Kommentar
11:14 Uhr, 27.12.2005

Fidelity rechnet 2006 mit stabilen Rentenmärkten

Fidelity International erwartet, dass auf den Anleihemärkten weiterhin stabile Erträge bei niedrigem Risiko möglich sind. Die Analysten und Fondsmanager von Fidelity, die das weltweit größte Expertenteam einer Fondsgesellschaft bilden, sehen besonders bei Unternehmensanleihen großes Gewinnpotenzial. Wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Investieren sei weiterhin eine sorgfältige Auswahl der Einzeltitel.

Die internationalen Anleihemärkte werden auch 2006 zahlreiche Investmentgelegenheiten bieten, meinen die Rentenexperten von Fidelity. Ian Spreadbury, Fondsmanager des Fidelity Funds - European High Yield Fund hält eine Renditeerwartung im mittleren bis hohen einstelligen Bereich für das kommende Jahr für realistisch. "Festverzinsliche Wertpapiere versprechen weiterhin stabile Erträge. Deshalb bleiben sie die erste Wahl, wenn Anleger ihr Portfolio durch Geldanlagen mit weniger Risiko als Investments in Aktienfonds ergänzen möchten."

Gleichzeitig kritisierte Spreadbury, dass viele deutsche Anleger aus Angst vor Verlusten zu einseitig auf Renten und Rentenfonds setzen. "Manche Investoren stecken hohe Summen in Anleihen und schießen damit übers Ziel, ein ausgewogenes Portfolio zusammenzustellen, weit hinaus." Zwischen Januar und November 2005 flossen in Deutschland netto 29,9 Milliarden Euro in Rentenfonds; in Aktienfonds dagegen netto 2,2 Milliarden Euro. Trotz der großen Nachfrage nach Rentenwerten sieht Spreadbury keine Anzeichen dafür, dass der Markt überhitzt ist oder gravierende Kurskorrekturen bevorstehen.

Anleihen, mit denen Unternehmen ihren Kapitalbedarf decken, werden nach Ansicht des Fidelity Expertenteams auch 2006 eine sehr hohe Qualität besitzen. In jüngster Zeit hätten sich zahlreiche Konzerne auf ihre Kernkompetenzen, die Tilgung von Schulden oder sogar das Anhäufen von Barbeständen fokussiert. Hinzu käme ein historisch niedriger Stand bei den Kreditausfällen. Daher seien die Risiken im Anleihegeschäft überschaubar. "Besonnene Fondsmanager werden durch gute Analyse risikoreiche Unternehmen identifizieren und vermeiden können", sagte Spreadbury.

Unternehmensanleihen stehen auf der Beliebtheitsskala derzeit höher als Staatsanleihen. "Ihnen ist in den vergangenen zwölf bis 18 Monaten sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt worden. Manche Titel haben so viel Anlegergeld angezogen, dass sie derzeit leicht überbewertet sind. Trotzdem sehe ich viele lohnenswerte Anlagechancen in diesem Segment", so Spreadbury. Schließlich böten Anleihen von Unternehmen nach wie vor ein größeres Gewinnpotenzial als Staatspapiere.

Mit Spannung erwartet das Fidelity Expertenteam, wie sich der Führungswechsel bei der US-Notenbank auswirken wird. Anders als sein Vorgänger Alan Greenspan wird der neue Notenbankchef Ben Bernanke ein festgestecktes Inflationsziel verfolgen. Bernanke werde diese Marke schnell festsetzen, um Glaubwürdigkeit als Gegner einer zu hohen Inflation zu erlangen. Auf dem amerikanischen Rentenmarkt seien zwei weitere Zinsschritte der Notenbank bereits eingepreist. Allerdings weisen Andeutungen der Währungshüter auf ein mögliches Ende der Zinssteigerungspolitik hin.

In Europa werden die Zentralbanken unterschiedlich auf die wirtschaftliche Entwicklung reagieren. Die Zinsen in Großbritannien werden kurzfristig noch stabil bei 4,50 Prozent bleiben. Fidelity wertet dies als ein Plus für die Anleihenmärkte. Die Europäische Zentralbank, die für das Zinsniveau in der Eurozone verantwortlich ist, hat am 01. Dezember 2005 erstmals seit 2000 die Zinsen auf 2,25 Prozent erhöht. Weitere Steigerungen sind zwar nicht auszuschließen - ihr Ausmaß wird allerdings gering sein, um die zaghafte wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden.

Die Null-Prozent-Zinspolitik in Japan wird mittel- bis langfristig enden. Die Bank of Japan hat zwar angekündigt, eine straffere Geldpolitik anzustreben, dennoch erwartet Fidelity nicht, dass sich das kurzfristig auswirkt. Schließlich sei die Erholung der japanischen Wirtschaft bisher nur zaghaft zu spüren.

Vor diesem Hintergrund bieten sich weltweit günstige Investmentchancen auf den wichtigsten Anleihemärkten. "Die Veränderungen bei den Zinsen sowie die wirtschaftliche Entwicklung bilden ein stabiles Umfeld für Anleihen. Diese spielen auch 2006 ihre Stärke als schwankungsarme Ergänzung eines Portfolios aus", erklärte Spreadbury. Auf der Basis von realistischen Erwartungen und einer sorgfältigen Einzeltitelauswahl seien bei niedrigem Risiko sogar überdurchschnittliche Gewinne möglich.

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.286 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen von 10,38 Mrd. Euro, vertreibt 100 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 160 Mitarbeiter (Stand: 30.06.2005).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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