Kommentar
09:03 Uhr, 08.02.2005

Feste Wochentendenz an den Aktienbörsen

Feste Wochentendenz an den internationalen Aktienbörsen. Insbesondere in Europa zogen die Bewertungen nach freundlichen Geschäftszahlen an. Die Fed setzte wie erwartet ihren moderaten Zinserhöhungskurs fort. Der schwache amerikanische Arbeitsmarktbericht vom Freitag konnte die Stimmung kaum trüben.

In der abgelaufenen Handelswoche konnten sich die US-Börsen erneut freundlich entwickeln. Bereits zu Wochenbeginn hatte der erfreuliche Wahlverlauf im Irak für eine positive Grundstimmung gesorgt und den Ölpreis sinken lassen. Die Konjunkturdaten boten ein uneinheitliches Bild: Zwar ging die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der zurückliegenden Woche entgegen den Erwartungen zurück. Jedoch blieb der Stellenzuwachs im Januar hinter den Erwartungen. Zudem stieg die Produktivität außerhalb des Agrarsektors im vierten Quartal weniger als vorausgesagt und die Industrieunternehmen verzeichneten im Dezember ein überraschend schwaches Auftragsplus. Der Zinsschritt der Notenbank von 25 Basispunkten blieb ohne nennenswerte Reaktion, bestätigte aber das insgesamt robuste Konjunkturszenario.

Die Mehrheit der S&P-500 gelisteten Unternehmen hat inzwischen Quartalszahlen vorgelegt. Positive Resonanz fand vergangene Woche der Luftfahrtkonzern Boeing. Trotz eines Gewinnrückgangs im abgelaufenen Zeitraum wurden die Marktschätzungen übertroffen. Ebenfalls gute Ergebnisse präsentierten ExxonMobil und Walt Disney. Unter den Prognosen blieb dagegen Starbucks, woraufhin die Titel der Coffeeshopkette kräftig unter Abgabedruck gerieten. Im Finanzbereich legten Citigroup und American Express spürbar zu, nachdem jeweils Pläne zur Abtrennung von Unternehmensteilen und stärkeren Fokussierung auf das Kerngeschäft bekannt wurden. Nach der Ankündigung von SBC Communications, die ehemalige Muttergesellschaft AT&T für 16 Mrd. USD zu übernehmen, sorgten Presseberichte für weitere Fusionsspekulationen im Telekomsektor. Im Technologiebereich wechselten sich Licht und Schatten ab. Während der Internetsuchmaschinenbetreiber Google mit einem beeindruckenden Gewinnanstieg von 700 Prozent die Anleger in Euphorie versetzte, hinterließ das Quartalsergebnis des Onlinehändlers Amazon.com bei den Marktteilnehmerm enttäuschte Gesichter. Der Kurs rutschte um über 13 Prozent ab. Ein positives Echo fand die Erhöhung der Umsatz- und Gewinnprognose vom Softwarespezialisten Adobe Systems.

Der Aktienmarkt in Japan kam in den vergangenen Tagen zunächst nicht von der Stelle. Verhalten ausgefallene Geschäftszahlen und vereinzelte Gewinnwarnungen dämpften die Stimmung an der Tokioter Börse. Beispielsweise revidierte der Elektronikkonzern Hitachi seine Gewinnerwartung für das laufende Geschäftsjahr nach unten. Ferner hat Konkurrent Pioneer wegen fallender Preise und schwacher Margen der Kernprodukte einen Nettoverlust von acht Milliarden Yen im Gesamtjahr angekündigt. Erst am heutigen Montag hellte sich aufgrund der sehr freundlichen Vorgaben aus den USA die Stimmung auf.

An den europäischen Aktienmärkte herrschte in den letzten Tagen ein freundliches Börsenklima. Gute Quartalsdaten kamen unter anderem von der französischen Mediengesellschaft Vivendi. Einen bitteren Rückgang mussten dagegen die Anleger bei Alcatel hinnehmen. Der Technologiekonzern konnte mit seinen Zahlen für 2004 die Erwartungen nicht erfüllen und will für das letzte Geschäftsjahr keine Dividende zahlen. Der Kurs gab daraufhin um fast 14 Prozent nach. In Deutschland kletterte der Standardwerteindex DAX am Freitag über die Marke von 4.300 Punkten. Unternehmenszahlen legte hier der Konsumgüterhersteller Henkel und die Deutsche Bank vor. Beide Konzerne übertrafen die Marktprognosen und ihre Kurse legten nach der Veröffentlichung zu. Die Papiere der Deutschen Bank stemmten sich damit auch gegen die Kritik in der Öffentlichkeit, dass trotz des guten Ergebnisses in diesem Jahr weltweit 5.200 Arbeitsplätzen abgebaut werden sollen. An den internationalen Kapitalmärkten fand das Vorhaben der Kostenreduzierung, um das selbstgesteckte Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zu erreichen, breite Unterstützung. Wochengewinner im DAX waren jedoch die Titel des Versorgers RWE, die einen Zuwachs von über 10 Prozent verbuchten. Die Konjunkturentwicklung hatte dagegen nur wenig Einfluss. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Rahmen von Hartz IV auf über 5 Mio. Personen kam nicht überraschend. Der Rat der Europäischen Zentralbank beließ unterdessen seinen Hauptrefinanzierungssatz unverändert bei 2,0 Prozent.

Ausblick: Die Quartalsberichtsaison wird sich in den nächsten Tagen vor allem in Europa weiter fortsetzen. Hinzu kommen von Konjunkturseite mehrere Kennzahlen, welche gegebenenfalls Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnten. Aus den USA sind dies unter anderem Angaben zu den Verbraucherkrediten, dem Großhandel sowie die Entwicklung der Handelsbilanz im Dezember. Diesseits des Atlantiks stehen die neusten Daten zur Industrieproduktion in Großbritannien und Frankreich auf der Agenda.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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