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11:21 Uhr, 16.09.2024

Finanzindustrie fordert Reform des Verbriefungsmarktes

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Eine Experteninitiative der Finanzindustrie hat einen umfassenden Bericht mit konkreten Maßnahmen zur Stärkung des Verbriefungsmarktes an das Bundesfinanzministerium übergeben. Unter der Schirmherrschaft von Manfred Knof, CEO der Commerzbank und Vorstandsmitglied des Bankenverbandes, seien in den vergangenen Monaten Vorschläge erarbeitet worden, um den europäischen Verbriefungsmarkt gezielt zu reformieren und sein volles Potenzial auszuschöpfen, teilte der Bundesverband deutscher Banken mit.

"In den vergangenen Jahren haben wir als Finanzindustrie deutlich auf die Bedeutung von Verbriefungen hingewiesen, aber auf der politischen und regulatorischen Ebene nur wenig Resonanz erfahren", betonte Knof in seiner Rede. Inzwischen würden Verbriefungen wieder als wichtiges und sinnvolles Instrument wahrgenommen. "Denn sie stellen die Brücke zwischen der bankbasierten Unternehmensfinanzierung und den Kapitalmärkten dar. Gerade deshalb sind sie nahezu unverzichtbar, um genügend Kapital für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu mobilisieren." Knof nannte in diesem Zusammenhang die "dringend erforderliche grüne und digitale Transformation".

Der Bericht des Bankenverbandes und der True Sale International biete eine tiefgehende Analyse der aktuellen Hemmnisse für den Verbriefungsmarkt sowie klare Reformvorschläge auf europäischer und nationaler Ebene. "Um den Verbriefungsmarkt nachhaltig zu stärken, benötigen wir eine ganze Reihe von Nachbesserungen an verschiedenen Stellen der Regulierung", erklärte Knof. Er wies dabei besonders auf die hohe Komplexität der europäischen Verbriefungsverordnung hin, die für hohe Transaktionskosten sorge und viele Investoren in andere Anlageformen treibe.

Zentraler Schwerpunkt des Berichts sei es, unnötige bürokratische Hürden abzubauen, die Kapitalanforderungen für risikoarme Verbriefungen zu senken und so den Markt für Investoren attraktiver zu machen. "Wirkungsvolle Maßnahmen hier könnten den Markt in Schwung bringen und langfristig weitere Investoren anziehen", so Knof. Er appellierte an die politischen Entscheidungsträger, das derzeitige Momentum zu nutzen. "Verbriefungen sind vor allem aufgrund ihrer besonderen Brückenfunktion unverzichtbar für die Finanzierung der wirtschaftlichen Transformation", sagte er. "Und genau deshalb müssen wir den Verbriefungsmarkt schleunigst in Gang bringen."

Um die verschiedenen Segmente des EU-Verbriefungsmarkts langfristig auch für weitere Investoren attraktiv zu gestalten und die Marktaktivität zu erhöhen, sollten laut dem Bericht in einem ersten Schritt Banken, die insbesondere als Originatoren von Bilanzverbriefungen und als Investoren von Öffentlichen ABS-Transaktionen und privaten Verbriefungen auftreten, neben einer zielgerichteten Vereinfachung der Regulierung durch mehrere Maßnahmen gestärkt werden. "Perspektivisch muss der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht den Ansatz zur Errechnung der Eigenkapitalanforderungen komplett überarbeiten, um überproportional hohe Kapitalanforderungen abzusenken", heißt es darin.

Als Übergangslösung schlägt der Bericht unter anderem Anpassungen vor, die die Eigenkapitalunterlegung für die risikoarmen Tranchen reduzieren. Die Erleichterung für Verbriefungen bei der Berechnung des Output Floors sollte beibehalten werden. Prozesse zur aufsichtlichen Prüfung (SRT-Prozesse) sollten zudem verschlankt werden. Dies gelte insbesondere für Verbriefungen, deren Prozesse immer wieder nach demselben Schema ablaufen. Verbriefungen für Bankinvestoren gelte es außerdem durch bessere Anrechenbarkeit in bankaufsichtlichen Liquiditätsmaßen (LCR) attraktiver zu machen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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