben haben.

Freitag, 12. April:

Japan: Notenbankchef Kuroda will sich beim Anleihekaufprogramm nicht auf einen Zeitraum von zwei Jahren festlegen lassen. Die Geldpolitik könne zeitlich nicht begrenzt werden, weil es unerwartete wirtschaftliche Veränderungen geben könnte, sagte er am Freitag.

EU-Währungskommissar Olli Rehn verlangt von Portugal ein Bekenntnis zum Sparkurs, wenn das Land weiter Finanzhilfen erhalten wolle. "Portugal muss die Löcher füllen, die die jüngste Gerichtsentscheidung gerissen hat", sagte er der "Welt".

Zypern lockert Kapitalbeschränkungen. Überweisungen innerhalb des Landes sind künftig wieder bis zu einer Summe von 300.000 möglich. Die Grenze für Auslandsüberweisungen wurde von 5.000 auf 20.000 angehoben. Bei Urlaubsreisen dürfen die Zyprer 2.000 (bisher 1.000) an Bargeld mitnehmen.

Italien: Forschungsinstitut Ref rechnet 2013 mit einem Haushaltsdefizit von 3,2 Prozent des BIP. Die Regierung in Rom rechnet nur mit einer Haushaltslücke von 2,9 Prozent.

Italien: Die Staatsverschuldung ist im Februar auf 2,017 Milliarden Euro gesunken von 2,023 Milliarden Euro im Vormonat.

Die Euro-Finanzminister haben dem Hilfspaket für Zypern zugestimmt. Das Gesamtvolumen der Hilfen beläuft sich wie bisher geplant auf 10 Milliarden Euro. Außerdem unterstützt die Eurogruppe die von der Troika vorgeschlagene Laufzeitverlängerung der Hilfskredite an Portugal und Irland um durchschnittlich sieben Jahre.

Laut einem Sprecher der zyprischen Regierung wird es keine neuen Haircuts bei Bankeinlagen geben.

Zypern: Zentralbankchef Panicos Demetriades hält die Unabhängigkeit der Notenbank für gefährdet. Die Regierung wolle Gold ohne Absprache verkaufen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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