Finanzkrise erreicht Schiffsmarkt
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Hamburg (Fonds-Reporter.de) - Die schlechten Meldungen aus dem Schiffsmarkt überschlagen sich: Die Charterraten fallen, Linienreedereien wie Maersk legen Schiffe still, weil die Charterraten nicht mehr die laufenden Fahrtkosten decken und die ersten Emissionshäuser wickeln ihre Fonds ab, weil die Anschlusscharter zu optimistisch kalkuliert war. "In den letzten Wochen hat es bereits Stornierungen von Neubauaufträgen auch durch deutsche Reeder gegeben", erklärt Dr. Albrecht Gundermann von der Geschäftsleitung der Maritim Equity Beteiligungsgesellschaft mbH (Maritim Equity).
Die bislang völlig ausgebuchten Werften suchen plötzlich nach Käufern und müssen Schiffe zu günstigeren Preisen anbieten, so Gundermann weiter. Seit Jahresanfang sank der Charterraten-Index des britischen Frachtmaklers Howe Robinson bereits von 1.400 auf unter 800 Punkte, Tendenz weiter fallend. Damit habe der Branchenindikator allein in den letzten vier Wochen um mehr als 205 Punkte nachgegeben und liege nun rund 43 Prozent niedriger als zu Jahresbeginn.
Das zyklische Geschäft mit der maritimen Transportkapazität leide immer stärker unter der nachlassenden Weltkonjunktur. "Wir erleben das Ende einer fünfjährigen Aufschwungphase", so Gundermann. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) werden 2009 nur noch 3 Prozent Weltwirtschaftswachstum erreicht. Auch der Welthandel, der zu 95 Prozent über den Seeweg abgewickelt werde, wachse mit geschätzten 4,1 Prozent deutlich langsamer. 2007 hatte die Weltwirtschaft noch um 5 Prozent zugelegt und der globale Handel wuchs um 7,2 Prozent.
Die Reedereien erleiden aber nicht nur sinkende Einnahmen. Hinzu komme noch, dass die für Schiffskäufe nötige Fremdfinanzierung immer schwerer zu bekommen sei. Die Banken vergeben auch in der Schiffsbranche neue Kredite nur noch sehr zögerlich und verlangen höhere Eigenkapital-Quoten und höhere Zinsen. Für das vierte Quartal 2008 hätten alle schiffsfinanzierenden Banken die Kreditvergabe sogar völlig eingestellt. Für mindestens ein Viertel der bestellten Schiffe gebe es überhaupt noch keine Finanzierungsverträge.
Zu den Gewinnern gehören laut Maritim Equity eigenkapitalstarke Investoren, die jetzt die jetzt zu Vorzugspreisen in den Markt einsteigen können. Dazu zählt sich das Emissionshaus auch selbst. Maritim Equity hält nach eigenen Angaben schon jetzt über 30 Millionen Euro bereit, denn das Emissionshaus sammelt für seine Fonds zuerst das Kapital bei den Anlegern ein, um es danach zu investieren.
"Anleger laufender Schiffsbeteiligungen müssen im Allgemeinen keine Angst vor der Marktlage haben", beruhigt Gundermann. "Gut konzipierte Fonds haben Abschwungphasen wie diese einkalkuliert." Der traditionell sehr volatile Frachtermarkt durchlaufe regelmäßig alle vier bis fünf Jahre Abschwungphasen, zuletzt nach dem 11. September 2001. Besonders entschuldete Schiffsbeteiligungen wirken jetzt stabilisierend auf gebeutelte Anlegerportfolios. "Neu emittierte Fonds mit teuren Schiffen werden aber Probleme bekommen, wenn sie ihre Anschlusscharter innerhalb der Abschwungphase aushandeln müssen", ergänzt Gundermann.
Der negative Trend auf den Chartermärkten dürfte sich eine Weile fortsetzen. Marktinsider sehen die Zukunftsperspektiven des Seehandels mittelfristig aber wieder positiv. "Nach solchen Abschwungphasen geht es immer wieder nach oben", so Gundermann. "Mittel- bis langfristig sind die Aussichten für die Containerschiffahrt gut."
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